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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Oberschenkel gegen den meinen.
    »Wo haben wir denn die kleine Nummer? Aha, hier!« Sie ließ ihre Hand fallen und traf mein Bein.
    Drei Minuten später verließ ich das Haus, mit einer Telefonnummer in der Tasche und dem üblen Nachgeschmack eines Spezialdrinks im Mund.
     
    Kurz vor Ladenschluss kam ich im Kaufhaus an. Willi saß hinter seinem Computer.
    »Hast du diesem Molbk meine Privatnummer gegeben?«
    Er guckte hoch. »Hör mal, der Kerl hat mich hier tyrannisiert.«
    »Ich möchte nicht, dass mich gewisse Klienten zu Hause anrufen. Ist das klar?«
    »Scheiße.« Er warf mir einen Bündel Abrechnungen vor die Füße. »Und ich habe dir gesagt, dass ich nicht dein Sekretär bin. Deine Detektivgeschäfte stören mich nur bei der Arbeit.«
    »In meinem Kaufhaus«, warf ich ein.
    »In unserem Kaufhaus«, zischte er zurück.
    Ein paar Sekunden lang starrten wir uns an. Dann sagte ich: »Okay. Wir müssen uns mal länger darüber unterhalten. Im Moment habe ich zu viel Arbeit am Hals.«
    »Das müssen wir«, sagte Willi.
    Ich nickte und ging in mein Büro. Die Luft war stickig, und zwei fette Fliegen klatschten vergeblich gegen das geschlossene Fenster. Ich ließ die Fliegen raus und ein bisschen frische Luft rein. Dann setzte ich mich an den Schreibtisch und griff zum Telefon. Gerd Bohnenfeld war noch in seiner Werbeagentur. Er klang glatt und geschäftsmäßig. Bis ich den Namen Ines Block erwähnte. Da wurde er auf einmal hektisch.
    »Moment mal, ich bin glücklich verheiratet. Ich kann mit meiner Frau über alles reden. Falls Sie mich erpressen wollen, sage ich Ihnen: keine Chance.«
    »Wer redet denn von Erpressung? Ich will mich mit Ihnen unterhalten, das ist alles.«
    »Warum sollte ich mit Ihnen sprechen? Ines Block interessiert mich nicht mehr.«
    »Sollte sie aber. Sie ist nämlich tot.«
    »Was?«
    »Ermordet worden.«
    »Ach, Ines ist die Tote, über die heute ein Artikel in der Zeitung stand?«
    »Genau. Noch weiß die Polizei nicht, dass Sie ein Verhältnis mit ihr hatten. Deshalb schlage ich vor, dass Sie mir einen Ort und einen Zeitpunkt nennen, an dem ich Sie treffen kann.«
    Wir einigten uns auf das Café Cuschan und den nächsten Mittag.
     
    Das Bad war gerammelt voll. Kein Wunder, denn Udo Lindenberg stand auf der Bühne und vollführte seinen Sprechgesang, den er in den letzten fünfzehn Jahren nur unwesentlich variiert hatte. Damals hatte er zwar keinen Hut getragen, unter dem er jetzt die größer werdende Glatze versteckte, aber den Ton des jugendlichen Maulhelden imitierte er immer noch perfekt.
    Carlo Ponti saß hinter der Schießbude und hielt sich wacker. Einige andere ergraute Gestalten auf der Bühne werkelten behäbig an ihren Instrumenten herum. Vor ihnen stand ein Publikum aus nostalgischen Studienräten nebst Gattinnen und Kids zwischen sechzehn und zwanzig, die bei Udos Schilderungen der ständig missglückenden Beziehungskisten feuchte Augen bekamen.
    Ich quetschte mich durch die Menge und sammelte leere Gläser ein. Dabei versuchte ich, immer ein Auge auf die Garderobeneingänge zu werfen. Sonja war im Stress, weil sie pausenlos zapfen musste. Und wenn sie mal nicht zapfte, schnauzte sie mich an, weil ich angeblich zu langsam sei. Nur die Muskelmänner am Eingang strahlten heitere Gelassenheit aus, weil sie etlichen Zahlungsunwilligen die Arme umdrehen durften.
    Wegen des Großereignisses hatte Hajo Gries die Riege der Aufpasser verdoppelt. Neben der verstärkten Besetzung des Hauptein- und -ausganges gab es noch den Künstlereingang zu bewachen. Und da Udo Lindenberg und seine Mannen reichlich weibliche Bewunderer und Roadies mitgebracht hatten, herrschte auch hier reger Verkehr, wovon ich mich durch gelegentliche Stippvisiten im Off-Stage-Bereich überzeugte.
    »Wo warst du schon wieder?«, maulte Sonja. »Ich habe keine Gläser mehr.«
    »Man wird doch wohl mal auf die Toilette gehen dürfen?«, gab ich zurück. »Jeder Fließbandarbeiter hat das Recht auf eine Pinkelpause.«
    Sie warf mir einen giftigen Blick zu. »Einen so langsamen Typen wie dich habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Willst du dir nicht einen ruhigeren Job suchen, als Parkplatzwächter oder so?«
    Ich versprach ihr, darüber nachzudenken, und nahm ein erneutes Bad in der Menge, aus dem ich mit Gläsern an jedem Finger auftauchte. Dummerweise trat mir in diesem Moment ein Tänzer mit konvulsivischem Unterleib vor die Kniescheibe. Ich schrie auf und ließ zwei Gläser fallen.
    »Idiot«, murmelte Sonja,

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