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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Mensch, Georg, ich kann dir das nicht am Telefon sagen.«
    »Okay«, sagte ich. »Komm vorbei! Ich wohne in der Raesfeldstraße.«
    »Tut mir leid, aber ich glaube, ich habe nicht mehr genug Geld für ein Taxi. Ich bin ziemlich planlos durch die Stadt gelaufen und hier im Nuit blanche gelandet. Und jetzt …«
    Ich warf einen Blick auf den Fernseher. Da war man bereits beim Wetter von morgen.
    »Es ist sehr, sehr wichtig, Georg. Sonst würde ich dich doch nicht anrufen.«
     
    Das Nuit blanche war eine Disco am Servatiiplatz. Sie war nicht besonders groß und nicht besonders hell. In dem schummrigen Licht versprachen die Mädchen über fünf Meter Entfernung Dinge, die sie im Vorübergehen nicht mehr halten konnten.
    Ich lehnte mich an die Theke und bestellte ein Bier. Von Armin keine Spur.
    Nach dem dritten Schluck sah ich ihn hereinkommen. Er hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Armin, den ich kannte. Das ehemals lockige Haar war zu einer Bürste, der Vollbart zu einem Schnurrbart für aufstrebende Sparkassenangestellte zusammengeschnitten. Statt der dreckigen Jeans und dem zerfetzten Sweatshirt trug er einen schwarzen Leinenanzug und ein Paisley-Hemd. Er sah bleich und abgekämpft aus.
    »Ich war grad mal draußen, ein bisschen frische Luft schnappen«, schrie er nach der knappen Begrüßung.
    »Lass uns in die Ecke gehen, da ist es etwas ruhiger«, brüllte ich zurück.
    Wir hockten uns an die Wand und ich bemerkte, dass seine Hände zitterten.
    »Georg, du musst mir helfen«, sagte er in etwas ruhigerem Tonfall, die Lautsprecher erreichten uns hier nur indirekt.
    »Das hat heute schon jemand zu mir gesagt«, gab ich zurück. »Ich hoffe, du hast keinen Auftrag für mich, ich bin nämlich bereits engagiert.«
    »Nein, nein, es geht um einen Gefallen. Sprich mit Ines!«
    »Warum?«
    Er betrachtete intensiv seine kurz geschnittenen Fingernägel. »Wir haben uns heute gestritten. Und wie das so ist, ein Wort gibt das andere und … Jedenfalls: Sie ist abgehauen.«
    »Klingt nicht sehr ungewöhnlich.«
    »Heute war es anders. Ich habe die Nerven verloren. Und dann habe ich – zugeschlagen.« Die Fingernägel wurden ihm langweilig und er nahm sich einen Bierdeckel vor. »Ich weiß, ich habe einen großen Fehler gemacht. Es tut mir ja auch leid. Aber nun ist es passiert und ich möchte, dass sie erfährt, wie sehr ich es bereue.«
    »Warum sagst du es ihr nicht selbst?«
    »Ich weiß nicht genau, wo sie ist. Außerdem wäre es vielleicht besser, wenn du …«
    Mir schmeckte das Bier nicht mehr. »Hör mal, Armin, als Eheberater bin ich denkbar ungeeignet. Ich vertrete nämlich die Meinung, dass ein Paar seine Beziehung selber regeln sollte. Entweder trennt ihr euch oder ihr vertragt euch wieder. Ist mir beides recht. Mit anderen Worten: Es geht mich nichts an.«
    Armin nahm allen Mut zusammen und guckte mir in die Augen: »Du warst doch selber mal mit Ines befreundet.«
    »Eben. Dann hat sie sich leider in dich verliebt. Und ich habe euch beide vergessen – bis vor einer Stunde.«
    Er blieb hartnäckig: »Ich verstehe dich. In tausend anderen Fällen würde ich dir recht geben. Aber dieser ist die große Ausnahme. Ich bin noch nie so ausgerastet. Und ich habe das Gefühl, die Sache muss noch heute Abend geklärt werden, oder …«, seine Stimme brach, »… es ist für immer vorbei.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, hakte ich nach. »Durch die Straßen laufen, die Hotels absuchen?«
    »Ich habe eine Ahnung, wo sie ist. Bei ihrer Freundin Claudia.«
    Das überzeugte mich noch weniger. »Armin, wenn du weißt, wo sie ist, geh hin und red mit ihr! Ich mochte Ines wirklich und ich würde sie liebend gern wiedersehen. Aber nicht unter diesen Umständen.«
    Er griff nach meinem Arm. »Es hätte keinen Zweck, wenn ich hingehen würde. Ich weiß es, ich fühle es. Du musst mir helfen, nur dieses eine Mal. Alles, worum ich dich bitte, ist: Fahr zu dem Haus von Claudia und sprich mit Ines. Sag ihr, wie leid es mir tut. Falls sie nicht da sein sollte, ist die Sache für dich erledigt.«
     
    Der Bungalow stand in einer ruhigen Nebenstraße auf der Sentruper Höhe. Im Haus brannte Licht und die Ausfahrt wurde von einem rostigen Golf versperrt.
    Auf mein dreimaliges Klingeln regte sich nichts. Und irgendein blödes Gefühl in meinem Hinterkopf brachte mich dazu, den Gartenzaun zu übersteigen und die Rückseite des Bungalows in Augenschein zu nehmen. Dazu musste ich eine verwilderte Wiese durchqueren, die den

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