Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Meeres

In den Armen des Meeres

Titel: In den Armen des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
endlich heraus. »Wir streiten also nicht mehr?«
    Er sah ihr in die Augen. »Wir streiten nicht. Ich will nicht dein Gegner sein.«
    Sie lächelte glücklich, fühlte sich aber immer noch furchtbar aufgeregt. »Magst du mein Kleid wirklich?«
    Er senkte den Blick. Einen Moment dauerte es, bis sie bemerkte, dass er ihren Ausschnitt betrachtete, ehe er ihr wieder ins Gesicht sah. Seine Wangen waren jetzt leicht gerötet. »Natürlich mag ich dein Kleid. Jedem Mann hier wird es gefallen. Es ist sehr gewagt für eine unverheiratete Frau, Elysse.« Seine Stimme klang belegt.
    Ehe sie widersprechen konnte und ihm sagen, dass seine Behauptung lächerlich war, sprach er weiter: »Aber als du es wähltest, wusstest du sicher, dass du darin noch mehr Aufmerksamkeit erregst als gewöhnlich.«
    Sie zitterte. Sie hatte das Kleid gewählt, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber das konnte sie ihm ja schwerlich sagen. »Jede Frau zieht sich für einen Ball besonders an, vor allem jetzt, da die so selten stattfinden.«
    Er antwortete nicht, und sie bemerkte, dass sie die Leute aufhielten. Sie sprach leiser weiter: »Ich hörte, dass du bald nach Zypern aufbrechen wirst.«
    Seine Miene verfinsterte sich. Ohne sich umzudrehen sagte er zu Cliff: »Entschuldige uns einen Moment.«
    »Was machst du da?«, fragte sie, als er sie aus der Reihe führte. Sie traten zu einem langen Schrank aus Ebenholz, der vor der fahlen Steinwand stand. Darüber hing ein hoher vergoldeter Spiegel. In diesem Spiegel sah sie ihre Abbilder, seines so ernst, ihres beinahe verängstigt. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Montgomery sie beobachtete, aber das war ihr in diesem Moment egal.
    »Ja, ich werde in den nächsten Tagen nach Zypern abreisen. Woher hast du diese Information?«, wollte er wissen.
    Sie zögerte. Sie wollte nicht zugeben, dass Montgomery es ihr gesagt hatte.
    Er lachte. »Als ob ich es nicht gewusst hätte.«
    »Werden wir jetzt wieder streiten?«, rief sie verärgert. »Du bist seit deiner Rückkehr so beschäftigt, dass wir kaum ein Wort miteinander reden konnten. Ich hatte gehofft, ich könnte wenigstens einmal mit dir tanzen«, sagte sie. Sie fühlte, wie sie errötete, weil sie ihn um einen Tanz bitten musste – und alles nur, weil sie in seinen Armen liegen wollte. Sie wollte jetzt nicht über Montgomery sprechen. »Du hast uns nicht besucht.«
    Er wich ihrem Blick aus. »Ich war beschäftigt.«
    Sie hasste Louisa Cochrane. Wie war es dieser fetten Henne gelungen, seine Aufmerksamkeit zu erregen? »Wolltest du noch vorbeikommen und dich verabschieden, oder wolltest du einfach wieder für zwei Jahre verschwinden?«
    Er sah sie überrascht an. »Du klingst vorwurfsvoll. Hast du mich vermisst, Elysse? Du warst doch bestimmt zu sehr mit deinen fünf Heiratsanträgen beschäftigt, um an mich zu denken.«
    Sie nestelte an ihrer Handtasche. Sie hatte ihn vermisst, und sie würde ihn noch mehr vermissen, wenn er diesmal davonfuhr. »Ich hatte nie damit gerechnet, dass du so lange wegbleibst«, erklärte sie hilflos. Er zog die Brauen hoch, und sie flüsterte: »Zweieinhalb Jahre sind eine sehr lange Zeit.«
    Nach einer kleinen Weile sagte er: »Ja, das stimmt.«
    Ihr lag auf der Zunge zu sagen, er sollte doch die Fahrt nach Zypern auslassen. »Warum bist du nicht nach Hause gekommen?«
    »Ich wollte es, nach meiner Rückkehr aus Kanada, aber mir wurde ein Bonus für eine Fahrt nach Jamaika angeboten, und ich konnte das nicht ablehnen.«
    Es ging um Geschäfte, dachte sie, aber das macht es nicht einfacher. »Hast du nie Heimweh, wenn du weg bist?« Was sie eigentlich wissen wollte, war, ob er sie vermisst hatte.
    Er wirkte überrascht. »Natürlich habe ich Heimweh. Ich habe die ganze Zeit über Heimweh. Es ist einsam auf See, Elysse, vor allem während der Nachtwache.«
    Sie stellte ihn sich vor, am Bug des Schiffes im Indischen Ozean, der Nachthimmel schwarz und von Sternen übersät, die vollen Segel blähten sich im Wind. »Ich weiß, wie sehr du die See liebst und das Abenteuer.«
    »Die Einsamkeit ist ein kleiner Preis, den ich zu bezahlen habe«, stimmte er zu. »Die See wird immer meine Geliebte sein.«
    Als Tochter eines Kapitäns verstand sie das. »Bleib nicht wieder so lange weg«, hörte sie sich sagen. Sie errötete.
    »Was sollte das für eine Rolle spielen, wenn du doch so beschäftigt bist mit deinen Gesellschaften und Bällen und deiner endlosen Parade von Verehrern.«
    »Natürlich spielt das eine Rolle«, sagte sie.

Weitere Kostenlose Bücher