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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Stellungen des Geschlechtsverkehrs ging. Breider bot mir einen schmuddeligen Polstersessel aus den Fünfzigerjahren an, er selbst setzte sich auf das Bett.
    »Ich habe gehört, dass du in letzter Zeit was mit Ines hattest«, kam ich direkt zur Sache, um seine Verunsicherung auszunutzen.
    »Nein, ja …«, stotterte er. »Es war eigentlich nur ein One-Night-Stand. Wir haben beide an so einem Bioenergetik-Wochenende im Bildungswerk für Kreativität teilgenommen. Da lässt man halt die Gefühle raus und kommt sich irgendwie näher. Am zweiten Abend sind wir dann zusammen in die Kiste gegangen.«
    »Wann war das?«
    »Etwa vor …«, er überlegte, »… zwei, drei Monaten.«
    »Nur eine Nacht? Danach ist nichts mehr passiert?«
    Er beäugte mich misstrauisch. »Na ja, wir haben uns noch ein paarmal getroffen. Aber dann ist ihr Typ aufgetaucht. Hat hier vor der Tür auf mich gewartet und mir Prügel angedroht, falls ich sie noch mal treffen würde. Das war mir zu heavy. Ich meine, sie war ein nettes Mädchen, aber deswegen …«
    »Du hast also Schluss gemacht?«
    »Okay, sie war sowieso nicht meine große Liebe. Ich hab ihr gesagt, es ginge nicht mehr. Ich hätte gemerkt, dass ich sie nicht liebe und so.«
    »Später hast du sie nicht mehr getroffen?«
    »Nein. Ehrlich.« Er schaute mich aus seinen leicht basedowschen Augen mitleiderheischend an.
    »Hat sie mal von einem anderen Mann geredet? Ich meine, außer ihrem festen Typ.«
    »Nee. Ich glaube nicht, dass da noch ein anderer am Start war. Aber mit Sicherheit kann ich das nicht sagen.«
    Ich bedankte mich und er brachte mich zur Tür. Sein Gang hatte etwas Affiges, weil er die Knie durchhängen ließ. Mit dem Versuch eines Lächelns fragte er: »Bist du, äh, sind Sie vielleicht von der Polizei?«
    »Nein, ich bin ein Freund von Ines«, sagte ich.
    Vor der Tür steckte ich mir einen Zigarillo an und unterdrückte den Wunsch, mich zu schütteln. Wie konnte sich Ines nur auf einen solchen Typen einlassen? Auf den anderen, der noch auf Armins Liste stand, war ich jedenfalls kein bisschen gespannt.
     
    Der zweite wohnte etwas vornehmer als Klaus Breider. In einem Einfamilienhaus in Gievenbeck, mit abgezählten Grashalmen vor der Tür und niedlichen Glasvögeln in den Fenstern.
    Auf mein Klingeln öffnete eine auf Rot gefärbte Endzwanzigerin in hautengen Jeans und einer vor dem Bauch zusammengebundenen Bluse. Der nach außen gewölbte Bauchnabel schien in der letzten Zeit viel Sonne bekommen zu haben.
    Ich riss mich vom Bauchnabel los und sagte meinen Spruch auf.
    »Der Gerd ist nicht da«, sagte sie. »Kann ich ihm was bestellen?«
    Angesichts der geordneten Familienverhältnisse schien mir Diskretion angesagt. »Vielleicht können Sie mir eine Telefonnummer geben, unter der ich ihn erreiche.«
    »Aber sicher, kommen Sie doch herein!«
    Als sie vor mir herging, durfte ich ihren enormen Hüftschwung bewundern.
    »Möchten Sie einen kleinen Aperitif, während ich die Nummer heraussuche?«
    Ich sagte nicht Nein und sie schüttete aus einer halb vollen Karaffe rötlichbraune Flüssigkeit in zwei Gläser. Bevor ich trinken durfte, musste ich auf einem Sofa Platz nehmen.
    »Mein Spezialdrink«, sagte sie mit einem Lächeln, das eine Reihe von schneeweißen Kronen blitzen ließ. Das Blitzen kam aus nicht ganz zwanzig Zentimetern Entfernung. Ihr Atem roch nach demselben Zeug, das sie mir vor die Nase hielt.
    Ich nahm einen vorsichtigen Schluck. Er schmeckte süß und bitter zugleich. Und hochprozentig.
    »Und?«, fragte sie.
    »Hervorragend. Was ist das?«
    Sie kicherte. »Ich sagte doch: mein Spezialdrink. Von mir selbst erfunden.« Sie warf einen Blick auf die Terrasse, wo sich ein einsames Badetuch auf einem Liegestuhl rekelte. »Herrliches Wetter, nicht wahr. Ich könnte wochenlang in der Sonne liegen. Nur unsere Nachbarn sind so grässlich. Mit denen kann man sich überhaupt nicht unterhalten.«
    Sie hatte ihr Glas in einem Zug geleert.
    »Trinken Sie doch! Es gibt noch mehr.«
    Ich lächelte sie an. »Sie wollten mir die Telefonnummer Ihres Mannes geben. Erinnern Sie sich?«
    Sofort zog sie einen Schmollmund. »Sie Spielverderber. Warum so eilig?«
    »Ja, ich bin sozusagen auf dem Sprung. Zwischen zwei Terminen.«
    Tadelnd hob sie den Zeigefinger. »Ihr Männer und eure Termine. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt.«
    Sie wühlte eine Zeit lang in einer Schublade und kam mit einem goldfarbenen Notizbuch zurück. Als sie sich neben mich setzte, presste sie ihren

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