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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Wolke in die Luft. Das gab mir Zeit zum Überlegen.
    »Kann ich den Brief sehen?«, fragte ich.
    Stürzenbecher schüttelte den Kopf.
    »Handschriftlich?«, hakte ich nach.
    Stürzenbecher guckte aus dem Fenster. »Ab diesem Moment gehörst du zum Kreis der Verdächtigen. Du hattest nicht nur möglicherweise ein Motiv, sondern warst auch am Tatort.«
    »Welches Motiv?«
    »Eifersucht.«
    Ich schnaubte. »Ich habe Ines Block seit dreizehn Jahren nicht mehr gesehen, zumindest nicht lebend. Abgesehen davon, müsste es mich doch freuen – mal angenommen, ich wäre ihr Geliebter –, wenn sie ihren Dauerfreund verlässt. Und drittens: Warum sollte ich die Bullen anrufen, wenn ich sie ermordet habe?«
    Stürzenbecher lächelte grimmig. »Du glaubst gar nicht, wie viele Mörder die Polizei anrufen. Sie meinen, dass sie damit den Verdacht von sich ablenken können. Und was das Tatmotiv angeht: Es könnte noch ein dritter Mann im Spiel sein. Sie verlässt ihren Freund, du siehst deine große Chance und dann wirft sie sich einem dritten an den Hals. Ein lang gehegter Traum geht brutal zu Ende. Als sie dir das sagt, wirst du wütend und schlägst zu.«
    Wie er das sagte, konnte ich schon den Staatsanwalt plädieren hören.
    »Der dritte Mann – gibt es einen Hinweis auf ihn?«
    »Bislang nicht.«
    Wir saßen da und hingen unseren Gedanken nach. Schließlich sagte Stürzenbecher: »Ich bin davon überzeugt, dass du unschuldig bist. Aber der Brief ist nun mal in den Akten und ich muss dich bitten, mich zu fragen, wenn du die Stadt verlassen willst.«
    »Das ist dein Job«, sagte ich leichthin, als wäre mir nie der Gedanke gekommen, vorläufig festgenommen zu werden.
    »Übrigens, Armin Hinz hat wohl nicht angerufen?«, erkundigte sich Stürzenbecher beiläufig.
    »Nein«, sagte ich und war mir überhaupt nicht sicher, dass ich damit das Richtige tat.
    »In seiner Wohnung und an seinem Arbeitsplatz war er auch nicht«, erzählte Stürzenbecher. »Seit gestern Nachmittag ist er verschwunden. Du weißt nicht zufällig, wo er sich aufhält?«
    Ich blieb bei meinem Nein, diesmal berechtigterweise.
    Stürzenbecher sah so aus, als glaubte er mir kein Wort. »Reite dich nicht in die Scheiße, Wilsberg! Je schneller wir ihn finden, desto besser – für ihn, für uns und für dich.«
    »Ist mir klar.« Ich erhob mich. »Gibt's sonst noch was?«
    Nachdem meine Aussage protokolliert und von mir unterschrieben worden war, schlenderte ich nach Hause. Eigentlich hatte sich nicht viel verändert. Bis auf die Tatsache, dass eine alte Freundin gestorben war und jemand mir einen Mord anhängen wollte.
    Über diesen Gedanken wurde ich so müde, dass ich mich für ein paar Stunden hinlegen musste. Als ich aufwachte, war es sechs Uhr abends, und bis zu meinem Arbeitsantritt im Bad blieben mir gerade noch zwei Stunden. Ich dachte an die Kandidatenliste, die Armin und ich aufgestellt hatten, und verwarf den Gedanken wieder. Stattdessen stand mir der Sinn nach einer Plauderstunde mit Claudia Kummer.
    Sie war zu Hause und genauso geschafft wie wir alle. Mein Lächeln ließ sie kalt.
    »Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen reden. Mein Name ist Georg Wilsberg. Ich bin Privatdetektiv und ein alter Freund von Ines.«
    »Ja und?« Die Tür ging keinen Zentimeter weiter auf, als das Kettenschloss zuließ.
    »Ich verstehe Ihr Misstrauen. Aber ich habe ein persönliches Interesse, den Mord an Ines aufzuklären. Und ich glaube, dass Sie mir dabei helfen können.«
    Sie dachte nach. Mit dem Ergebnis, dass sie die Kette aushakte.
    Das Wohnzimmer war zu einem provisorischen Schlafzimmer umfunktioniert worden.
    »Sie müssen entschuldigen, wie es hier aussieht. Ich hätte unmöglich in demselben Raum schlafen können, in dem Ines ermordet wurde. Wahrscheinlich werde ich hier ganz ausziehen.«
    Wir saßen da und guckten uns an. In ihrem Gesicht klebten Wimperntusche und Lidschatten wieder an den richtigen Stellen, und die bleiche Farbe passte gut zu seinem ernsten Ausdruck.
    »Schon komisch«, sagte sie mit dem Anflug eines Lächelns, »dass ich mit dem möglichen Mörder von Ines an einem Tisch sitze. Vielleicht bin ich viel zu vertrauensselig.«
    »Sind Sie nicht«, widersprach ich. »Ich hätte mit Ines vieles gemacht, aber sie bestimmt nicht umgebracht.« Und da ich einmal dabei war, mich zu erklären: »Ich mochte Ines sehr gern. Es war für mich ein gewaltiger Schock, als ich sie entdeckte.«
    »Das hat man Ihnen überhaupt nicht angemerkt.«
    »Ich zeige meine

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