In der Hitze der Nacht
zu halten.
An Devons zweitem Tag dort war seine Schwester eingetroffen, die ihrem Bruder blass, aber entschlossen versicherte, dass er wieder in Ordnung kommen würde. Devon war bei Bewusstsein gewesen, hatte jedoch unter dem Einfluss starker Beruhigungsmittel gestanden. Durch die Lücke im Vorhang zwischen ihren Betten hatte Garrett sie beobachtet. Selbst in seinem benebelten Zustand hatte er sie schön gefunden. Ihre ruhige, gefasste Art war so beeindruckend gewesen, dass er fast geglaubt hatte, dass sie recht haben und ihr Bruder tatsächlich überleben würde.
Aber als sie das Krankenzimmer verlassen hatte, um mit einem Arzt zu reden, hatte Devon ihm das Gesicht zugedreht. „Ich werde es nicht schaffen“, hatte er geflüstert. „Ich mache mir Sorgen, was mit Ivy passiert, wenn ich nicht mehr da bin. Sie wird allein sein.“
„Es muss doch jemanden geben“, hatte er erwidert. „Familie oder Freunde.“
„Nein. Es gibt nur uns beide.“
Garrett hatte zunächst geschwiegen. Er konnte nicht versprechen, auf eine junge Frau aufzupassen, die er nicht kannte – egal, wie toll sie war. Außerdem schien sie durchaus in der Lage zu sein, für sich selbst zu sorgen. Doch dann hatte er gegen seinen Willen gesagt: „Ich werde ein Auge auf sie haben.“
Devon hatte ihm einen hoffnungsvollen Blick zugeworfen. „Schwörst du es? Sie muss es ja nicht einmal wissen. Tu es einfach für mich.“
„Ich schwöre es.“
Knapp drei Stunden später war Sergeant Devon Jones gestorben. Die Krankenschwester hatte Ivy aus dem Zimmer gebracht, während die Ärzte vergeblich versucht hatten, ihn wiederzubeleben.
Das Versprechen hatte schwer auf Garrett gelastet. Doch es hatte seinem Leben auch einen Sinn gegeben. Er hatte sich während seiner Genesung fast verzweifelt daran festgehalten, in Zukunft für die junge Frau da sein zu wollen. Und nun, zwei Jahre später, stand er vor dieser Frau und ärgerte sich, dass er nie vorher Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Während der langen Monate seiner Rehabilitation hatte er ihre Karriere verfolgt und war darauf vorbereitet gewesen, ihr zu helfen, falls es notwendig werden würde. Aber erst jetzt hatte sich die Gelegenheit dazu ergeben.
Er sollte etwas zu ihr sagen, ihr von seiner Verbindung zu ihr erzählen. Stattdessen starrte er sie wortlos an und fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn sie die Wahrheit erführe. Ivy James hatte seine Seele gerettet. Doch sie hatte keine Ahnung davon.
Garrett war sich noch im Unklaren über seine Gefühle, was die Verfilmung seines Kampfeinsatzes in Kolumbien anging. Aber in einem Punkt war er sich immer sicher gewesen: Ivy James sollte die weibliche Hauptrolle in dem Actionfilm spielen. Das war nur ein Weg, wie er das Versprechen einlösen konnte, das er ihrem Bruder gegeben hatte. Als sein Schwager Finn Mac Dougall ihn wegen des Filmprojekts angesprochen hatte, hatte er zunächst seine Zustimmung verweigert.
Denn ihn quälten noch immer Albträume wegen der grauenhaften Tage in Kolumbien. Ein verdeckter Einsatz gegen die Rauschgiftmafia war fehlgeschlagen. Um dem Rest seines Teams die Möglichkeit zu geben zu entkommen, hatte er sich gefangen nehmen lassen. Das hatte funktioniert. Drei Tage war er dem brutalen Escudero-Kartell ausgeliefert gewesen – Tage, die ein tiefes Trauma hinterlassen hatten. Die körperliche Folter hatte ihn fast umgebracht. Doch was sie seinem Geist und seiner Seele angetan hatten, war ungleich schlimmer gewesen.
Wenn jemand das wusste, dann war es Finn. Schließlich hatte Garrett fast ein Jahr lang in seinem Haus gelebt, während er sich von den Schuss- und Stichwunden erholt hatte. Die vielen Narben auf seinem Körper zeigten noch immer, wie sehr er von dem Kartell gequält worden war. Obwohl er alles dafür getan hatte, seine Kraft und Stärke zurückzugewinnen, musste er damit leben, dass er nie mehr in der Lage sein würde, einem Green Beret „A-Team“ zu dienen. Die Basiseinheit bestand aus zwölf speziell trainierten Soldaten, die hochbrisante und verdeckte militärische Operationen ausführen konnten.
Selbst nachdem es ihm gelungen war, dem Kartell zu entkommen, waren zwei weitere Tage vergangen, bis er Zuflucht gefunden hatte. Und dann weitere sechs Tage, bevor er aus dem kolumbianischen Dschungel in ein amerikanisches Krankenhaus geflogen worden war. Garretts einzige Genugtuung war gewesen, dass die Informationen, die er aus dem Dschungel mitgebracht hatte, dem kolumbianischen Militär genügt
Weitere Kostenlose Bücher