Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
Spektralwesen aus dem Weg gehen und Val Hall stürmen könnte, hatten sie sich auf einmal für Nïx geteilt, die gemächlich aus dem Herrenhaus spaziert kam.
»Darum werde ich dir nicht verraten, wo sie ist«, fuhr sie fort. Sie kaute Kaugummi und trug ein pinkfarbenes T-Shirt, auf dem stand: Jedi Kitty .
»Nïx, ich bin Murdoch Wroth«, sagte er verdattert. »Du hast mit meinem Bruder Nikolai zusammengearbeitet, und ich brauche … «
»Ich weiß, wer du bist. Und was du der armen Daniela angetan hast. Du hast sie auf direktem Weg in die Arme dieses heißen Kerls mit dem Stock im Arsch getrieben.«
Nein, Daniela war noch nicht verloren. Das durfte nicht sein. »Sag mir, wie ich zu ihr gelangen kann.«
»Warum sollte ich?«, fragte die Wahrsagerin in starrsinnigem Tonfall. »Ich finde, sie und Jádian sind ein tolles Paar. Er … verbrennt ihr nicht ihre kalte Haut, während er ihr Blut säuft.«
Murdoch lief rot an.
»Vielleicht solltest du einmal im Leben selbstlos sein und sie einfach gehen lassen«, sagte Nïx. »Was, wenn sie dort glücklich sein kann?«
»Vielleicht sollte ich ihr all die Informationen geben, über die sie noch nicht verfügt. Die Informationen, die sie braucht, um diese Entscheidung zu treffen.«
»Was weiß sie noch nicht?«
»Dass ich sie liebe und bereit bin, alles zu tun, um mit ihr zusammen zu sein.« Die Worte seines Vaters kamen ihm in den Sinn: Mein Sohn, dir war noch nie etwas wichtig genug, um darum zu kämpfen – oder seinen Verlust zu fürchten . Wenn das auch damals wahr gewesen sein mochte, holte Murdoch jetzt doch alles nach, was er in drei Jahrhunderten der Gleichgültigkeit versäumt hatte.
»All das habe ich ihr nie gesagt.« Murdoch kam Nïx noch ein wenig näher. »Walküre, ich werde nicht ruhen, ehe ich die Chance bekommen habe, das zu tun.«
Sie warf ihm einen abwägenden Blick zu, wobei sie die Augen zusammenkniff, als ob er ein Buch wäre, das sie im Dämmerlicht zu lesen versuchte.
Er fuhr sich mit der Handfläche über das Gesicht. »Sieh mal, ich weiß doch, dass du dem Lykae Bowen ein paarmal geholfen hast. Du hast sogar Nikolai beigestanden. Und mir willst du nicht helfen? Wieso denn nicht, verdammt noch mal?«
Sie sah blinzelnd zu ihm empor. »Weil ich sie lieber habe?«
Er zog eine finstere Miene. »Sag mir irgendetwas. Ganz egal, was.«
»Irgendetwas? Okay: Eine ganze Menge Leute haben viel Geld darauf gesetzt, dass du ein Schuft bist.«
»Nicht mehr«, stieß er hervor. »Kannst du denn nicht die Zukunft sehen und wissen, dass ich gut zu ihr sein werde?«
Sie verengte die Augen. Nach einer ganzen Weile sagte sie dann: »Mh. Du wirst ihr bis in alle Ewigkeit treu bleiben. Das habe ich nicht kommen sehen.«
Zorn loderte in ihm auf. Als ob er sie brauchte, um ihm das zu sagen.
Sie zuckte die Achseln. »Ich werde dir trotzdem nicht helfen, sie zu finden. Selbst wenn ich gewillt wäre, dein Deus ex Machina zu sein, weigere ich mich, für jeden Hinz und Kunz und Murdoch die Zukunft zu deuten. Das würde dem Ganzen einen billigen Beigeschmack verleihen, und am Ende hängt mir dann der Ruf einer Seherinnen-Hure an.« Sie hauchte auf ihre Klauen und polierte sie an ihrem T-Shirt. »Außerdem weißt du ja bereits, wie du Daniela finden kannst.«
»Wie? Sag’s mir!« Aus den Erinnerungen?
Der Moment fühlte sich allmählich vollkommen irreal an, so als ob sein ganzes Leben nur auf diesen einen Punkt hingeführt hätte. Die Welt schien sich zu drehen. Er stellte sich Daniela vor, wie sie unermüdlich schnitzte, und er strengte sich an, um sich möglichst präzise daran zu erinnern, was genau sie gemacht hatte …
»Na fein, eins will ich dir enthüllen … «, sagte Nïx. »Danii wird Jádian zu ihrem König machen. Wenn sie es nicht bereits getan hat.«
Oh Gott, nein!
Nach dieser Vorhersage spazierte Nïx zurück, an den Spektren vorbei – Reichte sie ihnen da etwa eine Haarsträhne? – , und ließ ihn mit einem Klumpen der Angst in der Brust zurück. Was, wenn Daniela Jádian schon geheiratet hatte?
Murdochs Fänge schärften sich. Dann wird sie zur Witwe gemacht.
Er translozierte sich nach Sibirien zurück, um in seinem Haus die nötige Ausrüstung zusammenzupacken. Zunächst zerrte er einen Rucksack aus einem der Schränke. Als er sich umdrehte, erschienen Nikolai und Myst im Zimmer.
»Hier hast du dich also die ganze Zeit über versteckt«, sagte Nikolai. Dann runzelte er die Stirn. »Das ist echt der letzte Ort, an dem ich nach dir
Weitere Kostenlose Bücher