In der Oase unserer Traeume
ist genau der Grund, aus dem du mitkommen musst. Du willst doch keine tickende Zeitbombe losschicken, die den Ruf von ganz Merkazad ruinieren könnte, oder?“
Jamilah wusste genau, dass er sich über sie lustig machte. Das habe ich verdient, gestand sie sich beschämt ein. Sie war mit ihren Worten zu weit gegangen. Andererseits war sie nur ehrlich gewesen. Sie glaubte einfach nicht, dass Salman eine solche Verantwortung für sein Land tragen konnte. Immerhin hatte er schon immer alle Staatsangelegenheiten komplett auf seinen Bruder abgewälzt.
Dies ist das erste Mal, dass Salman überhaupt Interesse an den Staatsangelegenheiten Merkazads zeigt, fiel ihr plötzlich auf. Wollte sie diejenige sein, die diese Entwicklung sabotierte?
Außerdem würde es ihre eigene Schwäche offenbaren, wenn sie darauf bestand, in Merkazad zu bleiben. Salman durfte nicht den Sturm bemerken, den der Gedanke an eine gemeinsame Reise in ihr entfacht hatte. Im Moment war er zum Glück noch der Meinung, sie sei über ihre kurze Affäre hinweggekommen, und so sollte es auch bleiben.
„In Ordnung“, stimmte sie widerwillig zu. Sie versuchte, so gleichgültig wie möglich zu klingen. „Ich komme mit nach Paris.“
Salman lächelte, als hätte er keine Sekunde an ihrer Antwort gezweifelt. „Gut. Du kannst bei mir wohnen.“
„Was soll das heißen, bei dir wohnen? Du wirst doch bestimmt in deinem Apartment wohnen. Ich kann in ein Hotel ziehen.“
Salman schüttelte den Kopf. „Das Apartment habe ich schon vor Jahren verkauft. Ich lebe in einer Suite im Ritz. Du kannst in meinem Gästezimmer schlafen.“
„Nein!“, rief Jamilah panisch aus. „Auf keinen Fall! Ich werde mich selbst um ein Quartier kümmern.“
Salman wischte ihre Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite. „Stell dich nicht so an! Die Meetings finden im Konferenzzentrum des Hotels statt. Bei mir zu wohnen ist die praktischste Lösung.“
Jamilah trat aus dem Flugzeug und atmete die kalte Novemberluft von Paris ein. Nachdem sie stundenlang neben Salman in einem kleinen Privatjet gesessen hatte, fühlte sie sich ganz steif.
Allerdings hätte er nicht weniger Interesse an ihr zeigen können. Der Gedanke versetzte ihr einen kleinen Stich. Salman hatte sich den ganzen Flug über in Dokumente vertieft. Jamilah hatte überrascht erkannt, dass die Papiere die Meetings in Paris behandelten.
Salman legte leicht eine Hand auf ihren Rücken. „Willst du den ganzen Tag hier stehen bleiben?“
Erschrocken eilte Jamilah die Treppen hinunter und stieg in das bereitstehende Auto. Wenige Minuten später waren sie auf dem Weg in das Zentrum von Paris.
Für einen Moment schloss Jamilah die Augen. Nur mit Mühe drängte sie die Erinnerungen zurück. Nach ihrer Trennung von Salman hatte sie sich geschworen, nie wieder zurückzukommen. Aber nun war sie hier. An seiner Seite.
Salman warf Jamilah einen Seitenblick zu. Sie saß neben ihm auf dem Rücksitz, doch seitdem sie abgefahren waren, beachtete sie ihn nicht, sondern sah regungslos aus dem Fenster.
Er konnte den Blick nicht von ihrem feinen Profil abwenden. Dichte schwarze Wimpern umrandeten ihre Augen, und das Haar trug sie zu einem lockeren Knoten gebunden. Mit ihrem langen schwarzen Mantel sah sie aus wie eine elegante Pariserin.
Salmans Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Jamilah war so viel schöner als jede andere Frau, die er kannte. Im Flugzeug hatte er sich nur mühsam mit seiner Arbeit davon ablenken können, sie ununterbrochen anzustarren.
Zu seiner eigenen Verwunderung hatte er dabei entdeckt, dass ihn die Arbeit wirklich interessierte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er eine Verbundenheit mit Merkazad verspürt, und er nahm sich vor, sein Land würdig zu vertreten.
In diesem Moment drehte Jamilah den Kopf zu ihm und fragte rau: „Wieso hast du das Apartment verkauft?“
Weil ich nach jenem Tag nicht mehr dort leben konnte, dachte Salman. Doch er sprach es nicht aus. Stattdessen zuckte er die Achseln. „Ich war wohl aus der Wohnung herausgewachsen. Und weil ich keine genauen Vorstellungen davon hatte, was ich stattdessen wollte, bin ich ins Ritz gezogen. Seitdem wohne ich dort.“
„Ist es nicht ein bisschen unpersönlich, in einem Hotel zu wohnen?“
„Im Gegenteil. Die Lösung ist perfekt für mich … und für meine Bedürfnisse.“
Jamilah fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden, und drehte den Kopf wieder zum Fenster. Sie verstand genau, was er damit andeuten wollte. Keine Frau würde sich
Weitere Kostenlose Bücher