Imperator 01 - Die Tore von Rom
Jeder Mann, der in dieser Schlacht gekämpft hat, ist inzwischen zu Staub zerfallen, jedes Schwert ist verrostet, aber die Lektionen sind immer noch da, um gelernt zu werden.«
Gaius wurde klar, dass Vepax sämtliche Tonsoldaten und Pferde, die er besaß, mitgebracht haben musste, um diese Schlacht nachzustellen. Obwohl jede einzelne Figur für fünfhundert Männer stand, nahmen sie den Großteil des zur Verfügung stehenden Raumes ein.
»Gaius, du bist Aemilius Paulus und Terentius Varro, die beiden erfahrenen römischen Heerführer. Du marschierst Reihe für Reihe direkt auf den Feind zu und erlaubst keine Umwege oder Nachlässigkeit in der Disziplin. Deine Infanterie ist hervorragend geschult und müsste sich gegen die Reihen ausländischer Schwertkämpfer bestens behaupten können.«
Nachdenklich rückte Gaius die Infanterie Gruppe um Gruppe nach vorne.
»Jetzt unterstütze sie mit deiner Kavallerie, Gaius. Sie darf nicht zurückbleiben, sonst kann deine Flanke angegriffen werden.«
Gaius nickte und setzte die kleinen Tonpferde so, dass sie der schweren Kavallerie unter Hannibals Befehl gegenüberstanden.
»Marcus, unsere Infanterie muss standhalten. Wir werden vorstoßen und direkt auf den Gegner treffen, und unsere Kavallerie beschäftigt die ihre an den Flügeln und hält sie dort auf.«
Wortlos und mit gesenkten Köpfen bewegten alle drei die Figuren, bis die beiden Armeen entsprechend verschoben waren und sie sich direkt gegenüberstanden. Gaius und Marcus stellten sich das Schnauben der Pferde und die durch die Luft gellenden Schlachtrufe vor.
»Und jetzt sterben die Männer«, murmelte Vepax. »Unsere Infanterie gibt jetzt in der Mitte nach, weil sie auf den bestausgebildeten Feind trifft, dem sie jemals gegenübergestanden hat.« Seine Hände flogen schnell nach vorne und setzten eine Figur nach der anderen auf eine neue Position, und er befahl den Jungen, seinen Anweisungen eilig zu folgen.
Auf dem Boden vor ihnen drängten die römischen Legionen Hannibals Mitte zurück, die vor ihnen zurückwich und kurz davor war, die Flucht zu ergreifen.
»Sie können nicht standhalten«, flüsterte Gaius. Die Legionen drängten immer weiter nach vorne, und er sah, wie der große, sichelförmige Bogen sich immer tiefer wölbte. Er hielt inne und überschaute das ganze Feld. Die Kavallerie stand immer noch am gleichen Ort und war in eine blutige Stellungsschlacht mit dem Feind verwickelt. Sein Unterkiefer klappte auf, als er sah, wie Marcus und Vepax weiter die Figuren umstellten, denn plötzlich wurde ihm der Plan klar.
»Ich würde nicht weiter vorrücken«, sagte er und Vepax hob mit fragendem Gesichtsausdruck den Kopf.
»Jetzt schon, Gaius? Dann hast du eine Gefahr erkannt, die weder Paulus noch Varro gesehen haben, bis es zu spät war. Rücke mit deinen Männern weiter vor, wir müssen die Schlacht zu Ende spielen.« Es bereitete ihm offensichtlich Vergnügen, Gaius jedoch irritierte es maßlos, dass er Spielzüge weiterführen sollte, die zur Vernichtung seiner Armee führen mussten.
Die Legionen marschierten durch die Truppen der Karthager hindurch, und der Feind ließ sie ein. Er fiel schnell und ohne Hast zurück und verlor so wenig Männer wie möglich an die vorrückende Linie. Hannibals Truppen bewegten sich vom hinteren Ende des Feldes zu den Seiten und ließen die Falle immer größer werden. Wie Vepax ihnen erklärte, war das gesamte römische Heer nach wenigen Stunden an drei Seiten vom Feind umgeben, der sich auch hinter dem eingedrungenen Keil langsam zusammenschloss, bis es in der von Hannibal erdachten Falle saß. Die römische Kavallerie wurde noch immer von gleichwertigen Kräften zurückgehalten, und die letzte Szene brauchte nur wenig Erklärung, um das grauenhafte Geschehen vollends zu verdeutlichen.
»Die meisten Römer konnten nicht kämpfen, weil sie in der Mitte ihrer eigenen, engen Formationen gefangen waren. Hannibals Männer töteten den ganzen Tag lang und schnürten die Falle immer enger zu, bis keiner mehr am Leben war. Die Vernichtung nahm ein Ausmaß an, das es weder vorher noch hinterher je wieder gegeben hat. Bei den meisten Schlachten bleiben viele am Leben, zumindest diejenigen, die am Ende noch fliehen können. Aber diese Römer hier waren von allen Seiten eingeschlossen und konnten nirgendwohin fliehen.«
Die beiden Jungen waren eine Weile ganz still und prägten die grausigen Einzelheiten ihrem Verstand und ihrer Fantasie ein.
»Für heute ist unsere Zeit um,
Weitere Kostenlose Bücher