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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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aufgestellt, um eine berühmte Schlacht aus der Vergangenheit nachzustellen. Nachdem sie seinen Unterricht ein Jahr genossen hatten, bestand die wichtigste Aufgabe der Jungen darin, die Struktur der Aufstellung wiederzuerkennen und die beteiligten Generäle zu benennen. Sie wussten, dass Vepax sich nicht auf römische Schlachten beschränkte. Manchmal standen die winzigen Pferde und Legionärsfiguren auch für das Land der Parther, das alte Griechenland oder Karthago. Da sie wussten, dass Vepax selbst Grieche war, drängten die Jungen ihn immer wieder, ihnen auch die Schlachten Alexanders zu zeigen. Die Legenden um ihn und das, was er schon in so jungen Jahren erreicht hatte, begeisterten sie. Anfangs hatte Vepax noch gezögert, denn er wollte nicht in den Verdacht geraten, die Geschichte seines eigenen Volkes zu bevorzugen, doch schließlich ließ er sich doch überreden und stellte jede große Schlacht nach, von der noch Aufzeichnungen und Karten existierten. Für die griechischen Kriege brauchte Vepax nie nachzuschlagen, weil er jede Figur aus dem Gedächtnis führen konnte.
    Er nannte den Jungen die Namen der Generäle und der Schlüsselfiguren jeder Auseinandersetzung und erklärte ihnen die politischen und geschichtlichen Hintergründe, insofern sie einen direkten Bezug zu diesem Tag hatten. Für Marcus und Gaius erweckte er die kleinen Tonfigürchen zum Leben, und jedes Mal, wenn die zwei Stunden mit ihm um waren, sahen sie sehnsüchtig zu, wie er sie langsam und sorgfältig wieder in seine Taschen packte.
    Eines Tages, als sie zum Unterricht erschienen, war fast der ganze kleine Raum mit den Tonfiguren voll gestellt. Eine riesige Schlacht war aufgebaut worden, und Gaius zählte schnell die blauen Figuren, dann die roten und multiplizierte sie im Kopf, so wie er es von seinem Mathematiklehrer gelernt hatte.
    »Sag mir, was du siehst«, forderte Vepax Gaius mit ruhiger Stimme auf.
    »Zwei Streitkräfte, eine mit mehr als fünfzigtausend Mann, die andere mit fast vierzigtausend. Die rote ist … die rote ist die römische Seite, wenn man die schwere Infanterie betrachtet, die vorne in Legionsquadraten aufgestellt ist. Sie wird auf dem rechten und linken Flügel von der Kavallerie unterstützt, aber die blaue Kavallerie, die ihnen gegenübersteht, ist genauso stark. Auf der blauen Seite stehen Schleudern und Speerwerfer, aber ich sehe keine Bogenschützen, also sind die Angriffe mit Wurfgeschossen nur über eine sehr kurze Reichweite wirkungsvoll. Die Armeen scheinen fast ebenbürtig zu sein, also dürfte es eine langwierige und schwierige Schlacht werden.«
    Vepax nickte. »Die rote Seite ist tatsächlich die römische. Ausnahmslos hoch disziplinierte, erfahrene Kriegsveteranen. Was wäre, wenn ich euch sage, dass die blaue Seite eine gemischte Gruppe aus Galliern, Spaniern, Numidern und Karthagern ist? Wäre das bezeichnend für den Ausgang der Schlacht?«
    Marcus’ Augen leuchteten interessiert auf. »Es würde bedeuten, dass wir hier Hannibals Streitmacht vor uns haben. Aber wo sind seine berühmten Elefanten? Hast du keine Elefanten in deiner Tasche?« Marcus blickte erwartungsvoll zu dem schlaffen Stoffsack hinüber.
    »Es ist tatsächlich Hannibal, dem die Römer hier gegenüberstehen. Aber bei dieser Schlacht hier waren die Elefanten schon tot. Später hat er neue aufgetrieben und sie als fürchterliche Angriffswaffe eingesetzt, aber hier musste er ohne sie auskommen. Er hat zwei Legionen weniger, und seine Truppen sind bunt zusammengewürfelt, wohingegen die römische Streitmacht einheitlich ist. Welche anderen Faktoren könnten den Ausgang der Schlacht noch beeinflussen?«
    »Die landschaftlichen Gegebenheiten«, rief Gaius. »Steht er auf einem Hügel? Dann könnte seine Reiterei …«
    Vepax winkte sanft ab.
    »Die Schlacht wurde in einer Ebene geschlagen. Es war ein kühler, klarer Tag. Hannibal hätte eigentlich verlieren müssen. Wollt ihr sehen, wie er gewonnen hat?«
    Gaius starrte auf die vielen Figuren. Alles sprach gegen die blauen Truppen. Verwirrt blickte er auf.
    »Dürfen wir die Figuren umstellen, während du erklärst?«
    Vepax lächelte. »Natürlich. Heute brauche ich euch sogar beide, um die Schlachtreihen so zu bewegen, wie sie sich damals bewegt haben. Du führst die römische Seite, Gaius. Marcus und ich, wir übernehmen Hannibals Truppen.«
    Lächelnd sahen sich die drei über die Reihen der Tonfiguren hinweg an.
    »Die Schlacht von Cannae, vor einhundertsechsundzwanzig Jahren.

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