GK0094 - Doktor Tod
Lange, aber dennoch kräftige Finger strichen über die nackte Leiche. Liebkosend, wie es schien.
Ein seltsamer Ring blitzte im Schein der Lampe auf. Der Mann trug ihn am Mittelfinger seiner rechten Hand. Der Ring hatte eine viereckige rubinrote Oberfläche, auf die ein weißer Totenkopf eingraviert worden war. Je nach Stimmung des Mannes strahlte der Totenkopf ein seltsames Licht aus. Dieses Phänomen hing wiederum mit der Körperwärme und der psychischen Verfassung des Unheimlichen zusammen.
Einen Augenblick verharrten die Hände auf dem Gesicht des Toten. Die Fingerspitzen drückten leicht gegen die Augenlider, schoben sie hoch.
Die Augen der Leiche waren verdreht. Überdeutlich trat das Weiße hervor.
Dr. Tod nickte zufrieden. Ja, das würde klappen.
Er wandte sich um und tauchte wieder ein in das Dunkel des Gewölbes. Ein Eishauch blieb zurück. Der Hauch von Vernichtung, Angst und Grauen.
Dr. Tod, wie er sich selbst nannte, war zurückgekehrt. Niemand wußte, woher er kam. Niemand kannte seinen Namen, sein Aussehen. Er war einfach da. Und er hatte nur ein Ziel.
Er wollte die Menschheit vernichten. Dazu war ihm jedes Mittel recht…
***
Dr. Tod hatte das Zeitalter der Hölle eingeleitet!
Schon einmal hatte er einen Versuch unternommen. Vor vielen, vielen Jahren. Doch damals hatte es nicht geklappt. Er war noch zu schwach gewesen, um sich gegen das Gute zu behaupten.
Aber mittlerweile hatte er sich Asmodis, dem Höllenfürsten, verschworen und durch ihn die Fähigkeiten erhalten, die er brauchte. Er war der erste Diener des Satans geworden.
Dr. Tod hatte den Zeitpunkt seiner Rückkehr genau abgepaßt. Den Menschen fehlte heute das Zusammengehörigkeitsgefühl. Jeder dachte nur an sich, war immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Und das war der ideale Nährboden für einen Mann wie Dr. Tod.
Unerkannt konnte er zwischen den Menschen leben, ihnen seinen Willen aufzwingen und somit die Erde in das absolute Chaos stürzen.
Immer wieder kreisten diese Gedanken in dem Schädel des Unheimlichen. Die Vorstellung, einmal der Herr der Welt zu sein, ließ ihn alles vergessen.
Dr. Tod lachte häßlich. Überlaut hallte das Gelächter wider und vermischte sich zu einem schaurigen Geheul.
Minuten verstrichen. Dann näherte sich Dr. Tod wieder dem Holztisch.
Lampen blitzten auf, tauchten das Gewölbe in ein kaltes, beinahe grelles Licht.
Das Gewölbe war riesig. Es lag tief unter der Erde und war nur durch einen Geheimgang zu erreichen. Überall standen moderne elektrische Apparaturen, die mit Skalen, Schaltern und Monitoren ausgestattet waren.
An einer Wand waren zwei große Labortische befestigt.
Moderne chemische Meßgeräte standen darauf. Die Regale darüber waren mit Chemikalienflaschen vollgestellt.
In einer Ecke des Gewölbes stand ein riesiger Bottich. Er war angefüllt mit einer klaren, dickflüssigen Substanz. Dünne Schwaden stiegen von der Oberfläche gegen die Decke.
Dr. Tod öffnete seine rechte Hand. Ein kleines Fläschchen kam zum Vorschein. Durch das weiße Glas schimmerte eine rote Flüssigkeit.
Dr. Tod öffnete die Flasche. Ein ätzender Geruch zog in seine Nase. Er drehte den Kopf zur Seite und beugte sich über die Leiche.
Seine Hände zitterten kein bißchen, als er etwas von dieser Flüssigkeit in die Augen der Leiche tröpfeln ließ.
Wie ein dicker Vorhang legte sich der rote Stoff über die Pupillen.
Dr. Tod verschloß die Flasche, steckte sie ein und betrachtete zufrieden sein Werk.
Der Anfang war gemacht.
Dann trat der Unheimliche an einen der in der Wand eingebauten Schränke, zog eine Schublade heraus und entnahm dieser zwei runde Lederstücke, die er der Leiche über die Augen legte.
Jetzt konnte nichts mehr passieren.
Der Unheimliche griff nach dem Toten. Er hob ihn mit fast spielerischer Leichtigkeit hoch.
Dabei war er von der Statur her noch nicht einmal ein kräftiger Mann.
Dr. Tod war beinahe schmächtig. Doch auf seinem schmalen Körper thronte ein schon übergroßer haarloser Schädel. Die Augen standen dicht beieinander und lagen tief in den Höhlen.
Wie eine Klippe sprang die scharf geschnittene Nase hervor. Die Lippen waren messerscharf und schienen mit der straffen, faltenlosen Haut zusammenzuwachsen. Die Gesichtsfarbe war blaß, fast weiß, und es fiel besonders auf, daß dieser Mann keine Augenbrauen hatte.
Dr. Tod bevorzugte schwarze Kleidung. All dies gab seinem Aussehen einen unheimlichen Ausdruck.
Es gab Menschen, die schon bei seinem Anblick
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