Immortals After Dark 12 - Lothaire
gekommen, um unter ihnen zu leben?
Lothaires Herz machte einen Satz.
Ich könnte mich mit ihm anfreunden, könnte endlich einen Gefährten haben.
Als Bastard des Königs hatte er keine Freunde. Seine Mutter war alles für ihn.
»Es ist spät«, sagte Iwana. »Zu dieser verhassten Stunde sollten längst alle zu Bett sein.«
Fjodor schien zu versuchen, Iwana eine wortlose Warnung zukommen zu lassen, doch sie schenkte ihm keinerlei Beachtung und fragte mit gebieterischer Stimme: »Was willst du, Stefanowitsch?«
Nachdem er einige tiefe Schlucke aus einem Krug voller mit Met versetztem Blut genommen hatte, wischte sich Stefanowitsch mit dem Ärmel über den Mund. »Ich wollte meine hochmütige Mätresse und ihren schwächlichen Bastard sehen.« Der König starrte auf Lothaire hinab. »Komm.«
»Tu es nicht, Sohn«, befahl ihm Iwana auf Dakianisch.
Lothaire antwortete ihr in derselben Sprache. »Ich werde es tun, damit du verschont wirst.« Wie immer tat er alles, was er konnte, um sie zu beschützen, auch wenn ihm seine eigene Schwäche nur allzu bewusst war.
In ihrer Miene kämpfte ihre Angst um ihn mit Stolz. »Ich hätte wissen müssen, dass Lothaire Dakiano sich niemals hinter den Röcken seiner Mutter verstecken würde, nicht einmal angesichts eines rotäugigen Tyrannen.«
Als Lothaire zu dem König hinüberging und sich vor dessen Stuhl aufstellte, schüttelte Stefanowitsch angewidert den Kopf. »Du kannst dich also immer noch nicht translozieren?«
Lothaires Gesicht war unbewegt, als er antwortete. »Noch nicht, mein König.« Ganz egal, wie sehr er sich auch darum bemühte, sich zu teleportieren, er hatte es bislang nicht geschafft. Iwana hatte ihn damit getröstet, dass die Dakier die Fähigkeit, sich zu translozieren, erst spät entwickelten, da sie in ihrem abgeschotteten Königreich nur wenig Verwendung dafür hatten. Ihrer Ansicht nach war Lothaires Unfähigkeit lediglich ein weiteres Anzeichen dafür, dass er mehr nach ihr als nach einem einfachen Vampir der Horde kam.
Stefanowitsch packte Lothaires dünnes Ärmchen und drückte es. »Zu schwächlich, wie ich sehe.«
Lothaire wünschte sich sehnlichst, zu wachsen und ebenso eindrucksvoll zu werden wie sein Vater, der große Krieger, und wenn auch aus keinem anderen Grund als dem, seine Mutter beschützen zu können. Nicht, dass Prinzessin Iwana eines anderen Schutz bedurft hätte.
»Bei allen Göttern, du beschämst mich, Junge. Ich hätte dir deinen kümmerlichen Hals schon bei der Geburt umdrehen sollen.«
Lothaire hörte solche Kritik immer wieder, er war daran gewöhnt.
Seine Mutter hingegen nicht.
Mit einem Schrei schnappte sich Iwana eine Karaffe mit Blut und schleuderte sie auf Stefanowitsch. Sie zerschmetterte einen Teil der schwarzen Scheibe hinter ihm, sodass ein Strahl gedämpften Lichts hineinströmte.
Die Höflinge zischten und verteilten sich hastig im ganzen Raum. Der Lichtstrahl traf nur wenige Zentimeter von Stefanowitschs regungslosem Ellenbogen auf, ehe ein Tagdiener herbeieilte, um das Loch mit einem gefütterten Stück Stoff zu verschließen.
»Mein Sohn ist
perfekt
.« Iwana fletschte ihre Fänge, ihre blauen Augen hatten sich in ihrer Erregung schwarz verfärbt. »Bis auf die Tatsache, dass sein Gesicht deinen Stempel trägt. Glücklicherweise hat er den scharfen Verstand meiner königlichen Linie geerbt. Er ist schlau und gerissen, eine Zierde der Dakier.«
Auch Stefanowitsch entblößte jetzt seine rasiermesserscharfen Fänge, und seine Augen leuchteten in einem noch tieferen Rot auf. »Du forderst meinen Zorn heraus, Frau!«
»So wie du den meinen.« Iwana gab ihm gegenüber niemals nach. Wann auch immer Stefanowitsch ihr einen Schlag versetzte, versetzte sie ihm zwei.
Iwana hatte Lothaire erzählt, dass die Dakier sich nur von kalter Logik und ihrem Verstand leiten ließen. Offensichtlich war Iwana die Kühne die Ausnahme.
Wild und grimmig wie der Schneesturm, der draußen tobte, provozierte sie sogar Stefanowitsch, nur um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, und peitschte ihn mit ihrer spitzen Zunge, wann immer er in die Nacht hinausstarrte. Sie hatte Lothaire gegenüber einmal zugegeben, dass sein Vater davon träumte, die Vampirbraut zu finden, die einmal die Seine sein würde. Stefanowitschs Braut wäre die Einzige, die sein Herz dazu bringen würde, bis in alle Ewigkeit zu schlagen. Sie wäre die gesetzmäßige Königin, die ihm seine rechtmäßigen Erben gebären würde.
Wieder strich Iwana über ihre
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