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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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mich fertig. Ich kann nicht mehr.«
    Zur Demonstration ließ er sich in den Sessel fallen.
    »Du hast doch deine Aufpasser«, hakte ich nach. »Die stehen an allen Ein- und Ausgängen. Wie soll da jemand mit einem Anlagenteil vorbeikommen?«
    Theatralisch verdrehte er die Augen. »Ich weiß es nicht. Es ist mir ein Rätsel.« Er senkte die Stimme zu einem Flüsterton, der trotzdem bis in die letzte Reihe gedrungen wäre. »Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist ein verdammter Scheißdieb unter meinen eigenen Leuten. Oder zwei. Der eine steht an der Tür, der andere trägt's raus. Wusch.« Er fuhr mit der Handkante über den Schreibtisch. »So einfach ist das.«
    »Hast du Nachforschungen angestellt?«
    »Woher denn? Wenn einer was wüsste und sagen wollte, wäre er doch zu mir gekommen, oder? Soll ich rumschleichen oder mir hinter einem Vorhang Plattfüße in den Bauch stehen?«
    »Wenn ich dich richtig verstehe, erwartest du von mir so was Ähnliches.«
    »Bei dir ist das was anderes«, sagte er mit Überzeugung. »Außerdem: Dich kennt keiner. Du fällst nicht auf.«
    »Was ist mit Hajo?«, fragte ich.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Steht er unter Verdacht?«
    Carlo amüsierte sich. »Ach was, Hajo doch nicht. Hajo ist ein Engel. Ein blinder Engel zwar, aber …«
    »Und er hat auch keine Ahnung, wer der Dieb sein könnte?«
    Carlo schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich würde Hajo nicht mal merken, wenn ihm einer die Hose klaut.«
    »Weiß er, weswegen ich hier bin?«
    »Nein, ich habe ihm nur gesagt, dass du vorbeikommst.«
    »Gut, sag ihm auch in Zukunft nichts. Außer, dass er die Klappe halten soll, wenn ihn jemand nach mir fragt.«
    Carlo machte große Augen. »Was hast du vor?«
    »Du stellst mich ein. An der Bar. Oder, besser noch, als Bierglaseinsammler, da habe ich mehr Bewegungsfreiheit.«
    »Undercoveragent, sozusagen«, staunte Carlo.
    »Im Prinzip«, gab ich ihm recht.
    Carlo strahlte. »Schorsch, ich wusste, dass du was drauf hast. Wann willst du loslegen? Übermorgen wäre eine günstige Gelegenheit. Da kommt Udo Lindenberg und ich selber geh an die Drums. Dann wird die Bude rappelvoll. Udo ist immer noch ein Renner.«
    »Ich fang schon morgen an.«
    »Warum? Morgen ist stinknormale Disco. Da wird bestimmt nichts geklaut.«
    »Damit meine Kollegen mich kennenlernen. Übermorgen sind sie dann weniger misstrauisch.«
    Carlo tippte sich an den Kopf. »Du bist der Detektiv. Mann, von dir kann ich was lernen.«
    Plötzlich verdüsterte ein Gedanke sein Gesicht: »Aber, halt mal: Normalerweise stellt Hajo die Leute ein. Ist das nicht ein bisschen auffällig, wenn ich jetzt persönlich …?«
    »Sag ihm einfach, ich sei ein alter Freund von dir und du würdest mir damit einen Gefallen tun.«
    »Klar. So wird's gehen. Ja, Schorsch, sind wir uns einig, wie?«
    »Nicht ganz«, widersprach ich. »Wir müssen noch meine Gage aushandeln.«
    Es wurde ein harter Poker, aber schließlich einigten wir uns auf 300 Mark pro Abend, plus 5.000 Mark Prämie, falls ich den Dieb erwischen sollte.

III
     
     
    Ich hatte ein Ölbad genommen, mich ausgiebig mit Fettcreme eingeschmiert und verfolgte gerade live eine Geiselnahme in den Tagesthemen, als das Telefon klingelte.
    »Georg Wilsberg«, sagte ich unwirsch.
    »Hallo Georg«, keuchte eine atemlose Stimme. »Hier ist Armin.«
    »Armin, wer?«, fragte ich noch unwirscher.
    »Armin Hinz. Dein alter Kumpel. Weißt du nicht mehr, wie wir zusammen das Rektorat der Uni gestürmt haben? Basisgruppe FROST.«
    Mir dämmerte etwas. »Armin, mein Gott, das ist ja schon mindestens …«, ich rechnete, »…dreizehn oder vierzehn Jahre her. Sag bloß, du warst die ganze Zeit in Münster?«
    »Nein, ich war lange Zeit in Hamburg und Köln. Aber seit einem halben Jahr wohne ich wieder in Münster.«
    »Und Ines? Bist du immer noch mit ihr … zusammen?«
    Ein Knacken in der Leitung. »Ja, weißt du …« Dann eine Pause. Und entschlossener: »Das ist der Grund, weswegen ich anrufe.«
    Ich vergaß endgültig die Geiselnahme.
    Nach ein paar Sekunden sprach er zögerlich weiter: »Wir waren eigentlich die ganze Zeit ein Paar. Es gab Kräche, das ist normal. Wir hatten hier und da mal was anderes laufen, sind vorübergehend auseinandergezogen. Aber uns beiden war immer bewusst: Wir gehören zusammen.«
    Ich sagte noch immer nichts.
    »Nur, heute Abend, also, da ist etwas passiert. Und weil ich in Münster keinen mehr kenne, zu dem ich Vertrauen habe, und weil du damals mit Ines …

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