Eine Insel
Wie Imo die Welt erschuf, zu einer Zeit,
als alles anders war
und der Mond noch nicht derselbe
Eines Tages wollte Imo fischen gehen, aber es war gar kein Meer da. Es gab nichts außer Imo. Also spuckte er sich in die Hände, rieb sie aneinander und machte eine Kugel aus Meer.
Danach schuf er ein paar Fische, aber sie waren dumm und langweilig. Also nahm er die Seelen einiger Delfine, die immerhin das Sprechen gelernt hatten, vermischte sie mit Lehm und verrieb das Ganze zwischen den Händen. Dabei veränderte er ihre Gestalt, und so wurden sie zu Menschen. Sie waren recht klug, aber sie konnten nicht den ganzen Tag lang schwimmen.
Also nahm sich Imo noch mehr Lehm, um ihn mit den Händen zu formen und in seinem Lagerfeuer zu backen, und so wurde das Land geschaffen.
Bald hatten sich die Menschen über das ganze Land ausgebreitet und waren hungrig. Also nahm Imo einen Teil der Nacht, verrieb ihn zwischen den Händen und machte Locaha, den Gott des Todes.
Doch Imo war immer noch nicht zufrieden, und er sagte:
»Ich war wie ein Kind, das im Sand spielt. Diese Welt ist mangelhaft. Ich hatte keinen Plan. Zu viele Dinge sind falsch. Ich werde noch einmal alles zwischen meinen Händen verreiben und eine bessere Welt erschaffen.«
Doch Locaha sagte: »Der Lehm ist getrocknet. Und die Menschen werden sterben.«
Imo wurde wütend und sagte: »Wer bist du, dass du es wagst, mich in Frage zu stellen?«
Und Locaha sagte: »Ich bin ein Teil von dir, wie es alle Dinge sind. Also sage ich zu dir: Gib mir die sterbliche Welt und geh fort, um eine bessere zu schaffen. Ich werde hier gerecht herrschen. Wenn ein Mensch stirbt, werde ich ihn in einen Delfin verwandeln, bis für ihn die Zeit der Wiedergeburt gekommen ist. Aber wenn ich ein Geschöpf finde, das sich bemüht hat, das mehr geworden ist als der Lehm, aus dem es gemacht wurde, das Glanz in diese Welt gebracht hat, indem es zu einem Teil davon wurde, dann werde ich ihm die Tür in deine vollkommene Welt öffnen, und es wird kein Geschöpf der Zeit mehr sein, sondern sich mit Sternen schmücken.«
Imo hielt das für eine gute Idee, weil sie letztlich seine eigene Schöpfung war. Also brach er auf, um sich eine neue Welt im Himmel zu machen. Doch bevor Imo das tat, sorgte er noch dafür, dass Locaha nicht ungehindert alles tun und lassen konnte, was er wollte. Er hauchte sich in die Hände und schuf die anderen Götter, damit die Menschen zwar weiterhin starben, aber wenigstens zum richtigen Zeitpunkt.
Und das ist der Grund, warum wir im Wasser geboren werden, warum wir keine Delfine töten und warum wir zu den Sternen aufblicken.
1
Die Seuche
Der Schnee fiel so dicht, dass er in der Luft zarte Schneebälle bildete, die zerstoben und schmolzen, sobald sie auf den Pferden landeten, die in einer Reihe am Kai standen. Es war vier Uhr morgens, und Captain Samson hatte noch nie erlebt, dass am Kai eine solche Betriebsamkeit herrschte. Die Fracht flog förmlich aus dem Schiff, und die Kräne strengten sich an, die Ballen so schnell wie möglich an Land zu hieven. Das ganze Schiff roch schon nach Desinfektionsmittel – es stank nach dem Zeug. Jeder, der an Bord kam, war so sehr damit getränkt, dass es bereits aus den Stiefeln schwappte. Aber das war offenbar immer noch nicht genug. Manche Leute hatten an Bord mit großen, schweren Sprühkanistern herumgespritzt und über alles einen rosafarbenen Säurenebel gelegt.
Es gab nichts, was er dagegen hätte tun können. Der Vertreter der Reederei stand auf dem Kai und hielt die Dokumente mit seinen Anweisungen in den Händen. Aber Captain Samson wollte es trotzdem versuchen.
»Glauben Sie wirklich, dass wir ansteckend sind, Mr. Blezzard?«, bellte er dem Mann auf dem Kai zu. »Ich kann Ihnen versichern…«
»Soweit wir wissen, sind Sie nicht ansteckend, Captain«, tönte der Vertreter durch sein riesiges Megafon zurück. »Es ist nur zu Ihrem eigenen Wohl, und ich muss Sie und Ihre Männer erneut ermahnen, auf keinen Fall das Schiff zu verlassen.«
»Wir haben Familien, Mr. Blezzard!«
»Völlig richtig, und man kümmert sich bereits um sie. Glauben Sie mir, Captain, Ihre Verwandten können sich glücklich schätzen – und Sie ebenfalls, wenn Sie den Anweisungen Folge leisten. Bei Sonnenuntergang müssen Sie nach Port Mercia zurückkehren. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig das ist.«
»Unmöglich! Das liegt am anderen Ende der Welt! Wir sind erst vor wenigen Stunden eingetroffen! Wir brauchen dringend
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