Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
hinzu: »Aber vergiss nicht, dass ich in nächster Zeit extrem beschäftigt sein werde. Ich muss den neuen Hinweisen folgen und Ivo jagen.«
Sie schenkte ihm ihre beste Eisköniginnenmiene. »Selbstverständlich. Ich verstehe.«
Aber war dem wirklich so? Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie tief in ihrem Innersten darauf gehofft hatte, ihn dazu überreden zu können, bei ihr zu bleiben. Bedauerlicherweise hatte es sich anders entwickelt, aber das spielte letztlich keine Rolle. Immerhin hatte sie jetzt einen erstklassigen, sicheren Ort, an dem sie sich eine Zeit lang verstecken konnte, und das war das Einzige, was wirklich zählte. Wenn er darauf verzichten wollte, noch mehr von diesem exquisiten Vergnügen zu erleben, das sie soeben miteinander geteilt hatten, war das sein Pech.
Was bedeutet, es ist auch mein Pech …
»Dann leb wohl«, sagte er und war schon verschwunden, ehe sie noch irgendetwas sagen konnte.
Als sie allein war, zuckte sie gleichgültig mit den Schultern, als ob sie nicht im Mindesten verletzt wäre. Aber es war leichter, ihm etwas vorzumachen als sich selbst. Also ignorierte sie den stechenden Schmerz in ihrem Herzen und fuhr damit fort, die Zimmer zu dekorieren. Es würden vermutlich einige Tage vergehen, ehe sie ihn wiedersah …
Stunden später lag sie auf dem unbezogenen Bett des großen Schlafzimmers, das sie der kleinen Kammer vorzog, in die er sie gesteckt hatte. Ein wunderbar eisiger Wind wehte durch die Türen und Fenster hinein, die sie geöffnet hatte, um der eisigen Nacht Einlass zu gewähren. Sie war erschöpft nach all ihren Anstrengungen, aber hocherfreut über die Fortschritte, die sie gemacht hatte. Eiszapfen verschönten sämtliche Balken und Türen, und alle Wände waren mit Eistapeten bedeckt.
Und trotzdem blickte sie skeptisch drein. Die von Eis überzogenen Wände schienen keinerlei Charakter zu haben, das makellose Eis wirkte in ihren Augen öde. Diese glatten Eisflächen irritierten sie, wie es ein unangenehmer Geruch oder ein disharmonischer Ton tun würden. Und diese Irritation war stark, so stark wie die Anziehungskraft, die dieser Ort auf sie ausgeübt hatte.
Sie erhob sich und ging zum Schlafzimmerfenster. Sie blickte auf die dunklen Wälder, die das Anwesen umgaben, und dann wieder auf die Wände. Draußen – drinnen. Falsch .
Unfähig, es länger auszuhalten, erschuf sie einen kleinen Speer aus Eis, baute ihn Schicht um Schicht auf. Sobald sie damit fertig war, widmete sie sich mit ihrem provisorischen Meißel der Wand und schlug damit auf die Eisschicht ein. Einmal und noch einmal. Und dann wieder und wieder, bis sich sonderbare Muster abzeichneten.
Murdoch würde nicht nach Sibirien zurückkehren. Ich habe es sieben Tage lang geschafft, also schaffe ich es auch noch weitere sieben Tage lang.
Er war die ganze Nacht lang verschiedenen Hinweisen nachgegangen, und die Morgendämmerung war nicht mehr fern. Lukyan und Rurik waren bereits nach Mount Oblak zurückgekehrt.
Aber in Sibirien würde es dunkel sein.
Ruhepausen waren für Murdoch gefährlich. Sie erschwerten es, der Verlockung, zu Daniela zurückzugehen, zu widerstehen.
Nein, er weigerte sich. Nur wegen dieser Erweckung sollte er sich also geschlagen geben? Den vollständigen Kontrollverlust tolerieren? Eine komplette Neudefinierung seiner Persönlichkeit gutheißen?
Er war fest entschlossen, nicht wie ein liebeskranker Junge zu ihr gekrochen zu kommen, vor allem nachdem es ihr offensichtlich vollkommen gleichgültig gewesen war, als er sie in jener letzten Nacht verlassen hatte. Und sie hatte ihn seitdem nicht ein einziges Mal angerufen.
Ein Teil von ihm nahm es ihr übel, wie leicht sie ihn manipuliert hatte. Ein anderer Teil war sauer über ihren Eingriff in seine Privatsphäre. Doch das hieß noch lange nicht, dass er unter Junggesellenpanik litt, wie sie ihm vorgeworfen hatte. Eine Anschuldigung, die praktischerweise alle Schuld auf ihn schob, während sie die Schwierigkeiten ignorierte, die sie als Braut nun einmal mit sich brachte.
Wenn in diesem Zeitalter schon die Zahnbürste einer Frau das Symbol für das Eindringen in die männliche Privatsphäre war, was bedeuteten dann erst zwei Koffer?
Also hatte er sich die ganze letzte Woche über so gut wie möglich beschäftigt und sich bemüht, nicht an sie zu denken. Zusammen mit Lukyan und Rurik war er allen Hinweisen gefolgt, die er mit Daniis Hilfe zusammengetragen hatte, und sie waren Ivo mit jedem einzelnen ein kleines
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