I#mNotAWitch 1
der Zeremonie sämtliche Räume geputzt und aufgeräumt, nur um das Wohnzimmer hatte sie einen großen Bogen gemacht. Auch die anderen hatten sich während der Zeit nicht darum gekümmert. Sie hatten schließlich andere Sorgen in Anbetracht des Festes.
Mit einem eigenartigen Rumoren in meiner Magengrube stieg ich die Treppenstufen zum Haus hinauf und klopfte zaghaft an. Den Rubinring meiner Großmutter ließ ich in meiner Jeanstasche verschwinden. Ich musste gut auf ihn aufpassen, damit ich wieder von hier wegkommen konnte, falls es doch zu gefährlich werden sollte.
Aber nach den Gefahren der letzten Nacht, die hauptsächlich von meiner eigenen Familie ausgegangen waren, sorgte ich mich nicht mehr um meine Sicherheit. Es würde schon alles gut laufen. Ich vertraute Jack und seinen Freunden.
Ich wartete einen Moment lang, blickte mich weiter auf der wunderschönen Lichtung um, atmete die frische Luft – die nach Rosen und Moos roch – erleichtert ein. Ich hatte tatsächlich meine Kräfte zurückerlangt. Wer hätte das gedacht?
Meine Mutter hatte all die Jahre lang nicht gelogen. Wir waren tatsächlich eine Hexenfamilie.
Mir schoss kurz der Gedanke durch den Kopf, dass sie vielleicht auch in der anderen Angelegenheit nicht gelogen haben mochte. Aber wie sollte ich daran glauben? An einen Teufel? Und wenn es einen Teufel gab, dann musste es doch auch Engel geben, oder nicht? Warum hatten die Hexen ihre Kräfte nicht von einem Engel erhalten?
Ich seufzte und verdrängte die Fragen wieder. Jetzt wollte ich nicht darüber nachdenken. Noch immer lag die Last der letzten Nacht auf meinen Schultern. Noch immer fühlte sich mein Körper verkrampft und abgestumpft an. Ich wollte mich nicht weiter aufwühlen.
Es passierte nichts. Niemand öffnete mir die Tür. Niemand schien da zu sein.
Ein wenig enttäuscht klopfte ich erneut an. Warum kam niemand? Sollte ich einfach so reingehen? Oder wäre das ebenfalls zu gefährlich? Bisher hatte ja nur Jack meine Sicherheit garantiert. Die anderen kannte ich gar nicht mal richtig.
Aber dann fiel mir ein, dass ich ja jetzt meine Kräfte hatte. Ich konnte mich selbst verteidigen, wenn ich es wollte. Jedenfalls hoffte ich das inständig.
Mein Herz trommelte lautstark gegen meine Brust, als ich die Tür zu öffnen versuchte. Ich musste meine beiden Arme dagegenstemmen, um sie aufzubekommen. Es öffnete sich nur ein kleiner Spalt, durch den ich mich durchzwängte.
Sobald ich den kühlen Flur betrat, fiel die massive Tür krachend hinter mir zu. War es das letzte Mal auch so finster hier gewesen? Die einzelne Fackel an der Wand spendete kaum Licht. Ich kniff meine Augen zusammen und dachte darüber nach, in welche Richtung ich nun gehen musste. Einfach geradeaus. Irgendwann würde ich schon auf jemanden treffen. Und wenn nicht, dann würde ich mich einfach in einen Raum setzen und mich zurücklehnen. Mir ging es ja nicht nur darum, mit jemandem zu sprechen. Ich wusste gar nicht, ob ich das überhaupt konnte. Vielleicht würden sie mich bei meiner Geschichte für verrückt erklären. Nein, ich wollte einfach nur meine Ruhe vor meiner Familie. Ich wollte für einige Stunden meinen Frieden haben. Und dieser Ort war mir eben als erstes eingefallen.
Die Stille im Haus war dröhnend. Nur meine Schritte hallten auf dem Steinboden wider, erzeugten eine Art donnerndes Geräusch in meinen Ohren, das aber vielleicht auch nur mein Herz war. Ich wunderte mich, dass die Vampire nicht gleich auftauchten, um zu sehen, wer ohne Einladung einfach in ihr Haus spaziert kam.
„Jack?“, flüsterte ich, als ich in einen engen Gang einbog, dessen Decke so niedrig war, dass ich mich leicht bücken musste.
Hier war ich das letzte Mal nicht gewesen. Wohin führte dieser Gang?
Neugierig sah ich mich um. Die Wände waren tiefschwarz. Neben einer Fackel, die etwas weiter vorne den engen Weg beleuchtete, war ein Bild angebracht worden. Ich schlich langsam zu dem kleinen Gemälde hin, das nur die Größe meiner Handfläche besaß. Darauf war eine Fledermaus abgebildet, die hinter einem Raben herflog. Außerdem konnte man Wolken erkennen, die gräulich angemalt waren, so als stünde der Himmel kurz vor einem schlimmen Sturm.
Irgendetwas an diesem Bild gefiel mir. Ich konnte nicht sagen, woran es lag. Es war so schlicht und einfach. Gleichzeitig machte es einen vertrauten Eindruck auf mich. Hatte ich es irgendwo schon einmal gesehen?
„Verdammt, was suchst du denn hier?“
Bei dem Klang der Stimme zuckte
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