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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht einmal in seinen eigenen Ohren überzeugend klang. Charitys Gesicht verfinsterte sich ein wenig. »Du hast schon eine Menge Dinge gehört, nicht wahr?« fragte sie scharf. »Schon eine ganze Menge Dinge mehr, als du bisher gesagt hast.« Gurk grinste. »Du hast nicht gefragt, oder?« Charity setzte zu einer wütenden Antwort an, beherrschte sich dann aber im letzten Moment. »Das stimmt«, sagte sie gepreßt. »Aber ich werde es. Verlaß dich darauf. Wir werden uns unterhalten müssen, kleiner Mann. Sehr lange und über sehr, sehr viele Dinge.« Gurk zuckte abermals mit den Schultern und gab ein unanständiges Geräusch von sich. »Meinetwegen«, antwortete er, ganz plötzlich wieder mit seiner gewohnten, krächzenden Altmännerstimme. »Aber nicht hier und nicht jetzt.« Er deutete mit einem dürren Zeigefinger auf den Transmitter. »Daniel kann zwar auf einem Bein herumhüpfen und sich das andere dabei ausreißen, ohne daß eine seiner Kreaturen auch nur einen Fuß in den Transmitter setzen würde, aber das heißt nicht, daß wir hier in Sicherheit sind. Es gibt eine Menge anderer, übler Zeitgenossen hier. Und einigen davon möchte ich lieber nicht begegnen.« Er wiederholte seine wedelnde Handbewegung auf den Transmitter. »Daß das Ding da benutzt wurde, ist garantiert nicht unbemerkt geblieben. Ich bin sicher, in ein paar Minuten wimmelt es hier von uneingeladenem Besuch.« Er sah Charity fragend an und zog eine Grimasse. »Willst du ihnen Kaffee kochen? Oder machen wir, daß wir wegkommen?« Gegen ihren Willen mußte Charity lächeln. Gurk mußte ganz genau wissen, daß sie ihn durchschaut hatte, aber er versuchte noch immer, den Clown zu spielen; und irgendwie gelang es ihm sogar. Er gehörte zu jener Art von Menschen (Menschen?!), deren Intelligenz und Gefahr man sich noch so sehr bewußt sein konnte und die man doch niemals völlig ernst zu nehmen imstande war. Vielleicht, dachte sie, lag das daran, daß er eben kein Mensch war. Sie warf einen letzten Blick auf den Transmitter zurück und trat dann neben Skudder. Aber sie zögerte noch einen Moment, ihn anzusprechen, sondern ließ ihren Blick noch einmal für Momente über die zerklüftete, fremdartige Landschaft unter sich schweifen, die sie ebenso überrascht und verwirrt hatte wie Skudder und die Wasteländerin. Aber im Gegensatz zu diesen beiden wußte sie, wo sie waren. Sie sah nur für wenige Sekunden nach draußen, ehe sie mit einem Ruck abermals zurücktrat und sich umwandte. Die Bewegung schien auch Net aus dem Bann des morbiden Anblicks zu lösen, denn die junge Wasteländerin blinzelte plötzlich, als erwachte sie aus einem tiefen, traumlosen Schlaf und sah Charity verstört an. Und ein paar Sekunden später drehte sich auch Skudder zu ihr herum. Sein Gesicht war bleich, und im unheimlichen Licht des grünen Himmels sah es aus wie das eines Toten. »Mein Gott«, murmelte er. »Wir ... wir sind nicht mehr zu Hause, Charity. Das ist nicht mehr die Erde!«
    Charity biß sich auf die Lippen. Sie hätte viel darum gegeben, wenn Skudder recht gehabt hätte. Sie wäre lieber auf einem fremden Planeten am anderen Ende der Galaxis gewesen als an diesem Ort, der sich auf so fürchterliche Weise verändert hatte. Aber sie war es. Und es hatte keinen Zweck, sich selbst länger zu belügen. »Doch, Skudder«, sagte sie traurig, »das sind wir.« Der Hopi-Indianer starrte sie ungläubig an. »Aber das ist ... « »Wir sind immer noch auf der Erde«, sagte Charity fast sanft, aber mit großem Nachdruck. »Ich war schon einmal hier. Ich kenne diese Stadt, Skudder. Siehst du diesen Turm dort?« Sie hob die Hand und deutete auf das filigrane, von fast flüssigem, grünem Licht durchdrungene Gespinst des Eiffelturmes, der sich über dem wogenden Auf und Ab der Ruinenstadt erhob. »Ich war sogar schon einmal dort oben.« Skudder sah sie zweifelnd an, und Charity nickte mit einem bitteren Lächeln, ehe sie fortfuhr: »Damals war das eine der größten und schönsten Städte der Erde, Skudder. Millionen Menschen lebten hier. Und du konntest auf die Spitze dieses Turmes hinaufgehen und bei klarem Wetter bis zum Meer blicken.« »Aber das ist unmöglich«, protestierte Skudder. Er deutete mit einer Geste, die beinahe verzweifelt wirkte, zum Himmel und der falschen, Stechendgrünen Sonne hinauf. »Das ist nicht die Erde!« Charity seufzte. »Ich weiß nicht, was mit dem Himmel passiert ist«, sagte sie, »oder der Sonne. Aber das hier ist

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