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Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Titel: Imperator 03 - Das Feld der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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an Rom in ihnen wach, und manchmal konnten sie dabei sogar vergessen, dass sie ihre Heimat seit über vier Jahren nicht gesehen hatten.
    Anfangs hatte sich Julius auf die Probleme vor Ort gestürzt und manchmal monatelang nicht an Rom gedacht. Während er mit der Sonne aufstand und schlafen ging und die Zehnte Legion Städte in diese Wildnis baute, waren die Tage nur so dahingeflogen. Die Küstenstadt Valencia war mit Hilfe von Holz, Kalk und Farbe inzwischen so sehr verändert worden, dass es beinahe schien, als sei auf der alten eine ganz neue Stadt errichtet worden. Die Legionäre hatten Straßen gebaut, um die verschiedenen Landstriche miteinander zu verbinden und die wilden Berghügel durch Brücken für Siedler zugänglich zu machen. In den ersten Jahren hatte Julius verbissen und mit nach außen hin schier unerschöpflicher Energie gearbeitet. Er hatte die Erschöpfung als Droge benutzt, um seine schmerzlichen Erinnerungen zu vertreiben. Dann schlief er, und Cornelia erschien ihm im Traum. In solchen Nächten verließ er sein schweißnasses Bett und ritt hinaus zu den Wachposten. Unangekündigt tauchte er plötzlich aus der Dunkelheit auf, bis die Zehnte genauso nervös und müde war wie er selbst.
    Als wollten sie seine Teilnahmslosigkeit verspotten, hatten seine Ingenieure zwei neue Goldadern gefunden, die ergiebiger waren als alle bisherigen. Dieses gelbe Metall hatte eine eigene, ganz besondere Anziehungskraft. Julius hatte mit Verachtung auf die erste Ausbeute, die aus einem Bündel auf seinem Tisch hervorquoll, herabgesehen. Das Gold stand für so viele verhasste Dinge. Mit nichts war er nach Spanien gekommen, dann aber hatte der Boden hier seine Geheimnisse preisgegeben, und mit dem Reichtum kamen auch die Erinnerungen an die alte Heimat und an ein Leben, das er fast vergessen hatte, wieder an die Oberfläche.
    Bei dem Gedanken daran seufzte er. Spanien war eine solche Schatzkammer, dass es ihm schwer fallen würde, die Provinz wieder zu verlassen. Dabei wusste er, dass er sich hier nicht mehr allzu lange vor sich selbst verstecken durfte. Das Leben war einfach zu kostbar und zu kurz, um es zu vergeuden.
    Durch die Wärme der vielen Leiber war es stickig im Raum geworden. Die Karten der neuen Minen lagen, mit Gewichten beschwert, ausgebreitet auf den niedrigen Tischen. Julius hörte, wie Renius mit Brutus stritt und Domitius leise in sich hineinlachte. Nur der hünenhafte Ciro sagte nichts. Die beiden Streithähne schienen zu keinem Ergebnis zu kommen, bis Julius sich wieder zu ihnen gesellte. Es waren allesamt gute Männer; ein jeder von ihnen hatte mit ihm gegen Feinde gekämpft und schwierige Zeiten durchgemacht. Manchmal konnte er sich vorstellen, wie es gewesen wäre, mit ihnen die ganze Welt zu erkunden. Diese Männer hatten etwas Besseres verdient, als hier in Spanien einfach vergessen zu werden, und er konnte das Mitgefühl, das er in ihren Augen las, nicht ertragen. Letztendlich hatte er nur ihre Verachtung verdient, weil er sie erst hierher gebracht und sich dann in belangloser Arbeit vergraben hatte.
    Wenn Cornelia noch am Leben gewesen wäre, hätte er sie nach Spanien mitgenommen. Es wäre ein Neuanfang gewesen, weit weg von Rom und seinen Intrigen. Er senkte den Kopf, und die Abendluft strich kühl über sein Gesicht. Die Wunde war fast verheilt, und manchmal dachte er sogar tagelang nicht mehr an Cornelia. Dann jedoch gewannen seine Schuldgefühle wieder die Oberhand, und wie zur Strafe holten ihn die furchtbaren Albträume wieder ein.
    »Julius? Ein Wachposten wartet an der Tür auf dich«, sagte Brutus und berührte ihn leicht an der Schulter. Julius nickte und drehte sich wieder zu den Männern um. Seine Augen suchten nach dem Fremden in ihrer Mitte.
    Der Legionär sah nervös aus. Fahrig glitt sein Blick über die mit Karten und Weinkrügen beladenen Tische, sichtlich beeindruckt von all diesen wichtigen Leuten.
    »Nun?« Julius sah ihn fragend an.
    Der Soldat schluckte, als er die dunklen Augen des Befehlshabers auf sich ruhen fühlte. In diesem schmalen, verhärteten Gesicht war keine Spur von Freundlichkeit zu sehen, und der junge Legionär fing leicht an zu stottern.
    »Ein junger Spanier ist am Tor, Herr. Er sagt, er sei derjenige, den wir suchen.«
    Die Gespräche im Raum verstummten schlagartig, und der Wachsoldat wünschte sich, er wäre irgendwo anders, überall, nur nicht unter den fragenden Blicken dieser Männer.
    »Hast du ihn nach Waffen durchsucht?«, fragte Julius.

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