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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Kunststücke lernen, und dann nehmen wir ihn mit aufs Marsfeld.«
    »Er braucht einen Namen. Irgendwas Kriegerisches«, nuschelte Gaius, der an seiner verletzten Hand lutschte.
    »Wie heißt noch mal dieser Gott, der aussieht wie ein Rabe, oder der immer einen bei sich trägt?«
    »Keine Ahnung. Ein griechischer wahrscheinlich. Zeus?«
    »Der hat eine Eule, glaube ich. Irgendeiner hat jedenfalls eine Eule.«
    »Ich erinnere mich zwar an keinen mit einem Raben, aber Zeus ist ein guter Name für ihn.«
    Sie lächelten einander an. Der Rabe wurde ruhig und sah sich mit scheinbarer Gelassenheit um.
    »Dann also Zeus.«
    Sie liefen quer über die Felder zum Gut zurück. Marcus hielt den Vogel die ganze Zeit über gut fest.
    »Wir müssen ein Versteck für ihn finden«, sagte er. »Deine Mutter kann es nicht leiden, wenn wir Tiere fangen. Weißt du noch, als sie die Sache mit dem Fuchs herausgefunden hat?«
    Gaius zuckte zusammen und blickte verschämt auf den Boden. »Neben den Stallungen gibt es noch einen leeren Hühnerstall. Dort könnten wir ihn unterbringen. Was fressen Raben eigentlich?«
    »Fleisch, glaube ich. Jedenfalls kommen sie immer auf die Schlachtfelder. Oder waren das Krähen? Wir holen einfach ein paar Reste aus der Küche, dann sehen wir schon, was er frisst. Das wird kein Problem.«
    »Wenn wir ihn abrichten, müssen wir ihm eine Leine ans Bein binden, sonst fliegt er weg«, murmelte Gaius nachdenklich.
    Tubruk sprach gerade mit den drei Zimmermännern, die einen Teil des Hausdaches reparieren sollten. Als die Jungen in den Hof einbogen, erspähte er sie sofort und winkte sie zu sich. Sie wechselten einen fragenden Blick. Noch war Zeit zum Wegrennen. Aber Tubruk, der sich wieder zu den Arbeitern umgedreht hatte, würde sie trotz seiner scheinbaren Unaufmerksamkeit nur ein paar Schritte weit kommen lassen.
    »Jedenfalls gebe ich Zeus nicht wieder her«, flüsterte Marcus entschlossen.
    Gaius konnte nur nicken, weil sie sich bereits in Hörweite der Männer befanden.
    »Ich komme in ein paar Minuten nach«, wies Tubruk die Männer an, die sich auf den Weg zur Arbeit machten. »Nehmt schon mal die Ziegel von diesem Abschnitt herunter, bis ich da bin.«
    Er drehte sich zu den Jungen um. »Was ist das? Ein Rabe. Der muss krank sein, wenn er sich von euch hat erwischen lassen.«
    »Wir haben ihm im Wald eine Falle gestellt. Wir sind ihm gefolgt, haben ihn vom Baum heruntergeholt und gefangen«, antwortete Marcus trotzig.
    Tubruk lächelte, als habe er verstanden, und streckte die Hand aus, um über den langen Vogelschnabel zu streichen. Der Kampfgeist des Raben schien verflogen. Der Vogel hechelte fast wie ein Hund. In dem scharfen Schnabel konnte man die schmale Zunge sehen.
    »Armes Tier«, murmelte Tubruk. »Sieht aus, als hätte er große Angst. Was wollt ihr mit ihm anfangen?«
    »Sein Name ist Zeus. Wir richten ihn als Haustier ab, wie einen Falken.«
    Tubruk schüttelte langsam den Kopf. »Man kann ein wildes Tier nicht mehr abrichten. Ein Falke wird von einem Fachmann schon vom Küken an aufgezogen, und selbst der bleibt wild. Sogar der beste Falkner verliert hin und wieder einen, weil er zu weit wegfliegt. Zeus ist schon ausgewachsen. Wenn ihr ihn behaltet, geht er ein.«
    »Wir könnten ihn doch in einen der alten Hühnerverschläge setzen«, entgegnete Gaius beharrlich. »Die stehen doch sowieso leer. Wir können ihn füttern und an einer Leine fliegen lassen.«
    Tubruk schnaubte ein wenig verächtlich. »Weißt du, was ein wilder Vogel tut, wenn man ihn eingesperrt hält? Er hasst Mauern um sich herum, und ganz besonders die engen Wände eines Hühnerverschlags. Damit zerstört ihr seine Seele, und es dauert nicht lange, bis er sich aus lauter Verzweiflung selbst die Federn ausreißt. Er frisst nicht mehr und verletzt sich selbst so lange, bis er stirbt. Euer Zeus hier zieht den Tod der Gefangenschaft vor. Das Beste, was ihr für ihn tun könnt, ist, ihn wieder freizulassen. Ich glaube nicht, dass ihr ihn überhaupt hättet fangen können, wenn er nicht krank wäre, also stirbt er vielleicht ohnehin. Aber lasst ihn doch wenigstens seine letzten Tage in Freiheit genießen, draußen im Wald und in der Luft, dort, wo er hingehört.«
    »Aber …« Marcus verstummte und schaute auf den Raben hinunter.
    »Kommt schon«, drang Tubruk in sie. »Gehen wir hinaus aufs Feld und sehen zu, wie er davonfliegt.«
    Mit schweren Herzen schauten sich die beiden Jungen an und folgten Tubruk zum Tor hinaus. Dort

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