In besten Kreisen
so, wie eine von diesen langweiligen Ladies auf einer Parkbank. ›Und dann sagte sie, und dann sagte ich‹, du weißt schon.« »Du willst mich langweilig haben?« »Ehrlich gesagt, ich bezweifle, daß du das schaffst. Aber versuch es.« Kate versuchte es. Sie war überrascht, wie präsent ihr das Gespräch wieder wurde, nachdem sie erst versucht hatte, sich zu erinnern. Reed hörte aufmerksam zu. Dann marschierte er davon, und Kate war im Grunde nicht überrascht, als sie ihn wieder im Gespräch mit Emmet sah. Sie war ins Haus gegangen, als Reed sie erneut schnappte und mit ihr auf den Rasen hinausging.
»Kate«, sagte er, »tust du wohl etwas für mich, und zwar ohne Fragen zu stellen?« »Nicht, bevor du mir gesagt hast, was es ist. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir.« Reed zündete ihr eine Zigarette an. »Ich bin dabei, ihn dir noch anstrengender zu gestalten«, sagte er. »Ich möchte, daß du mit mir ins Autokino fährst.« »Du mußt den Verstand verloren haben.« »Leo, der immerhin einen ziemlich strengen Stundenplan hat, verdient ein Extra-Vergnügen. Emmet will mitkommen, weil er gern neue Erfahrungen macht, an denen er seinen Witz ausprobieren kann. William kommt mit, weil er Leo begleiten soll, und Lina kommt mit, weil William mitkommt. Ob Grace auch dabei sein will, soll sie selbst entscheiden; wir müssen sie nicht drängen, wenn es ihr nichts ausmacht, allein zu Hause zu bleiben.« »Schlägst du vor, daß wir alle in einem Auto fahren? Das wird dann aber ganz schön eng.« »Ich sitze am Steuer, neben mir Leo, dann kommt William; auf dem Rücksitz sitzen Emmet, Lina und du. Vielleicht beschließt Lina, daheim zu bleiben, aber das bezweifle ich. Ich brauch wohl nicht extra zu erwähnen, daß wir wieder den langmütigen Wagen deines Bruders nehmen werden.« »Ich möchte wissen, was an meinem Bruder langmütig ist. In Europa steckt er, der Glückspilz.« »Du hast mich nicht richtig verstanden. Ich meinte nur seinen Wagen. Und was dich in einem Autokino erwartet, läßt sich in Worten gar nicht ausdrücken.« »Reed, ich hoffe, du weißt, was du tust. Mir kommt es vor wie der traurige Verfall eines einst großen Geistes. Was wird gespielt?« »Ich habe keine Ahnung.« »Meinst du nicht, daß meine Begeisterung ein wenig echter wirkte, wenn ich wüßte, was für ein Film läuft?« »Bestimmt nicht. Die Chancen stehen zehn zu eins, daß es einer ist, den zu sehen du dir nie hättest träumen lassen, zum Beispiel einen mit Elvis Presley. Du sollst sagen, daß dich das Bedürfnis, amerikanische Kultur zu erleben, überwältigt hat, egal, welcher Film läuft.« »Reed, Elvis Presley schaue ich mir nicht an.« »Doch, das wirst du. Sei lieb, Kate, und tu, was ich sage. Wenn du dich ordentlich benimmst, kaufe ich im Kino auch eine Tüte Popcorn.« Zu Kates Verblüffung wurde ihr Vorschlag, nach dem Essen ins Autokino zu fahren, mit Begeisterung und bester Stimmung aufgenommen. Dafür war natürlich vor allem Leo verantwortlich. Ihr selbst waren ihre Worte so überzeugend erschienen wie eine Einladung zum gemeinsamen Footballspiel. Nachdem die Möglichkeit eines solchen Abenteuers einmal in den Raum gestellt war, gab es kein Zurück mehr. Emmet verblüffte Kate mit seinem Eifer, einen Film von einem Auto aus verfolgen zu können, dermaßen, daß sie den Verdacht hatte, er habe zuviel getrunken. William zeigte Zeichen des Zögerns, aber Leos »Ach, komm, William« reichte, ihn zu überreden. Lina sagte, sie komme auch mit, teils, um in Williams Nähe zu sein, hauptsächlich aber, glaubte Kate, weil sie zu den Menschen gehörte, die lieber etwas unternehmen, als zu Hause zu hocken. Grace lehnte es rundweg ab, über die Sache auch nur nachzudenken, selbst für den Fall, daß Reed seinen Volkswagen anwerfen sollte, damit sie mehr Platz hätte. »Eine absurde Idee«, sagte sie, »sich einen Film durch eine Windschutzscheibe anzuschauen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie solch eine Idee sich jemals durchsetzen konnte.« »Die Jungs im Lager sagen, man geht dahin, um mit jemandem zu knutschen«, verkündete Leo.
»Leo!« erscholl es so nachdrücklich und in einem Atemzug aus Kates und Williams Mund, daß beide nur noch lachen konnten. Emmet fragte ihn: »Was würde Mr. Artifoni sagen, wenn er dich hören könnte?« »Wir sorgen schon dafür, daß er nicht immer alles hört.« »Wenn ihr die Wahrheit hören wollt«, sagte Emmet, »ich habe irgendwo gelesen, daß hauptsächlich Familien ins Autokino
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