In den Armen des Highlanders
würde ihn sogar mit Erleichterung begrüßen.
Ärgerlich packte Simon den Arm seines Bruders und zerrte ihn von Hugh weg. »Vorsicht!«, flüsterte er. »Der König ist noch in Hörweite. Will einer von euch noch eine Unterredung mit ihm provozieren?«
Hughs Augen glitzerten bösartig. Dann drehte er sich abrupt um und stolzierte davon.
»Keine Bange, Illingworth!«, rief Draven ihm nach. »Selbstverständlich werde ich Eure Tochter freudig willkommen heißen.«
Durch den Vorraum hallte ein derber Fluch. Doch Hugh schaute kein einziges Mal zurück. Erst, nachdem er aus dem Blickfeld verschwunden war, gestattete Draven seinem Gesicht, die Gefühle zu zeigen, die ihn bewegten.
Seit zwanzig Jahren hatte sich keine Lady in den Mauern von Ravenswood aufgehalten. Er schloss die Augen, um die grausigen Bilder aus seinem Bewusstsein zu vertreiben, und wünschte sich, er könnte auch die Schreckensschreie und die flehentlichen Bitten um Gnade verscheuchen, die so oft noch in seiner Erinnerung widerhallten.
Und jetzt würde wieder eine Lady unter seinem Dach wohnen...
»Es ist nur für ein Jahr«, flüsterte Simon.
Eindringlich starrte Draven ihn an. »Muss ich dich an den Fluch erinnern, mein Bruder?«
»Du bist nicht dein Vater.«
»Gleiche ich ihm etwa nicht?« Draven zog die Brauen hoch. »Stehe ich ihm auf dem Schlachtfeld an Kampfkraft und Schnelligkeit nach? Betont nicht jedermann, dass ich sein Ebenbild bin?«
»Trotzdem bist du nicht dein Vater«, beharrte Simon.
Draven hörte ihm nicht mehr zu, denn er kannte die Wahrheit. Er war der Sohn seines Vaters, und der Fluch des unreinen Bluts pulsierte in seinen Adern - und nicht in Simons.
Wenn er eine Dam e von edler Geburt nach Ravens wood brachte, Unterzeichnete er gewissermaßen ihr Todesurteil. Und er würde bei seiner heiligen Ehre schwören müssen, für das Wohl der Lady zu sorgen.
In der Tat, das Schicksal war eine grausame Bestie, und sie verhöhnte ihn an diesem Tag mit einem schallenden Lachen.
Kapitel 1
Ü ber die Männer braucht eine Frau nur eins zu wis sen - ein jeder ist der Sklave seines Hosenlatzes. Kümmert euch um ihre Beinkleider und ihr habt sie in der Hand, denn sobald das Zeichen ihrer Männlichkeit die Oberhand gewinnt, setzt das Gehirn aus.«
Emily saß neben ihrer Schwester Joanne auf dem Bett. Krampfhaft unterdrückte sie ein Lächeln, weil sie ihre Zofe Alys nicht kränken wollte. Um ihre Belustigung zu verbergen, presste sie die Lippen ganz fest zusammen.
Dann beging sie den unglückseligen Fehler, Joanne einen Blick zuzuwerfen, und prompt brachen beide in schallendes Gelächter aus.
Wen würden Alys’ Worte auch nicht erheitern? Vor allem, wenn Emily an den überdimensionalen Hosenlatz dachte, den Joannes Verlobter Niles zur Schau trug ...
Wirklich, er stolzierte umher wie der Fruchtbarkeitsgott Priapus auf einem Jungfrauenfest.
Doch Alys schien sich kein bisschen zu amüsieren. Zerknirscht räusperte sich Emily und tat ihr Bestes, um ihren Lachreiz zu bezwingen.
Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Alys vor den beiden Schwestern und schnitt eine Grimasse. Mit ihrer kleinen, zierlichen Gestalt wirkte die Zofe nicht besonders Respekt einflößend. Aber sie hatten ihr gewisse Fragen gestellt. Also durfte sie zumindest erwarten; dass sie ihr zuhörten, ohne zu lachen. »Eigentlich dachte ich, Ihre Ladyschaften würden diese Angelegenheit ernst nehmen.«
»Verzeih uns, Alys«, bat Emily, räusperte sich und faltete züchtig ihre Hände im Schoß. »Von jetzt an werden wir uns anständig benehmen.«
Im Grunde blieb ihnen auch gar nichts anderes übrig, denn sie hatten beschlossen, einen Gemahl für Emily aufzutreiben. Da keine der Schwestern wusste, wie man einen Mann zur Heirat bewog, mussten sie sich die entsprechenden Kenntnisse aneignen. Und Alys war die einzige Frau in der Festung Warwick, bei der sie sich danach zu erkundigen wagten. Jede andere wäre sofort zu ihrem Vater gelaufen, um alles brühwarm auszuplaudern.
Glücklicherweise durften sie mit der Loyalität der bodenständigen und manchmal bestechlichen Zofe rechnen. Niemals würde sie ihre Herrin und deren Schwester verraten.
Alys warf ihren schwarzen Zopf über eine Schulter. »Nun, wie Lady Joanne bestätigen kann, ist die Verführung ein Kinderspiel. Aber den Mann danach an sich zu binden - das ist schon schwieriger.«
Brennend stieg das Blut in Joannes Wangen und hob ihre blauen Augen hervor. »Welch ein Unsinn - wo ich doch nichts
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