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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Tage.«
    »Hast du einen Flug nach Südamerika gebucht?«
    Er guckte mich überrascht an. »Und wenn schon?«, brachte er schließlich hervor. »Was verstehst du davon? Ich bin ihr an jenem Tag gefolgt. Ich habe durch das Terrassenfenster gesehen, wie sie diesen Pavian angemacht hat, wie sie sich von ihm ablecken ließ.«
    »Aber du hattest die Beherrschung, zu warten, bis er gegangen war.«
    »Ja«, sagte Armin träumerisch, »ich habe gewartet. Dann habe ich an die Scheibe geklopft und sie hat mir geöffnet. Wenn sie nicht dieses triumphierende Grinsen im Gesicht gehabt hätte …«
    Als sein Rechtsanwalt hätte ich auf Totschlag plädiert. Allerdings würde der Staatsanwalt noch ein Argument für Mord im Ärmel haben.
    »Du hast sie nicht sofort getötet, Armin. Ich habe ihre Leiche im Schlafzimmer gefunden.«
    Er wandte sein Gesicht zur Seite. »Sie muss gemerkt haben, dass ich es ernst meine. Sie ist weggelaufen und ich bin hinter ihr her.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich bin nicht dein Richter. Mach, was du willst!«
    Er kehrte in die Gegenwart zurück. »Du willst mich nicht der Polizei ausliefern?«
    »Warum sollte ich? Du bist mein Auftraggeber. Ich arbeite nicht für die Polizei.«
    Unglaube stand in seinen Augen: »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch. Ich sollte herausfinden, wer Ines umgebracht hat. Und das habe ich getan, nicht mehr und nicht weniger. Alles Weitere liegt bei dir.«

XVIII
     
     
    In der Morgendämmerung stand ich auf und verließ das Hausboot, ohne Armin zu wecken. Über das Pflaster der Prinsengracht hoppelte ein Wagen der Amsterdamer Müllabfuhr. Ich überholte den Müllwagen und kam auf eine breitere Straße. Leute mit vor Müdigkeit grauen Gesichtern und hohlen Stimmen eilten zur Arbeit. Ich blickte mich um und fand eine Telefonzelle. Es dauerte drei Minuten, bis in Münster jemand den Hörer abnahm.
    Nach dem Telefongespräch ging ich in einen jener Läden, die vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet haben, und trank zwei Becher Kaffee. Zu dieser Stunde mischten sich hier die Spätheimkehrer mit den Frühaufstehern. Beide Gruppen tranken und aßen fast wortlos, mit leerem Blick das nächste Ziel vor Augen: acht Stunden Arbeit überstehen oder Geld für einen Schuss Heroin auftreiben.
    Ich trank langsam, denn ich hatte Zeit. Als ich den zweiten Becher geleert hatte, ließ ich mich zur Prinsengracht zurücktreiben. Etwa hundert Meter vom Hausboot entfernt, lehnte ich mich auf ein Brückengeländer und wartete.
    Es dauerte nicht lange, da näherten sich zwei Streifenwagen der Rijkspolitie, mit Blaulicht, aber ohne Sirenen. Die Wagen stoppten vor dem Hausboot und vier Beamte gingen über den Holzsteg ins Innere. Nach fünf Minuten kamen sie mit Armin Hinz wieder heraus. Er trug Handschellen.
    Ich steckte mir einen Zigarillo an und ging langsam zum Rokin. Armin Hinz hatte versucht, mir einen Mord anzuhängen. Er war, nachdem er mich am Abend der Tat angerufen hatte, noch einmal zu dem Haus auf der Sentruper Höhe gegangen, um meine Briefe in Ines' Gepäck zu verstecken. Außerdem konnte der anonyme Brief an die Polizei nur von ihm stammen. Und das nahm ich ihm übel. Mal abgesehen davon, dass er sich vor ewigen Zeiten zwischen Ines und mich gedrängt hatte.
    Auf den Treppenstufen rund um den Obelisken vor dem Hotel Krasnapolsky campierte eine Horde jugendlicher Touristen.
    »He, Bulle, was machst du denn hier?«
    Ich drehte mich um. Aus einem blauen Schlafsack ragte ein zerzauster schwarzer Haarschopf.
    »Fährst du etwa nach Münster?«
    Ich ging näher heran. Dem Haarschopf folgten der Rest des Kopfes, dann zwei Arme.
    »Hallo, Tanja!«, sagte ich. »Willst du mitfahren? Ich habe noch einen Platz frei.«
     

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