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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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als ich bei ihr ankam.
    »Er hat mich getreten, nicht ich ihn«, sagte ich.
    Sie guckte mich höhnisch an. Ich knallte die Gläser auf die Theke und verzog mich nach draußen. In der lauen Nachtluft steckte ich mir einen Zigarillo an und atmete ein paarmal aus und ein. Das verlangsamte meinen Puls und ich fand Muße, den Parkplatz zu betrachten. Außer einem Pärchen, das sich in einem der Autos abknutschte, und zwei Typen, die in einem Kombi saßen, bot er keine Sensationen.
    Im Inneren des Bad brandete der letzte Beifall auf. Udo Lindenberg hatte seine dritte Zugabe gegeben. Drei Minuten später sah ich ihn in Begleitung von Carlo Ponti und mit dem gesamten Tross im Schlepptau zum Restaurant hinübergehen. Ich stand im Schatten eines Lieferwagens und dachte eigentlich nicht daran, dass ich der Lösung meines Falles näherkommen würde.
    Um so erstaunter war ich, als kurz darauf der erste Muskelmann mit einer Gitarre im Arm aus dem Künstlereingang trat. Der Kombi setzte zurück, einer der beiden Typen sprang heraus und öffnete die hintere Tür. Jetzt erschien der zweite Muskelmann, dicht gefolgt vom dritten und vierten. Keiner kam mit leeren Händen, obwohl ich aus der Entfernung nicht jeden Gegenstand erkennen konnte.
    Nach fünf Minuten war alles vorbei. Der Kombi fuhr los, die Muskelmänner verschwanden im Inneren des Bad. Ich trat den Zigarillo aus und folgte ihnen in gehörigem Abstand. In Gedanken verplante ich bereits meine Erfolgsprämie, denn zweifellos war ich in der Lage, die Beteiligten zu identifizieren.
    »Jetzt reicht's mir aber«, schrie Sonja. »Seit fünf Minuten kann ich kein Bier mehr verkaufen. Ich werde Hajo sagen, dass ich mich weigere, mit dir zusammenzuarbeiten.«
    Vertrauensvoll legte ich ihr eine Hand auf die nackte Schulter. »Ich habe mir das mit dem Parkplatz durch den Kopf gehen lassen. Gar keine so schlechte Idee.«
    Sie schüttelte meine Hand ab. »Leg deine Glibberpfoten woanders hin! Und verpiss dich! Gläser einsammeln!«
    Ich schenkte ihr ein letztes Lächeln und machte mich an die Arbeit. Der Saal war inzwischen leerer geworden. Die Studienräte nebst Gattinnen hatten nach Udos Abgang keinen Grund zum Bleiben gesehen. Nur noch die Kids wiegten sich im nölenden Discosound, der dem von gestern zum Verwechseln ähnlich klang.
    Der Gedanke daran, dass dies meine letzte Schicht war und ich Sonja und die anderen unfreundlichen Gestalten morgen nicht mehr zu sehen brauchte, trieb mich zu Höchstleistungen im Gläsereinsammeln an. Natürlich gab es noch etwas Tohuwabohu, als die Roadies der Band feststellten, dass einige Instrumente fehlten. Aber da Carlo Ponti und Udo Lindenberg in eine Nachtbar abgeschwirrt waren, unterließ ich es, mich einzumischen.
    Kurz nach drei war Feierabend, und ich hatte gerade mein Jackett angezogen und wollte mich durch den Nebeneingang nach Hause trollen, als mir ein Muskelmann seine Pranke auf die Schulter legte.
    »Komm doch mal kurz mit rein!«
    »Warum?«, wollte ich fragen, da hatte er schon die Tür geöffnet und mich hineingestoßen. Ich sah nur noch Jogginganzüge und Muskeln. Jeder Fitnessstudiobesitzer wäre stolz auf so viel Kundschaft gewesen.
    Zwei Sekunden lang hörte man nichts außer das stoßweise Atmen von zwanzig starken Männern. Dann sagte einer: »Du bist also Privatdetektiv?«
    Ich ersparte mir die Antwort.
    »Du schnüffelst hinter uns her«, sagte ein zweiter.
    »Das gefällt uns gar nicht«, bemerkte ein dritter.
    Leugnen schien mir zwecklos. Und Angriff mag zwar manchmal die beste Verteidigung sein, aber in anderen Fällen reiner Selbstmord.
    »Jungs, ist doch alles halb so schlimm«, sagte ich mit etwas heiserer Stimme. »Ihr bringt die Sachen zurück und Carlo ist zufrieden.«
    »Wir wollen die Sachen aber nicht zurückbringen«, lachte einer von ganz hinten.
    »Und du hältst die Schnauze«, assistierte ein anderer.
    »Okay. Auch darüber lässt sich reden.« Die Heiserkeit nahm zu.
    Inzwischen hatten sie einen Kreis um mich gebildet und rückten Schritt für Schritt näher. Meine Schultern fühlten sich an wie Blei.
    »Jungs, macht doch keinen Unsinn! Bis jetzt ist es simpler Diebstahl.«
    Ich bekam einen Stoß in den Rücken und flog vor die Brust eines Muskelmannes, der mich sofort wieder in die andere Richtung beförderte. In meiner Jugendzeit hatte ich mal eine gruppendynamische Übung mitgemacht, deren Grundkonstellation so ähnlich gewesen war. Nur dass es damals verboten war, dem in der Mitte Stehenden Fausthiebe in

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