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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Townsend inzwischen bereits den größten Teil seiner Akten durchgegangen war. »Was tun Sie hier, zum Teufel?« brauste Harris auf, als er Townsend hinter seinem Schreibtisch sitzen und einige Papiere studieren sah.
    »Auf Sie warten«, entgegnete Townsend. »Ich hatte
    eigentlich nicht damit gerechnet, daß mein Anzeigenleiter erst kurz vor zehn Uhr an seinem Arbeitsplatz erscheint.«
    »Bei einem Zeitungsverlag fängt kaum jemand vor zehn Uhr an. Das weiß sogar der Teejunge.«
    »Als ich Teejunge beim Daily Express war, verging kein Tag, an dem Lord Beaverbrook nicht spätestens um acht Uhr an seinem Schreibtisch saß.«
    »Aber ich komme fast nie vor achtzehn Uhr aus dem
    Verlag«, protestierte Harris.
    »Ein wahrer Journalist kommt selten vor zwanzig Uhr nach Hause, und die Arbeiter in der Druckerei sollten froh sein, wenn sie vor Mitternacht Feierabend bekommen. Ab morgen erscheinen Sie jeden Tag um acht Uhr dreißig zu einer Besprechung bei mir im Büro, und das übrige Personal der Anzeigenabteilung wird spätestens um neun Uhr an den
    Schreibtischen sitzen. Falls irgend jemand nicht dazu imstande ist, kann er gleich die freien Stellen auf der letzten Seite unserer Zeitung studieren. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Harris schürzte die Lippen und nickte.
    »Gut. Als erstes will ich von Ihnen eine Kostenaufstellung 228
    für die nächsten drei Monate, mit einem genauen Vergleich unserer Preise mit denen des Messenger. Morgen früh liegt die Aufstellung auf meinem Schreibtisch.« Er erhob sich von Harris’ Stuhl.
    »Aber … ich schaffe es vielleicht nicht, alle diese Zahlen bis morgen zusammenzubekommen«, gab Harris zu bedenken.
    »In diesem Fall sollten auch Sie die Stellenanzeigen lesen –
    aber nicht während der Zeit, für die ich Sie bezahle«, warnte Townsend.
    Er ließ einen am ganzen Leib zitternden Harris zurück, als er mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk höher fuhr, um sich in der Vertriebsabteilung umzusehen. Es wunderte ihn nicht, hier die gleiche Nachlässigkeit vorzufinden wie einen Stock tiefer. Als er die Abteilung eine Stunde später verließ, blieb mehr als nur ein Mitarbeiter zurück, der am ganzen Leib zitterte. Townsend mußte sich allerdings eingestehen, daß Mel Carter ihn beeindruckt hatte – ein junger Mann aus Brisbane, der erst kürzlich als stellvertretender Vertriebsleiter bei der Gazette angefangen hatte.
    Frank Bailey war erstaunt, den »jungen Keith« so rasch wieder in seinem Büro zu sehen – und noch mehr, als der junge Keith sich auch an diesem Morgen aufs Fensterbrett setzte und als Beobachter an der Redaktionssitzung teilnahm. Zwar stellte Frank Bailey erleichtert fest, daß Townsend sich nicht einmischte, doch es entging ihm nicht, daß der junge Mann sich ständig Notizen machte.
    Als Townsend endlich sein eigenes Büro betrat, war es elf Uhr. Sofort ging er mit Miss Bunting seine Post durch. Sie hatte die Briefe und Rechnungen auf seinem Schreibtisch ausgebreitet. Sie steckten in verschiedenen Ordnern mit unterschiedlichen Reitern, deren Zweck darin bestand, wie Bunty ihm erklärte, dafür zu sorgen, daß Keith sich zumindest das wirklich Wichtige vornahm, falls seine Zeit knapp wurde.
    Zwei Stunden später war ihm klar, weshalb sein Vater so 229
    große Stücke auf Bunty gehalten hatte. Townsend stellte sich nicht mehr die Frage, wann er sie durch eine jüngere Kraft ersetzen würde, sondern wie lange sie wohl bereit war, weiter für ihn zu arbeiten.
    »Das Wichtigste habe ich für zuletzt aufgehoben«, sagte Bunty. »Das neueste Angebot des Messenger. Sir Colin Grant hat heute morgen angerufen, um Sie willkommen zu heißen und sich zu vergewissern, daß Sie sein Schreiben bekommen haben.«
    »Tatsächlich?« Townsend lächelte. Er öffnete den mit
    »Vertraulich« gekennzeichneten Ordner und überflog ein Schreiben des Anwaltsbüros Jervis, Smith & Thomas, das den Messenger vertrat, solange Townsend zurückdenken konnte.
    Als die Summe von 150.000 Pfund erwähnt wurde, hielt er stirnrunzelnd inne. Dann las er das Ergebnis der Tagesordnung der Messenger-Vorstandssitzung vom vergangenen Monat, das die selbstzufriedene Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden erkennen ließ, was dieses Angebot betraf. Doch die
    Versammlung hatte stattgefunden, ehe Lady Townsend ihrem Sohn den neunzigtägigen Aufschub zugestanden hatte.
    »Sehr geehrte Herren«, diktierte Townsend, und Buntys Bleistift huschte über ihren Stenoblock. »Hiermit bestätige ich den Erhalt

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