Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
dann siehst du zu, dass du hier wegkommst.“
„Und was machst du?“
Er richtete sich auf, in seiner ganzen brutalen Pracht – wie ein Dämon, den man in die Ecke getrieben hat. „Ich werde meine Frau beschützen.“
30
Als Cadeon sich in den dichten Nebel stürzte, rannte sie hinter ihm her. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn wieder einer der Pfeile mit einem dumpfen Geräusch in ihm stecken blieb. Wieder und wieder zog er sie heraus und warf sie beiseite, wo sie mit leisem Klappern auf das Holz fielen.
Mit jeder Sekunde schritt seine Verwandlung weiter fort. Im gleichen Maß, wie er dämonischer wurde, wuchsen seine gewaltigen Muskelstränge. Obwohl er verletzt war, schirmte er ihren Körper nach wie vor mit seinem ab, so wie er es in jener ersten Nacht getan hatte.
Nicht nur für Geld. Sondern weil er glaubte, dass sie die Seine war.
Er forderte sie mit einer Geste auf, sich aus seiner Deckung zu lösen und zum Wagen zu laufen. Sie könnte den Motor anlassen, aber unter gar keinen Umständen könnte sie ihn hier zurücklassen …
Mit grauenhaftem Gebrüll griff Cadeon die Bogenschützen an. Gerade sprang er über die Felsen hinweg, hinter denen sie Deckung gesucht hatten, als Holly eine weibliche Stimme rufen hörte: „ Cade ?“
Schwankend gelang es ihm, mitten im Lauf innezuhalten. Eine Frau zeigte sich und fragte mit gebieterischer Stimme: „Was genau tust du mit dem Gefäß?“
Cadeon kannte auch diese Frau? Sie hatte langes, wallendes braunes Haar, spitze Ohren und eine schlanke, perfekte Figur. Sie war von überirdischer Schönheit, ihr Gesicht strahlte.
Und sie kannten einander. Noch eine unnatürlich schöne Frau, die auf irgendeine Art und Weise mit Cadeon verbunden war. Nïx, Imatra – Augenblick, Imatra konnte sie streichen …
Was hatte er bloß ständig mit all diesen hinreißenden Frauen zu schaffen?
„Warum zum Teufel schießt du auf mich?“, fuhr er sie an. „Nach alldem, was wir durchgemacht haben, hatte ich anderes von dir erwartet, Fee!“
„Ich habe nicht gesehen, dass du es warst.“
Sie hatten also irgendetwas gemeinsam durchgemacht. Wie ungewöhnlich.
Cade starrte Tera wütend an, die halsstarrig das Kinn hob.
„Wer ist das?“, fragte Holly hinter seinem Rücken.
Ohne den Blick von Tera zu lassen – sie hatte nach wie vor einen Pfeil mit gespannter Sehne auf ihn gerichtet –, sagte Cade: „Tera gehört zum Edlen Feenvolk. Während der letzten Talisman-Tour habe ich ihr wenigstens ein Dutzend Mal das Leben gerettet.“
Tera hob die Augenbrauen. „Ich glaube, ich habe mich auch das ein oder andere Mal revanchiert, Dämon.“
„Du hast an der Talisman-Tour teilgenommen?“, sagte Holly mit bewundernder Stimme, sodass sich seine Schultern aus eigenem Antrieb strafften.
Was der schlauen Tera nicht entging.
„Wieso bist du hier?“, fragte er barsch. Er verzog das Gesicht, als ihn auf einmal ein Schwindelgefühl packte. Dann schüttelte er sich.
„Ich würde mich wesentlich wohler fühlen, das zu besprechen, wenn wir erst einmal erfahren dürften, was du mit ihr vorha…“
„Sprich Dämonisch!“, unterbrach er sie.
Tera sprach sämtliche Sprachen und antwortete ihm auf Dämonisch. „Du willst das Gefäß zu einem bösen Hexenmeister bringen, Cade. Das werden die Faktionen nicht einfach so ignorieren.“
Er kniff die Augen zusammen. „Wirst du mich töten, um sie mir wegzunehmen?“
„Was bedeutet sie dir?“
„Sie ist … die Meine.“
Teras Augen weiteten sich kurz. „Ich hatte dir doch gesagt, du sollst die Hexe vergessen. Hab ich’s dir nicht gesagt?“
„Ja, ja“, sagte er. Er fragte sich, warum sich seine Zunge so schwer und dick anfühlte.
Tera warf Holly einen prüfenden Blick zu. „Hmm. Ich spüre, dass sie sowieso weitaus besser zu dir passt. Nun, du musst wohl irgendeinen Plan in der Hinterhand haben – es wäre dir unmöglich, sie preiszugeben.“
So sah es wohl aus. Warum glaubten eigentlich alle Weiber, dass er nicht imstande wäre, Holly aufzugeben? Nïx, Imatra, und jetzt auch noch Tera.
Weil sie nicht wussten, wie dicht er mit dem Rücken zur Wand stand.
Statt auf ihre Frage zu antworten, sagte er einfach nur: „Ich habe neunhundert Jahre auf sie gewartet, Tera.“
„Ich erinnere mich“, sagte sie. „Und ich bin glücklich, dass das Warten für dich ein Ende hat. Ist es möglich, dass deine Frau bereits dein Kind trägt?“
Diese Frage ließ ihn vollkommen erstarren, während sein Herz wie wild schlug.
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