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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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bereitwillig als Erster weg. Dann rückten die drei voneinander ab, und die Spannung ließ nach.
    In unbehaglichem Schweigen drehten sie sich zum Haus um. Es gehörte zu einem Dutzend Häuser, die von einem unregelmäßigen Graben umgeben waren, und sein kegelförmiger Umriss wirkte im Dunkeln niedrig und beinahe formlos. Aber es kam auf die Einzelheiten an. Die dicken Stützpfosten stammten von Bäumen, die man schon als Schösslinge dazu ausersehen und entsprechend markiert hatte, und sie waren so gut befestigt und ausbalanciert, dass kein zentraler Pfeiler benötigt
wurde. Der große, offene Innenraum war nach uraltem Brauch so angelegt, dass er die Zyklen des Tages und der Jahreszeiten widerspiegelte. Der einzige Eingang zeigte nach Südosten, zur aufgehenden Sonne bei der Tagundnachtgleiche. Wenn man im Haus herumging und der Spur des Sonnenlichts durch den Tag folgte, gelangte man von der Morgenseite des Hauses zur Linken, wo Kinder spielten, Tuch gewoben und Korn gemahlen wurde, zur Nachtseite, wo Nahrung zubereitet wurde und wo sich die Schlafplätze befanden. So lag auch Brica jetzt gleich links vom Eingang auf ihrem Lager aus Fellen, denn dies war der Ort der Geburt, während die älteste ihrer Großmütter rechts neben der Tür saß, bereit, in die tiefere Kälte des Todes hinauszugehen.
    Nach Cunovics Erfahrung hielten viele hochnäsige, die Römer nachäffende Bewohner des Südens solche Häuser für nichts weiter als große Misthaufen, aufgestapelt von Männern, die geistig auf der Stufe von Kindern standen. Aber da irrten sie sich. Briganten konnten jede beliebige Hausform bauen. Die meisten ihrer Scheunen und Getreidespeicher waren aus praktischen Gründen rechteckig, und manchmal bauten sie mit Stein, genau wie die Römer. Aber sie zogen runde, aus lebendigem Holz errichtete Häuser vor, die ihre Denkweise, die Zyklen ihres Lebens und ihre ins Land eingebettete Göttin widerspiegelten.
    All diese Gedanken gingen Cunovic ungeordnet durch den Kopf. Er war stolz auf sein Haus und den Beitrag, den er dazu geleistet hatte: ein brigantisches
Haus im alten Stil, teilweise mit neuem Geld bezahlt. Von hier stammte er; er würde immer ein Brigant sein.
    Doch als Hunde-, Pferde- und Lederhändler hatte er es nicht nur mit brutalen Königen im Süden Britanniens zu tun, sondern auch mit kultivierten Menschen aus dem Mittelmeerraum, dem Herzen der riesigen und geheimnisvollen römischen Welt. Er hatte lernen müssen, anders zu sein . In Nectovelins Welt der Familie und der Treue wurde man von Bändern aus Eisen festgehalten, von der Geburt bis zum Tod. Cunovic bewegte sich in einer viel freieren Welt, einer Welt, in der er tun konnte, was ihm beliebte, solange er Geld verdiente. Er hatte gelernt, damit zurechtzukommen. Doch vor stolzen alten Männern wie seinem Großvater fühlte er sich manchmal, als zerreiße es ihn innerlich.
    Der Türvorhang raschelte schwer; ein wenig mehr Fackelschein fiel heraus, und Cunovic hörte Bricas Schreie und den besessenen Sprechgesang des Druiden.
    Ban stapfte unruhig und mit fahrigen Bewegungen auf und ab. »Es wird schlecht ausgehen. Es dauert schon zu lange.«
    »Das weißt du nicht«, sagte Cunovic. »Überlass das den Frauen.«
    »Vielleicht liegt es am Gebrabbel des Priesters«, knurrte Nectovelin. »Wer kann sich schon konzentrieren, wenn einem derart die Ohren vollgejammert werden  – und sei es nur darauf, ein Junges in die Welt zu pressen.«

    In Cunovics Kindheit war es die Aufgabe der Priester gewesen, die Menschen über den Kreislauf der Jahreszeiten oder über Krankheiten des Viehs und des Getreides zu unterrichten – überliefertes Wissen, das durch Generationen weitergegeben worden war, Wissen, für dessen Aneignung ein Novize auf Mona angeblich mindestens zwanzig Jahre seines Lebens benötigte. In den letzten Jahren hatten sich die Dinge jedoch geändert. Cunovic hatte gehört, dass die Römer der Priesterklasse in Gallien eine Verschwörung gegen die Interessen ihres Reiches vorwarfen und sie von dort vertrieben. Nun liefen die Priester also herum und hetzten die Menschen gegen die Römer auf. Außerdem behauptete Nectovelin immer, dass sich die Druiden mit ihren fremden Ideen nur zwischen die Menschen und ihre Götter drängen wollten. Wer brauchte einen Priester, wenn die Göttin überall in der umliegenden Landschaft sichtbar war?
    Aber Cunovic konnte es nicht lassen, den alten Mann zu ärgern. »Wenn er im Weg ist, wirf ihn hinaus, Großvater. Es ist

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