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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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den
    neuesten Stand bringen wollen, Keith«, sagte er. »Meine Tür steht Ihnen stets offen.« Townsend nickte. Als er sich zum Gehen wandte, fügte Frank hinzu: »Sie wissen ja, daß Ihr Vater und ich immer gut miteinander ausgekommen sind. Bis vor kurzem ist er mindestens einmal im Monat zu einer
    Besprechung von Melbourne herübergeflogen.«
    Townsend lächelte und schloß die Tür zum Büro des
    Chefredakteurs leise hinter sich. Wieder schritt er durch die Reihen klappernder Schreibmaschinen hindurch und nahm den 225
    Fahrstuhl in die oberste Etage.
    Ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er das Büro seines Vaters betrat. Zum erstenmal wurde ihm deutlich bewußt, daß er nun keine Chance mehr hatte, seinem alten Herrn zu beweisen, was für ein würdiger Nachfolger er werden würde. Er schaute sich im Zimmer um, bis sein Blick auf dem Bild seiner Mutter haften blieb, das auf dem Schreibtisch stand.
    Keith lächelte bei dem Gedanken, daß sie die einzige war, die nicht befürchten mußte, in nächster Zeit durch jemand anderen ersetzt zu werden.
    Ein Hüsteln erklang, und Keith drehte sich um. Miss
    Bunting stand in der Tür. Sie war siebenunddreißig Jahre lang die Sekretärin seines Vaters gewesen. Als Kind hatte Keith oft gehört, wie seine Mutter Miss Bunting als »Winzling«
    bezeichnet hatte. Selbst wenn man ihren ordentlich gesteckten Haarknoten mitrechnete, brachte sie es nicht mal auf eins fünfundfünfzig. Nie hatte Keith sie mit einer anderen Frisur gesehen als mit diesem hochgesteckten Dutt; denn auch nach der Mode hatte sie sich nie gerichtet. Ihr langer, weiter Rock erlaubte nur einen flüchtigen Blick auf ihre Fußgelenke, und ihre schlichte Strickjacke aus Wolle war stets bis zum Hals geschlossen. Sie trug weder echten Schmuck noch Mode-schmuck, und von Nylonstrümpfen hatte sie möglicherweise noch nie etwas gehört.
    »Willkommen daheim, Mr. Keith«, begrüßte sie ihn. Die vierzig Jahre, die Miss Bunting bereits in Adelaide lebte, hatten ihren schottischen Akzent nicht gemindert. »Ich bin gerade damit fertig geworden, alles in Ordnung zu bringen, damit es für Ihre Rückkehr bereit ist. Tja, mir steht es zwar bald zu, in Rente zu gehen, aber ich hätte natürlich vollstes Verständnis dafür, wenn Sie nicht so lange warten möchten und gleich jemand anderes einstellen wollen.«
    Townsend hatte das Gefühl, daß Miss Bunting jedes Wort dieser kleinen Rede geprobt hatte und entschlossen gewesen 226
    war, sie zu halten, ehe er Gelegenheit hatte, von sich aus etwas zu sagen. Er lächelte sie an. »Ich habe nicht die Absicht, Sie durch irgendjemanden zu ersetzen, Miss Bunting.« Townsend hatte keine Ahnung, wie sie mit Vornamen hieß; er wußte nur, daß sein Vater sie »Bunty« gerufen hatte. »Auf eine Änderung lege ich allerdings Wert. Sagen Sie einfach nur Keith zu mir, so wie früher.«
    Sie lächelte. »Wo möchten Sie gern anfangen?«
    »Ich werde den Rest des Tages die Akten durchblättern.
    Gleich morgen geht es dann richtig los.«
    Bunty sah aus, als wollte sie etwas sagen, biß sich dann jedoch auf die Lippe. »Bedeutet ›früh‹ für Sie das gleiche wie für Ihren Vater?«
    »Ich fürchte, ja.« Townsend grinste.

    Am nächsten Morgen war Townsend um sieben Uhr wieder im Verlagsgebäude. Er nahm den Fahrstuhl zum ersten Stock und schritt zwischen den leeren Schreibtischen der Anzeigenabteilung umher. Auch wenn noch niemand hier war, erkannte er, daß diese Abteilung schlampig geleitet wurde. Papiere lagen wirr auf den Schreibtischen herum. Ordner waren aufgeschlagen geblieben, und mehrere Lampen hatten offenbar die ganze Nacht hindurch gebrannt. Townsend wurde bewußt, wie lange sein Vater dem Verlagshaus schon ferngeblieben sein mußte.
    Die erste Angestellte spazierte um zehn nach neun herein.
    »Wer sind Sie?« fragte Townsend, als die Frau durch den Raum schritt.
    »Ruth«, antwortete sie. »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Keith Townsend.«
    »Achja, Sir Grahams Sohn«, sagte sie ohne sonderliche Regung und trat an ihren Schreibtisch.
    »Wer ist hier der Abteilungsleiter?« fragte Townsend.
    »Mr. Harris.« Sie setzte sich und holte eine Puderdose aus 227
    ihrer Handtasche.
    »Und wann ist mit ihm zu rechnen?«
    »Oh, für gewöhnlich kommt er zwischen halb zehn und
    zehn.«
    »Ach, wirklich?« sagte Townsend. »Wo ist sein Büro?«
    Die junge Frau deutete zur hinteren Ecke des Raumes.
    Mr. Harris geruhte, sich um neun Uhr siebenundvierzig in seinem Büro sehen zu lassen, wo

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