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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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den Magen zu versetzen.
    Ich flog hin und her wie ein Gummiball, den sich spielende Kinder zuwerfen. Kurz darauf verlor ich die Besinnung.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich als verschnürtes Paket auf dem Boden. Sie hatten mir die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und die Beine konnte ich auch nicht bewegen.
    »Das ist nur eine Warnung«, sagte einer der Muskelmänner, die mich beinahe liebevoll betrachteten. »Wenn du etwas ausplauderst, machen wir richtig ernst.«
    Dann drückte er mir einen Knebel in den Mund und pappte einen breiten Streifen Klebeband darüber. Das Licht ging aus und ich war allein. Dabei hatte ich ihnen noch erzählen wollen, dass ich eine chronisch verstopfte Nase habe.

VII
     
     
    Ich bemühte mich, möglichst gleichmäßig zu atmen, nicht in Panik zu verfallen und keinen Schnupfen zu bekommen. Nachdem mir das geraume Zeit gelungen war, wäre ich sogar beinahe eingeschlafen, wenn nicht meine engverschnürten Handgelenke so fürchterlich geschmerzt hätten. Außerdem juckte meine linke Kniekehle und ich hätte mich zu gern gekratzt.
    Also blieb ich wach und wartete auf die Putzfrau, die irgendwann im Laufe des Vormittags vorbeischaute. Sie schaute natürlich nicht vorbei, sondern genau hin, warf ihren Schrubber weg und rannte laut schreiend davon.
    Es dauerte noch einmal fünf Minuten, bis ein ziemlich verkaterter Hajo Gries auftauchte und mit zittrigen Fingern an meinen Fesseln herumfummelte.
    »Mensch, Georg, was ist denn mit dir passiert?«, murmelte er. »Du siehst ja aus wie eine Weihnachtsgans.«
    Ich brummte etwas in den Knebel, was sich wie Protest anhören sollte.
    »Gleich haben wir's«, kommentierte Hajo.
    Als er endlich meine Hände aufgeschnürt hatte, riss ich die Klebestreifen vom Mund und spuckte das Taschentuch aus, das man mir in den Mund gestopft hatte.
    »Verdammte Scheiße!«, brüllte ich. Das musste mal gesagt werden.
    Währenddessen machte sich Hajo an den Fußfesseln zu schaffen. »Nun sag schon! Wer hat dich so verpackt?«
    »Ich habe einen Entfesselungstrick ausprobiert. Ist mir leider misslungen.«
    »Haha«, Hajo fand das gar nicht komisch. »Ich habe einen ganz schönen Schreck gekriegt, als ich dich gesehen habe. Das waren doch die Diebe, oder?«
    »Hajo«, sagte ich und rieb mir die geschwollenen Handgelenke, »ich möchte nicht darüber reden.«
    »Okay. Wir haben den Chef angerufen. Er ist schon unterwegs.«
    Ich stellte ein Bein auf die Erde, dann das zweite. Etwas mehr Mühe bereitete mir das Aufstehen. Die ersten zwei Versuche endeten kläglich. Schließlich bot mir Hajo seine breite Schulter an, und auf ihn gestützt humpelte ich quer durchs Bad.
    In Carlo Pontis Büro ließ ich mich in einen der Besuchersessel fallen, bekam von der getigerten Sekretärin einen Kaffee und rauchte dazu einen Zigarillo, der so herrlich schmeckte wie das erste Bier nach einer dreimonatigen Entziehungskur.
    Als Carlo Ponti kam, war ich gerade eingeschlafen.
    »He, Schorsch, was höre ich da, man hat dich fertiggemacht. Das tut mir leid, echt. Ich wusste nicht, dass die Sache so gefährlich ist.«
    »Berufsrisiko«, lächelte ich. »Ist nicht deine Schuld.«
    »Mann, trotzdem. Das geht mir schon mächtig an die Nieren.«
    »Und mir erst«, sagte ich.
    Er klatschte mir auf die Schulter. »Du hast es ja überlebt. Nun sag schon: Wer war's?«
    »Carlo«, sagte ich und nahm den nächsten Zigarillo aus der Schachtel, »wir müssen die Sache anders angehen.« Ich setzte das ausgefranste Ende in Brand und blies graublaue Luft an die Decke. »Der Auftrag hat sich als schwieriger herausgestellt, als ich vermuten konnte. Ich muss ihn deshalb zurückgeben.«
    Carlo baute sich vor mir auf. »Du willst doch wohl nicht klein beigeben?«
    »So könnte man es ausdrücken«, bestätigte ich.
    »Hör mal, wir sind am Ziel. Du zeigst mir die Burschen und ich übergebe sie der Polizei.«
    »Ich kann mich nicht nach Südamerika absetzen. Ich lebe in Münster und möchte hier noch eine Weile weiterleben. Ich habe zwar keine Frau und Familie, aber ein florierendes Kaufhaus. Mit anderen Worten: Nach gründlicher Risikoabwägung entscheide ich mich dafür, die Schnauze zu halten.«
    Carlo brachte eine Portion Güte in seine Stimme: »Ich versteh dich ja. Du bist fertig mit den Nerven. Schlaf dich erst mal aus, wir reden dann später!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Meine Entscheidung steht. Wer sein Leben für lausige 5.000 Mark aufs Spiel setzt, hat eine zu geringe Meinung von seinem

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