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In den Armen des Fremden

In den Armen des Fremden

Titel: In den Armen des Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily McKay
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anvertraut?“
    „Nein. Nicht im Traum!“ Vorsichtig blickte sie sich um, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war.
    „Das heißt, Sie sind selbst dahintergekommen.“
    „Ja“, bestätigte sie und ging weiter. „Schon bei meinem Vorstellungsgespräch gab es einen Hinweis darauf. Kitty interessierte es nicht, ob ich tippen oder mit einem Computer umgehen konnte. Alles, was ich tun musste, war, ihr laut vorlesen. Und darin besteht bis heute ein Großteil meiner Arbeit. Ich begleite Kitty in ihr Wellnesscenter und lese ihr dort vor.“
    Das war es also! Wie hatte Kitty ihre vielen Besuche dort genannt? Eine Art Bewältigungsstrategie.
    Er dachte daran, wie wichtig ihr der äußere Schein war. Kein Wunder, dass niemand von ihrer Lese- und Schreibschwäche erfahren sollte. Aber leider war durch ihr Bemühen, sich zu schützen, alles nur noch schlimmer geworden.
    Wieder sah Casey ihn bittend an: „Sie werden das doch für sich behalten?“
    „Das kann ich nicht.“
    Endlich verstand er Kitty! Hoffentlich kam seine Hilfe nicht zu spät.
    Als Kitty dachte, der Tag könnte keine weitere unliebsame Überraschung bereithalten, klopfte Ford an die Tür ihres Apartments. Zum zweiten Mal!
    Durch einen zehn Zentimeter schmalen Türspalt sah sie ihn an. „Lass mich raten! Irgendwer hat dich wieder ins Haus gelassen.“
    „Diesmal ein anderer Bewohner. Er hatte die Pressekonferenz verfolgt, und ich habe ihn davon überzeugen können, dass wir uns wirklich lieben und es nur geheim halten wollten.“
    „Warum schleichst du dich auf diese Art herein?“
    „Ach … Ich dachte nur, du würdest mir nicht aufmachen.“
    „Stell dir vor: Das hätte ich auch nicht! Vielleicht weil ich dich nicht sehen will? Schon mal überlegt, dass es daran liegen könnte?“
    Kitty konnte es demjenigen, der Ford ins Haus gelassen hatte, nicht wirklich verübeln. Ihr ging er ja nicht aus dem Sinn. Er besaß wirklich ungeheuer viel Charme, das musste man ihm lassen.
    Dabei hatte sie immer geglaubt, sie hätte leichtes Spiel mit Männern. Nur bei Ford wirkte keiner der erprobten Tricks. Und am seltsamsten war, dass ihr gerade seine Beharrlichkeit gefiel …
    Hierin lag das Hauptproblem: nicht dass er sie nicht in Ruhe ließ – in Wirklichkeit wollte sie überhaupt nicht in Ruhe gelassen werden.
    Mit einer schnellen Bewegung versuchte sie, die Tür zu schließen. Wenn er sich aus ihren Gedanken und Gefühlen ebenso leicht ausblenden ließe …
    Aber Ford stellte den Fuß in die Tür und kam herein. „Warum hast du mir nichts von deiner Legasthenie erzählt?“
    Bei dem Wort zog sich Kitty der Magen zusammen. Panische Angst erfasste sie. Wie hatte er das nur herausgefunden? Es war ihr bestgehütetes Geheimnis. Ein Leben lang hatte sie alles getan, um ihre Lese- und Schreibschwäche vor anderen zu verbergen. Schließlich war sie sogar bereit, die Leitung von Biedermann’s abzugeben.
    Und trotzdem war Ford darauf gekommen! Er war schon ein Teufelskerl. Warum verschwand er nicht einfach in der Versenkung, wie es sich nach einem One-Night-Stand gehörte?
    Wieder einmal versuchte sie, ihre Gefühle zu überspielen, indem sie sich kämpferisch zeigte. „Du willst wissen, warum ich dir nichts gesagt habe? Die eigentliche Frage ist: Warum hätte ich das machen sollen? Es tut nichts zur Sache und geht schlichtweg niemanden etwas an.“
    Er streckte den Arm nach ihr aus, um sie an sich zu ziehen, doch Kitty war schneller und wich geschickt aus. Seit sie erwachsen war, hatte sie nie jemanden zu nahe an sich herangelassen. Warum sollte sie bei Ford eine Ausnahme machen?
    Breitbeinig stand er da, die Arme in die Seiten gestützt, und sah sie entschlossen an. Alles an ihm wirkte angriffslustig. „Ich bleibe dabei: Du hättest es mir erzählen sollen.“
    „Daran habe ich einfach nicht gedacht“, log sie und durchquerte das Zimmer in einem großen Bogen. „Du zum Beispiel hast ein Muttermal auf deiner Schulter. Darüber haben wir auch nie geredet.“
    „Nur wollte ich deswegen nicht meine Tätigkeit als Geschäftsführer aufgeben.“
    „Vielleicht solltest du das“, entgegnete sie schlagfertig. „Es ist nicht …“
    „Hör auf!“, befahl er.
    Augenblicklich verstummte Kitty. Weder solche Worte noch diesen Tonfall war sie von Ford gewöhnt …
    Als sie sich im Wohnzimmer umsah, stellte sie fest, dass sie im Kreis gegangen war und sich nun wieder am Ausgangspunkt befand. Irgendwie war das typisch für ihr Leben: Sie war immer in Bewegung, stand

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