In den Armen des Highlanders
weiter getan habe, als den Raum zu betreten! Es war Niles, der mich verführt hat.«
Mit einer triumphierenden Geste hob Alys eine Hand. »Wie ich bereits sagte - die Verführung ist...«
»Und wenn der Mann nicht verführt werden will?«, fiel Emily ihr ins Wort.
Die Zofe stützte ihre Hand wieder in die Hüfte. Obwohl sie zwei Jahre jünger als Emily war, hatte sie reichliche Erfahrungen mit dem starken Geschlecht gesammelt und galt in der gesamten Grafschaft als Expertin. »Also, Mylady ...«, begann sie und setzte eine übertrieben geduldige Miene auf. »Ich habe meine Unschuld schon verloren, als ich gerade mal ein Mädchen war, und ich kann Euch versichern, der Mann, der nicht lüstern wäre, der muss erst noch geboren werden. Nur weil Seine Lordschaft ein so starkes Schwert schwingt, musstet Ihr bisher noch keine Annäherungsversuche abwehren.«
Dem konnte Emily nicht widersprechen. Ihr Vater bewachte seine Töchter mindestens genauso streng wie seine kostbaren Jagdfalken. Wehe, wenn ein Mann auch nur hinzuschauen wagte...
Und wenn einer sich erdreistete, eine der Ladies anzufassen ...
Nun ...
Es war schon überraschend, dass hinter Niles’ Hosenlatz sich überhaupt noch irgendetwas regte.
Ihr kam ein neuer Gedanke. »Aber wenn ich ihn erobern will und er eine andere begehrt?«
»Ach, Lady Emily!«, seufzte Alys. »Dauernd kommt Ihr mir mit Wenn und Aber. Stellen wir uns mal vor, er möchte sich woanders vergnügen. Dann müsst Ihr einfach nur in seiner Nähe bleiben. Schenkt ihm ein strahlendes Lächeln, zeigt ihm einen verlockenden Fußknöchel, ein ...«
»Einen Fußknöchel!«, rief Emily entrüstet. »Da würde ich ja vor lauter Scham im Boden versinken.«
»Besser beschämt als eine alte Jungfer.«
Da mochte etwas Wahres dran sein, denn allmählich fühlte sie sich der Verzweiflung nahe. Ihr Vater nahm einfach keine Vernunft an. Wenn sie sich jemals Hoffnungen auf eine Heirat machen wollte, musste sie endlich die Initiative ergreifen. »Ein Fußknöchel...« Allein schon der Gedanke trieb ihr feurige Röte ins Gesicht. »Sonst noch was?«
»Ihr müsst den Mann zappeln lassen«, erwiderte Alys. »Je länger er sich nach Euch gesehnt hat, umso höher wird er Euch zu schätzen wissen.«
Emily nickte.
Joanne verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Frage ist nur, wo könnten wir diesen Mann für dich finden?«
Emily stöhnte bedrückt. »Aye, das ist der springende Punkt bei dieser ganzen Verführungssache. Wie soll ich jemals einen Mann dazu bringen, mich zu heiraten, wenn weit und breit kein annehmbarer Mann in Sicht ist?«
»Wie meine Mutter immer zu sagen pflegte ...«, warf die Zofe ein. »Jede Frau findet ihre Rose, wenn sie’s am allerwenigsten erwartet.«
Einige Stunden später verließ Emily die Küchenräume, um in den Hauptturm des Schlosses zurückzukehren. Sie hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als ihr auch schon der Weg versperrt wurde. Theodore stand vor ihr, Niles’ Vetter, der Mann, den die Schwestern ziemlich abfällig »den Dämon aus der Jauchegrube des Satans« nannten.
Irgendwie mussten sie ihn, ohne es zu wollen, mit ihrem Gespräch am Morgen herbeigelockt haben, denn kaum hatte Alys ihre Lektion beendet, standen Niles und Theodore schon auf der Schwelle.
Ein riesiger Bär von einem Mann, hatte Niles seine Verlobte ohne Federlesens zu einem Picknick entführt und seinen Vetter zurückgelassen. Von dem Moment an, in dem Joanne und Niles verschwunden waren, fiel Theodore ihr auf die Nerven, scharwenzelte um sie herum und versuchte unentwegt, ihr unter die Röcke zu fassen.
Mittlerweile hing ihre Geduld nur noch an einem seidenen Faden, und sie hoffte inständig, der Quälgeist würde sie endlich in Frieden lassen.
Sollte Theodore die Rose sein, von der Alys gesprochen hatte, würde der Gedanke, als alte Jungfer zu sterben, für Emily direkt verführerisch.
Enthusiastisch eilte er auf sie zu und ergriff ihre Hand, was ihr Schauer über den Rücken jagte.
Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen?
Der Mann mochte vielleicht einer verzweifelten Frau halbwegs vorzeigbar erscheinen, doch Emily betete inständig darum, niemals in eine so verzweifelte Lage zu geraten.
Am schlimmsten war seine mangelnde Reinlichkeit. Wenn makellose Sauberkeit tatsächlich etwas mit göttlicher Tugend zu tun hatte, musste Theodore eine Ausgeburt der Hölle sein, denn sein schütteres blondes Haar sah aus, als würde es nur ganz selten einen Kamm sehen und Seife gar
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