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In den Trümmern des Himmelsystems

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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gewohnheitsmäßig schluckte sie ihn herunter. Ihr Mund verzog sich schmerzlich, als habe sie eine Maske gewechselt.
    Rusty wand sich in Shadow Jacks Armen, und als sie sie sah, begann die Katze ungeduldig zu miauen. Shadow Jack ließ die Katze fallen, noch immer halb furchtsam wegen ihrer Fremdartigkeit. Rusty kam herübergetrottet und rieb sich an Bird Alyns nackten Knöcheln. Bird Alyn bückte sich und hob die Katze auf, eine rosa Zunge glitt hocherfreut wie Sandpapier über ihr Kinn. Schnurrend ließ Rusty sich auf ihrer Schulter nieder. Sie dachte an das Gobelinbild, das in dem Zimmer hing, das nun ihres war: ein Portrait Rustys, aus Kreuzstichen, unter dem die Worte standen: EIN HEIM OHNE EINE KATZE MAG VIELLEICHT EIN PERFEKTES HEIM SEIN – ABER WIE KANN ES SEINEM NAMEN GERECHT WERDEN? Bird Alyn stellte sich eine ganze Welt vor, erfüllt von Musik und bevölkert von lebenden Wesen, kein fruchtloser Traum, sondern Realität. Die Art von Welt, die Lansing gewesen sein mußte, in einer Zeit, die sie niemals erlebt hatte; die Art von Welt, die es nie wieder sein konnte.
    „Ich dachte, Rusty sucht nach dir“, murmelte Shadow Jack verlegen. „Ich möchte wetten, wenn zehn Tiere an Bord wären – jedes einzelne würde mit dir zusammen sein wollen.“
    Zögernd begegnete sie seinem Blick und vergaß alles um sich herum im Zauber seines Lächelns.

 
Flaggschiff Einheit (Diskanisches Hoheitsgebiet)
+ 300 Kilosekunden
     
    Raul Nakamore, Hand der Harmonie, legte sich zurück in die gepolsterte Beschleunigungscouch, schwerelos, gehalten von Gurten. Er schob den leichten Drahtkopfhörer in ein Fach an der Instrumentenkonsole. Vorbei der Funkkontakt, vorbei die Streitereien mit seinem Halbbruder Djem. So verschwendete er die Ressourcen der Großen Harmonie … riskierte sein Leben … riskierte die Mannschaften dreier Schiffe auf der Jagd nach einem Phantom. So ließ er Schnee-der-Errettung ungeschützt vor einer Attacke des Demarchy, um ein Schiff zu suchen, das die Schiffe der Großen Harmonie weit hinter sich zurückließ, selbst dieses überragende, deltaförmige Kriegsschiff. Ein Schiff von außerhalb … ein beschädigtes Sternenschiff, ein Schiff, das eine winzige Menge Spuren seines Schubs und Anzeichen menschlicher Überbleibsel hinterlassen hatte. Ein Schiff, dem es einmal gelungen war, ihrem Griff zu entkommen, was ihm aber kein zweites Mal gelingen würde. Es war diesen hohen Einsatz wert. Aber, armer Djem; er konnte niemals über das Ende seiner eigenen Nase hinaussehen. Raul lächelte fast.
    Irgendwo, fünftausend Kilometer unter ihm, eine schwache Silhouette gegen die silberne Pracht der diskanischen Ringe befand sich Schnee-der-Errettung, das die Hauptdestille der Großen Harmonie barg. Es war unter Mithilfe des Demarchy erbaut worden und unentbehrlich für das Überleben der Harmonie wie auch des Demarchy. Sein Bruder hatte die Verantwortung für Schnee-der-Errettung und würde alles tun, um dessen Sicherheit zu gewährleisten. Aber wenn das Demarchy sich zu einem Angriff hier in den Ringen entschloß, konnte selbst seine „Geheimwaffe“ es nicht daran hindern, fatale Verwüstungen anzurichten. Doch entgegen dem Glauben vieler Offiziere der Streitkräfte würde das Demarchy einen solchen Angriff niemals riskieren. Djem würde niemals in der Lage sein, das zu erkennen, doch Raul würde seine Karriere dafür aufs Spiel setzen – hatte seine Karriere dafür aufs Spiel gesetzt. Das Demarchy würde sie niemals angreifen … es sei denn, es hätte das Schiff. Wenn die Große Harmonie es aber zuerst in die Hände bekam …
    „Sir.“ Sandoval, der kahle Schiffskapitän, unterbrach seine Gedankengänge schüchtern. „Alles ist bereit für die Zündung. Auf Ihren Befehl …“
    Raul nickte. Angesichts der außergewöhnlichen Wärme im Kontrollraum knöpfte er seine dicke Jacke auf. Schon zu lange unter Tage gewesen … Er seufzte. „Also los.“
    Sandoval sank in seinen eigenen Sitz zurück und sprach Befehle, die von den beiden anderen Schiffen koordiniert wurden, in sein Kehlkopfmikrofon. Es fand keine Videokommunikation statt; diese wurde nur verwendet, um den Feind zu beeindrucken. Raul studierte die Komplexität des Kontrollraums. Gewaltige Instrumentenblöcke zogen sich an den Wänden um ihn herum hoch. Das meiste davon waren Computerartefakte aus der Zeit vor dem Krieg, installiert, um diesen Schiffen im Fall eines Kampfes eine größere Manövrierbarkeit zu verleihen. Sie bildeten einen Teil der

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