In den Armen des Highlanders
nicht kennen. Seine Kleidung war stets so zerknittert, als würde er darin schlafen. Und nach den zahlreichen Schmutzflecken zu schließen, wusch er seine Sachen ungefähr so häufig wie sein Haar.
»Gebt Ihr mir jetzt meinen Kuss?«, fragte er.
»Eh - nein«, wie es Emily ihn ab und versuchte, an ihm vorbeizugehen. »Bedauerlicherweise habe ich noch viele, viele Pflichten zu erledigen.«
»Pflichten? Aber meine Gesellschaft ist doch sicher wesentlich angenehmer.«
Hätte Emily die Wahl, würde sie lieber den Stall aus-misten.
Er baute sich vor ihr auf und trat ihr in den Weg. »Kommt schon, süße Emily! Ich weiß, wie einsam Ihr Euch hier fühlt. Ganz sicher träumt Ihr von einem Mann, der Euch aus diesen Mauern holt und sein Eigen nennt.«
Aye, genau das sehnte sie herbei. Aber das Schlüsselwort lautete Mann. Und da sie Theodore nicht einmal den Status einer Wanze zubilligte, würde er niemals derjenige sein, der nachts in ihren Träumen erschien.
Als er die Hand ausstreckte und den Schleier an ihrer Wange berührte, eine schockierend vertrauliche Geste, runzelte sie tadelnd die Stirn. Er achtete nicht darauf. »Bald wird die Blüte Eurer Jahre hinter Euch liegen, meine teure Lady. Deshalb müsstet Ihr Euch ein Beispiel an Eurer Schwester nehmen und Euch einen Bräutigam erwählen.«
Emily wusste nicht, was sie mehr erzürnen sollte - der Hinweis auf ihr Alter oder die Erinnerung an die Schande ihrer Schwester, die mit Theodores Vetter im Bett ertappt worden war. »Besten Dank, ich bin durchaus fähig, meinen künftigen Gemahl selber auszusuchen«, verkündete sie eisig. »Ohne Eure Hilfe.«
Wut verdüsterte seinen Blick, er krallte seine Finger in den Schleier. »Ich werde Euch besitzen!«
Mit zusammengebissenen Zähnen, um sich gegen den zu erwartenden Schmerz zu wappnen, riss sie sich los. Die Nadeln, die den Schleier in ihrem Haar hielten, lösten sich, und sie ergriff die Flucht. So schnell wie möglich rannte sie über den Hof und hoffte, den belebten Hauptturm zu erreichen, bevor Theodore sie einholen würde.
Doch dieses Glück war ihr nicht vergönnt.
Erbost warf er den Schleier zu Boden und streckte seine Hand nach ihr aus. Als sich seine Finger unsanft in ihren Arm gruben, zuckte sie zusammen. Mit aller Kraft versuchte sie, ihm zu entrinnen. Doch er hielt sie eisern fest. Halb verängstigt, halb empört, wünschte sie, ihr Vater wäre daheim. Angesichts seiner finsteren Miene würde kein Mann es wagen, ihr so unverschämt zu begegnen. Und wo immer sie innerhalb der Festung auch hinging, sein wachsamer Blick folgte ihr stets.
»Jetzt werde ich meinen Kuss kriegen, Mädchen!«
Eher würde sie ein aussätziges Maultier küssen. Der Panik nahe, spähte sie in alle Richtungen. Wie sollte sie ihm bloß entkommen?
In diesem Moment versammelte sich eine kleine Schar Hühner zu Emilys und Theodores Füßen. Während er ärgerlich nach dem Geflügel trat, kam ihr plötzlich eine Idee.
Mit einem zauberhaften Lächeln wandte sie sich zu ihrem Peiniger um. Gerade noch rechtzeitig hatte sie sich an Alys’ Ratschlag von vorhin erinnert.
»Theodore ...«, flötete sie.
Und damit erzielte sie den beabsichtigten Erfolg. Prompt verflog der Zorn, den sie eben noch in seinen Augen gesehen hatte. Er ließ ihren Arm los und umfasste ihre Hand.
Dann drückte er einen feuchten Kuss auf ihre Fingerspitzen. »Ah, Emily, Ihr ahnt nicht, wie oft ich schlaflos in meinem Bett lag und von Euch träumte. Nacht für Nacht habe ich mir Eure sanften Seufzer vorge stellt ... Sagt mir doc h, wie lange muss ich noch aus harren, bis ich das Glück Eurer weichen Schenkel genießen darf?«
Bis sich der Thron des Satans in einen gigantischen Eiszapfen verwandelt.
Hastig verbannte sie Theodores Frage aus ihren Gedanken. Was für ein Pech sie hatte ... Da raunte ihr endlich einmal ein Mann poetische Worte ins Ohr, und dann wurde ihr eine so beleidigende Poesie zugemutet, so eine unglaubliche Obszönität, und noch dazu aus dem Mund eines Widerlings, der nur eine Stufe über einem Warzenschwein stand.
Wenn sie es recht bedachte, eigentlich nur eine halbe Stufe.
Trotzdem zwang sie sich, ihren Abscheu zu verbergen, als sie ihre Hand seinem klebrigen Griff entwand.
Sie hörte Pferde kommen. Da sie annahm, ihre bewaffneten Männer würden von der Patrouille zurückkehren, drehte sie sich nicht um, während sie in den Hof ritten.
Stattdessen wischte sie verstohlen die Finger an ihrem Rock ab und hauchte: »Nun habt Ihr mich
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