In den finsteren Wäldern (German Edition)
Mädchen über die Lichtung und ließ es vor seine Füße fallen. Das junge Ding stöhnte.
Nicht tot?
»Wie seltsam«, murmelte er. »Aber flugs behoben.«
Er zog das Beil von seinem Gürtel.
Ihre Augen öffneten sich. Ihre Hand fasste hoch und krallte sich in eine Handvoll Haar. Beinah hätte sie ihm seinen hübschen neuen Schurz von der Hüfte gezogen. »Bitte«, stammelte sie.
»Bitte? Hör ich recht?« Er kniete sich neben sie. Sein Blick wanderte über ihren vom Mondlicht erhellten Körper – einen Körper, der ihm zuvor, nach einem Schlag auf ihren Kopf, solches Vergnügen bereitet hatte. Einen jungen, zierlichen Körper. »Wie nennt man dich?«, fragte er.
»Lilly.«
»Lilly. O Lilly, süß und schön, was gleichst du doch einer Blume.« Er berührte ihre kleinen Brüste. »Knospen und Blütenblätter. Süßer Nektar. Soll ich dich verschonen? Soll ich dich in meinen Palast mitnehmen?«
Ihre Hand schob sich durch das herabhängende Haar und berührte sein Glied.
»Vielleicht sollte ich das.«
Er steckte das Beil zurück und hob sie hoch, küsste ihren Busen. »Komm fort. Lass uns der Gottheit Propheten sein.«
Er trug sie durch den Wald der aufgespießten Köpfe.
»Grar«, sagte das Mädchen, den Blick auf einen der Schädel geheftet.
»Du kanntest ihn? Ein Bursche von unendlichem Humor. Nun ziemlich weggeschrumpft.«
»Ein Arschloch«, meinte Lilly.
Lander lachte. »Auf, auf! Was für ein Freudentag«, sagte er und trug sie zur Hütte.
Nachrichten, Kanal 3
11. Juli
»Nun zu den Lokalmeldungen. Eine zwölfköpfige Suchmannschaft ist nicht aus der Wildnis westlich von Barlow zurückgekehrt, wo vergangene Woche ein Aufgebot des Sheriff-Büros spurlos verschwand ...«
Nachwort
von Brett McBean
Für mich gehören zu einem klassischen Laymon-Roman: knackiger, prägnanter Schreibstil; ein Tempo wie Mal Menigas politische Karriere; alltägliche Protagonisten, mit denen man sich identifizieren kann; ungezügelte Gewalt und ein pechschwarzer Sinn für Humor. Ein klassischer Laymon ist wie eine bluttriefende Achterbahnfahrt, die das Herz zum Rasen bringt und bei der einem schwindlig wird. Aber obwohl man zeitweise vielleicht etwas Übelkeit verspürt, fährt man weiter, weil es einen Heidenspaß macht. Sicher, es ist ein makabrer Spaß, aber schließlich hat Laymon Horrorgeschichten geschrieben: die ultimativen Lagerfeuergeschichten mit Laymon als Erzähler und uns als Zuhörern, die wir rings um die Flammen sitzen, jedes Wort von Laymon verschlingen und gelegentlich über die Schulter in die Dunkelheit hinter uns schauen – nur, um uns zu vergewissern, dass sich kein Wahnsinniger mit einer Axt anschleicht.
Vermutlich veranschaulicht kein anderer Roman von Laymon diese Eigenschaften besser als In den finsteren Wäldern . Richard Laymons zweiter veröffentlichter Roman bietet einfach alles: Man könnte sagen, es ist der Inbegriff eines Laymon-Romans.
Während Der Keller aus dem Jahr 1980 ein bemerkenswertes Debüt war – böse, düster und kompromisslos –, hat für mich der ein Jahr später veröffentlichte Titel In den finsteren Wäldern seinen Ruf als König der brutalen Splatter-Horrorbelletristik besiegelt. Laymons zweites Werk ist temporeicher und schauerlicher als der Vorgängerroman. Zugleich veranschaulicht es besser Laymons Fähigkeit, in einem Roman konstante Spannung und unablässiges Grauen zu schaffen.
In den finsteren Wäldern beginnt rasant und furios. Es gibt weder eine langatmige Hintergrunderläuterung noch blumige Gedanken über das Leben und die Liebe, bevor die Geschichte loslegt. Nein, wir werden bereits auf der ersten Seite mitten in die Handlung hineinkatapultiert. Und wenn wir das Ende des ersten Kapitels erreichen, stellen wir fest, dass wir seit der ersten Zeile den Atem angehalten haben. Wir schnaufen gerade lange genug durch, um die Lungen mit Luft zu füllen, ehe wir uns in Kapitel Zwei stürzen. Das erste Kapitel von In den finsteren Wäldern zeigt Laymon in Bestform und veranschaulicht perfekt, weshalb er als meisterlicher Horrorautor gilt und sein Werk so geschätzt wird.
Im ersten Kapitel werden uns die beiden Hauptcharaktere vorgestellt, allerdings erfahren wir nur das Notwendigste über ihre Persönlichkeiten: Neala ist die Stillere, Vorsichtigere, Sherri die Extrovertiertere. Im Verlauf des Romans finden wir mehr über ihren Hintergrund heraus und lernen sie besser kennen, wenn auch nicht wesentlich besser. Das soll jedoch beileibe keine Herabwürdigung
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