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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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als noch kürzer als die mit Bailey. Während Harris seinen Schreibtisch räumte, bestellte Townsend den stellvertretenden Vertriebsleiter, Mel Carter, zu sich.
    Als der junge Mann ins Büro trat, verriet seine Miene, daß er ebenfalls damit rechnete, umgehend seinen Schreibtisch räumen zu müssen.
    »Setzen Sie sich, Mel«, forderte Townsend ihn auf. Er blickte in die Personalakte des jungen Mannes. »Wie ich sehe, sind Sie erst vor kurzem auf eine dreimonatige Probezeit zu uns gekommen. Ich möchte von Anfang an klarstellen, daß es mich nicht interessiert, wie lange die Mitarbeiter bei uns sind, sondern lediglich die Ergebnisse, die sie erbringen. Sie haben neunzig Tage, von heute an gerechnet, sich als Leiter der Anzeigenabteilung zu bewähren.«
    Der junge Mann war überrascht, aber auch sichtlich
    erleichtert.
    »Sagen Sie mal, Frank, wenn Sie an der Gazette irgend etwas ändern könnten, was würden Sie sich vornehmen?«
    fragte Townsend.
    »Die letzte Seite«, kam Mels Antwort wie aus der Pistole geschossen. »Ich würde die Kleinanzeigen auf eine der Innenseiten verlegen.«
    »Warum?« wollte Townsend wissen. »Die letzte Seite bringt uns am meisten ein – knapp über 3.000 Pfund am Tag, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Ich weiß«, entgegnete Mel. »Aber der Messenger bringt den Sport seit kurzem auf der letzten Seite und hat uns seither 10.000 Leser abspenstig gemacht. Inserenten sind an der Auflagenhöhe interessiert, nicht daran, auf welcher Seite ihre 233
    Anzeige erscheint. Ich könnte Ihnen bis heute um achtzehn Uhr genaue Angaben und Zahlen vorlegen, wenn es Sie überzeugen würde.«
    »Das würde es allerdings«, erwiderte Townsend. »Und falls Sie noch weitere interessante Vorschläge haben, dann kommen Sie damit gleich zu mir. Sie werden feststellen, daß meine Tür stets für Sie offen ist.«
    Es war eine ganz neue Erfahrung, jemanden mit einem
    Lächeln das Büro verlassen zu sehen. Bunty kam herein, und Townsend blickte auf die Uhr.
    »Sie müssen jetzt los, wenn Sie zum Lunch mit dem
    Vertriebsleiter des Messenger rechtzeitig da sein wollen«, mahnte Bunty.
    »Ich frage mich, ob ich’s mir leisten kann«, murmelte Townsend.
    »O ja«, meinte Bunty. »Ihr Vater fand den Caxton Grill gut und preiswert. Das Pilligrinis hingegen hielt er für extravagant.
    Er hat es nur mit Ihrer Mutter besucht, nie mit Kunden oder Mitarbeitern.«
    »Ich mache mir nicht um die Preise in den Restaurants Gedanken, Bunty, sondern darüber, wieviel der Mann
    verlangen wird, falls er bereit ist, beim Messenger zu kündigen und zu uns zu kommen.«

    Townsend wartete eine Woche, bevor er Frank Bailey anrief und ihm mitteilte, daß die Kleinanzeigen nicht mehr auf der letzten Seite erscheinen würden.
    »Aber die Kleinanzeigen erscheinen seit über siebzig Jahren auf der letzten Seite!« entgegnete der Chefredakteur.
    »Wenn das stimmt, gibt es gar keinen besseren Grund, sie auf eine andere Seite zu setzen.«
    »Aber unsere Leser mögen keine Veränderungen.«
    »Aber die Leser des Messenger «, sagte Townsend. »Das ist einer der vielen Gründe, weshalb er eine viel höhere Auflage 234
    hat als wir.«
    »Sie wollen tatsächlich unsere lange Tradition opfern, nur um ein paar Leser zu gewinnen?«
    »Ah, wie ich sehe, verstehen Sie endlich«, sagte Townsend, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Aber Ihre Mutter hat mir versichert, daß…«
    »Meine Mutter führt nicht dieses Verlagshaus. Sie hat diese Verantwortung mir übertragen.« Daß dies nur für neunzig Tage galt, fügte Townsend nicht hinzu.
    Der Chefredakteur hielt einen Augenblick den Atem an; dann fragte er ruhig: »Hoffen Sie darauf, daß ich kündige?«
    »Selbstverständlich nicht«, erwiderte Townsend fest. »Aber ich hoffe, Sie werden mir helfen, die Zeitung in die schwarzen Zahlen zu bringen.«
    Die nächste Frage des Chefredakteurs überraschte Keith.
    »Könnten Sie mit der Umsetzung der Anzeigenseite noch zwei Wochen warten?«
    »Warum?« fragte Townsend.
    »Weil mein Sportredakteur erst Ende des Monats aus dem Urlaub zurückkommt.«
    »Ein Sportredakteur, der sich mitten in der Kricket-Saison drei Wochen Urlaub nimmt, würde nicht einmal bemerken, daß man ihm inzwischen einen anderen Schreibtisch hingestellt hat«, entgegnete Townsend heftig.
    Der Sportredakteur reichte am Tag seiner Rückkehr die Kündigung ein und ersparte es Townsend damit, ihn zu feuern.
    Wenige Minuten später hatte Keith bereits den fünfundzwanzigjährigen

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