Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
Mutter.
Sie wiederzusehen. Es waren inzwischen nur Wochen vergangen, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Es schien sie zu verwirren, ihn hier vorzufinden, aber sie musste doch wissen, dass er sie nicht einfach gehen lassen würde.
Er vermochte ihre Miene nicht zu deuten. Empfand sie denn nicht das kleinste bisschen Freude, ihn zu sehen? Dann setzte sein Herz für einen Moment aus, als er plötzlich begriff. Ich bin zu spät.
Oh ihr Götter, Murdoch war hier. Er starrte sie aus wilden Augen an, seine Lippen und Hände waren erfroren und sein Gesicht war vollkommen wund.
Er hatte den Weißen Tod durchquert? Um mich zu sehen.
Jádian strahlte eine unheimliche Ruhe aus. »Ich schlage vor, wir werfen ihn wieder hinaus und lassen die Kälte den Rest erledigen.«
»Murdoch, wie bist du denn hierhergekommen?«, sagte sie und ignorierte den Vorschlag absichtlich.
»Ich bin deinen Erinnerungen gefolgt. Aber das Portal war … sehr weit weg.«
»Meine Erinnerungen«, wiederholte sie leise. Also hatte er sie tatsächlich zusammen mit ihrem Blut in sich aufgenommen. »Warum bist du hier?«
»Darf ich mit dir reden? Allein. Bitte, Daniela, nur ein paar Minuten deiner Zeit.«
»Meine Königin, das ist doch lächerlich«, sagte Jádian. »Habt Ihr denn vergessen, was er Euch das letzte Mal angetan hat?«
Murdoch warf ihm einen mörderischen Blick zu, dann wandte er sich wieder ihr zu. »Ich habe eine Idee: Es gibt einen Weg, wie wir zusammen sein können.«
»Was? Wie?«
»Als ich von dir trank … «
»Wieso musst du mich daran erinnern?« Ihre Hand griff an ihren Hals.
»Weil ich jetzt weiß, wieso dein Blut auf mich so unwiderstehlich wirkte.«
»Weil du ein Parasit bist«, warf Jádian ein.
»Jádian!«
»Er hat vor, Euch noch einmal zu beißen.«
»Das hat er selbstverständlich nicht vor. Murdoch, sag’s ihm.«
»Daniela, bitte sprich mit mir allein.« Irgendwie gelang es ihm, auf die Füße zu kommen. »Ich schwöre dir, nichts zu tun, dem du nicht zustimmst.«
Seine Worte machten sie neugierig. Er hatte weder versprochen, ihr nicht wehzutun, noch, sie nicht zu beißen, und dennoch spürte sie, dass von ihm keinerlei Bedrohung ausging. »Nun gut.« Sie wandte sich mit erhobenen Brauen Jádian zu. Nach kurzem Zögern wandte er sich in eisernem Schweigen zum Gehen.
Sobald sie allein waren, fragte Murdoch: »Wirst du ihn heiraten?«
»Was? Nein!«
»Nïx sagte mir, du würdest es tun.«
»Dann war sie wohl ein bisschen durcheinander, oder aber du hast dich verhört. Jetzt erzähl mir alles. Was hast du gerade gemeint?«
»Ich habe davon geträumt, aus deinem Hals zu trinken, Daniela, bevor ich es dann tatsächlich getan habe. Immer wieder und immer stärker, während wir uns auseinandergelebt haben. Jede Nacht. Jetzt bin ich davon überzeugt, dass dies der Weg ist, wie wir zusammen sein können.«
»Ich verstehe nicht.«
»Mit deinem Blut in meinen Adern fühlte sich alles für mich warm an. Meinen Brüdern war kalt, aber ich konnte es in der Nähe des Feuers einfach nicht aushalten. Dein Blut hat mich kalt gemacht.«
»Das kann nicht stimmen. Ich kann dich nicht in einen Eisfeyden verwandeln.«
»Nein, aber ich kann gewisse Eigenschaften deiner Art übernehmen«, sagte Murdoch.
»Hast du dann auch die Zeichen auf deiner Haut? Macht die Sonne dir nichts mehr aus?«
Er schüttelte den Kopf. »Die Haut unter meinen Augen hatte sich bläulich verfärbt, aber auf meinem Körper zeigten sich keinerlei Zeichen. Und als ich meine Haut probeweise der Sonne aussetzte, verbrannte sie trotzdem während der Zeit, als ich gegen die Kälte immun war.«
»Immun? Und warum frierst du dann jetzt? Wie kommt es, dass du Erfrierungen erlitten hast?«
Er fuhr sich mit der bandagierten Hand über den Nacken. »Die Wirkung hielt nur ein paar Tage an.«
»Damit das Ganze funktioniert, müsste ich also diese Schmerzen noch einmal ertragen?«
»Ein letztes Mal. Aber danach würde ich dir nie wieder Schmerzen bereiten, wenn ich immer alle ein, zwei Tage von dir trinke. Wir könnten zusammen sein.« Seine Stimme wurde leiser, tiefer, und seine Augen flackerten schwarz. »Mit allem, was dazugehört.«
Ihre Gedanken überschlugen sich. Doch dann erinnerte sie sich, was nach dem letzten Biss geschehen war. »Aber ich wurde ohnmächtig.«
»Ich habe zu viel getrunken«, sagte er mit beschämter Miene. »Diesmal wäre es anders. Ich weiß, dass ich dein Vertrauen nicht verdiene, aber ich bitte dich trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher