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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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um seinen Ruf als Musikerlegende wach zu halten. Der war die halbe Marketingstrategie fürs Bad.
    Ich wusste das übrigens, weil ich Carlo Ponti, noch in meiner Zeit als Rechtsanwalt, in einem Unterhaltspflichtprozess vertreten hatte. Wir gewannen – aufgrund der Blutuntersuchung. Und Carlo Ponti erzählte mir pausenlos von seinem ereignisreichen Leben. Ein anderes Thema kannte er nicht.
    Ich parkte vor dem Bad und umkurvte zu Fuß den Gebäudekomplex, da die Büros auf der Rückseite lagen. Im Vorzimmer traf ich eine Dame im Tigerlook, die aussah, als würde sie Schreibmaschinen nur aus Fernsehserien kennen, und Hajo Gries. Hajo war Carlos rechte Hand und generell für alles verantwortlich, was der große Zampano verbockt hatte.
    »Gut, dass du kommst«, sagte Hajo. »Carlo wartet schon auf dich.«
    Durch die Seitentür betraten wir eine Mischung aus Garderobe und Chefzimmer. Auf dem Boden lagen diverse Musikinstrumente, wie von einem nervösen Musiker in der Aufwärmphase für sein Konzert verstreut, und an einer Seite prangte ein echter Schminktisch mit Spiegel und zwanzig Glühbirnen drum herum. Den Kontrast dazu bildete ein überdimensionaler Schreibtisch im Jugendstil. Hinter dem Schreibtisch stand ein beinahe ebenso imposanter Sessel und auf diesem flegelte sich Carlo Ponti. Er trug Jeans und die obligatorischen Turnschuhe, die zusammen mit den Füßen auf dem Schreibtisch lagen. Die langen und schon etwas dünnen Haare wurden durch ein Stirnband aufgemotzt, der Dreitagebart ging nahtlos in die wallende Brustbehaarung über, die aus dem bis knapp über dem Bauch geöffneten Holzfällerhemd quoll.
    Carlo Ponti telefonierte.
    Ich setzte mich in einen der Sessel vor dem Schreibtisch und wartete. Carlo schenkte mir ein knappes, aber gnädiges Lächeln. Er quatschte eine Viertelstunde und drückte dabei die Gage für den Auftritt einer Newcomer-Band um 2.000 Mark.
    »Völlig verrückt«, sagte er anschließend zu mir. »Diese Agenten glauben, wenn ihre Bubis eine Goldene Platte gemacht haben, können sie jeden Schweinepreis verlangen. Aber nicht mit mir.«
    Carlo Ponti ging stramm auf die fünfzig zu, sah aber kaum älter aus als Mick Jagger.
    »Hajo, lass uns allein!«
    Hajo verschwand wortlos und Carlo nahm die Füße vom Schreibtisch.
    »Lange nicht gesehen. Wie geht's denn so, Schorsch?«
    »Gut«, sagte ich.
    »Immer noch im Detektivgeschäft? Mit der Kamera klick, klick machen, wenn der Chef seine Sekretärin vernascht?« Er lachte, als hätte er einen Witz gemacht.
    »Ehegeschichten gibt's kaum noch. Die meisten Fälle drehen sich um Versicherungsbetrug und Wirtschaftskriminalität.«
    »Wirtschaftskriminalität, so so.« Er ließ das Wort auf der Zunge zergehen. »Hast du nicht selber so 'n Dingsda, so 'n Secondhand…«
    »Kaufhaus«, ergänzte ich. »Klar, damit verdiene ich mein Geld. Die Detektivarbeit betreibe ich als Hobby. Umsatzstatistiken machen mich auf Dauer depressiv.«
    »Mann, wie ich dich verstehe«, lachte er. »Glaubst du, mir macht das Spaß, den Laden hier in Schuss zu halten? Aber kaum bin ich mal vierzehn Tage auf Tour, geht alles drunter und drüber. Hajo ist ein netter Kerl, ihm fehlt bloß der Überblick. Wenn ich nicht alles selber mache …«
    Er stand auf, wanderte durch den Raum und hob eine Gitarre auf. Selbstvergessen spielte er den Refrain eines Klassikers.
    »Ab und zu muss ich raus aus dem Money-Making-Trouble. Back on stage. Wenn der erste Spot angeht, fliegst du ab. Zwei Stunden Show sind besser als vier Wochen Kur, sag ich dir. Mein Gott, wenn das nicht wäre, ich hätte mich längst erschossen. Ehrlich.«
    Langsam kehrte er zu mir zurück. »Schorsch, ich brauche dich.«
    »Wofür?«
    »Ich brauche dich als Detektiv. Ich brauche deine Schnüfflerqualitäten. Du sollst für mich spionieren.«
    »Und was soll ich schnüffeln?«
    »Ich werde bestohlen. Ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.«
    »Von wem?«
    Ich bekam einen Schlag vor die Schulter.
    »Schorsch, wenn ich das wüsste, bräuchte ich dich doch nicht, oder?«
    »Was wird geklaut?«
    »Alles. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Hauptsächlich Anlagenteile. Aber auch Musikinstrumente. Sachen aus den Musikergarderoben. Klar, das meiste gehört nicht mir. Die Bands bringen ihre eigene Anlage mit oder leihen eine vor Ort. Aber die Jungs sind sauer auf mich, verstehst du. Sie sagen: Carlo, wie kann das passieren? In deinem Laden? Einige Anlagen-Verleiher wollen gar nichts mehr hierhin stellen, Schorsch, das macht

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