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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Polizeimarke geworfen hatte, die ihm Liska entgegenhielt. »Ich hab's gerade in den Nachrichten gesehen. Dieser elende Mörder läuft frei rum. Wie konnte so was passieren?«
    »Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich fühlen, Mr. Haas«, sagte Kovac.
    »Einen Scheiß können Sie! Sie sind nicht nach Hause gekommen und haben Ihre halbe Familie abgeschlachtet vorgefunden! Und jetzt rennt dieses Schwein frei rum und bringt vielleicht wieder jemanden um …«
    »Jeder Polizist in der Stadt sucht nach ihm«, sagte Kovac.
    »Soll mich das vielleicht beruhigen? Ihr habt ihn ja schließlich auch laufen lassen!«
    Kovac gab sich gar erst nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass sie ihn nicht hatten laufen lassen, sondern dass er entkommen war. Für Wayne Haas kam das aufs Gleiche raus. Für ihn zählte einzig und allein, dass Dahl frei war.
    »Sie haben Recht«, sagte Kovac stattdessen. »Da hat irgendjemand Mist gebaut. Und zwar ganz gewaltig. Sie können mir glauben, das Letzte, was meine Kollegin und ich heute Abend machen wollten, war, zu Ihnen zu kommen und Ihnen zu sagen, dass Karl Dahl entkommen ist. Selbst Ihnen nur mitteilen zu müssen, welche Entscheidung Richterin Moore bei dieser Anhörung getroffen hat, hätte uns schon nicht besonders gefallen.«
    Haas schüttelte den Kopf und drehte sich etwas zur Seite. Kovac nutzte die Gelegenheit und trat ein. Liska, zierlich wie sie war, schlüpfte hinter ihm hinein und sah sich kurz um.
    »Die Frau tickt doch nicht richtig«, schimpfte Haas. »Wie kommt sie dazu zu behaupten, dass das, was Dahl in der Vergangenheit angestellt hat, nichts mit diesem Fall zu tun hätte? Damit kann man doch beweisen, wie krank der Typ ist. Die Geschworenen sollten darüber Bescheid wissen.«
    »Stimmt«, sagte Kovac. »Ich bin voll und ganz Ihrer Meinung. Der Mann ist sicher nicht eines Morgens aufgewacht und hat beschlossen, jemanden umzubringen. Solche Leute haben immer eine Vorgeschichte.«
    »Das ist ein gottverdammter Albtraum«, sagte Haas wie zu sich selbst.
    »Wir können die Nacht über einen Streifenwagen vor Ihrem Haus postieren, wenn Sie Sorge haben, dass Dahl hierher zurückkommt«, bot Liska an.
    Haas sah zum Fernseher, wo ein Reporter vor dem Eingang zur Notaufnahme des Krankenhauses stand und live berichtete. Die gelben, blauen und roten Lichter der Polizeiautos und Notarztwagen verliehen der Szene eine karnevaleske Atmosphäre. Kovac hatte nicht den Eindruck, dass Haas irgendetwas davon mitbekam. Er war im Geist irgendwo anders, vermutlich an einem schrecklicheren Ort.
    »Von euch will ich gar nichts«, sagte er schließlich.
    »Mr. Haas«, fragte Liska. »Ist Ihr Sohn zu Hause?«
    »Er ist in der Schule, bei einem Basketballspiel. Warum?«
    Kovac grinste verlegen. »Es ist mir ziemlich peinlich, das können Sie mir glauben. Wenn es nach mir ginge, würde ich nicht hier stehen, aber wir müssen den Anweisungen von oben gehorchen.«
    Haas sah sie misstrauisch an, sagte aber nichts, sondern wartete, was kommen würde.
    »Sie haben bestimmt schon gehört, dass Richterin Moore heute am frühen Abend im Parkhaus des Government Center überfallen wurde«, sagte Liska. »Wir müssen Sie und Ihren Sohn fragen, wo Sie sich zu diesem Zeitpunkt aufhielten.«
    »Verlassen Sie mein Haus«, sagte er ruhig, auch wenn unübersehbar war, dass er jeden Augenblick explodieren könnte.
    »Das sind reine Routinefragen, Mr. Haas«, erklärte Kovac. »Kein Mensch glaubt, dass Sie irgendetwas damit zu tun haben. Wir brauchen es nur für unseren Bericht.«
    »Verlassen Sie mein Haus«, wiederholte er, dieses Mal lauter. Sein Hals war knallrot angelaufen, und Kovac konnte sehen, dass an einer Seite eine dicke Ader zu pulsieren begonnen hatte. »Verlassen Sie augenblicklich mein Haus!«
    Er ging zur Eingangstür und riss sie mit solcher Wucht auf, dass sie gegen die Wand donnerte und die Fenster an der Vorderseite klirrten.
    Bobby Haas stand auf der Veranda und wirkte verstört und besorgt, die braunen Augen weit aufgerissen. »Dad? Dad, was ist los? Wer sind Sie?«
    »Wir sind von der Polizei«, sagte Liska, aber der Junge wandte den Blick nicht von seinem Vater, der eine Hand an die Schläfe hob und mit den Zähnen knirschte.
    »Dad!«
    »Mr. Haas?« Kovac trat gleichzeitig mit dem Jungen zu ihm. Haas krümmte sich zusammen, Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Er muss sich setzen«, sagte Kovac, und er und der Junge nahmen jeweils einen Arm von Haas und führten ihn zu einem verschlissenen

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