In der Oase unserer Traeume
wie wir mit der Situation umgehen sollen.“
„Also gut. Um sieben bin ich am Stall fertig. Ich sehe dich dann um acht.“
„Ich freue mich schon, Jamilah.“
Sie ließ den Hörer auf die Gabel fallen und legt die Hände an ihre heißen Wangen. Ihr Atem ging so schnell, als wäre sie gerannt. Sie würde auf sich aufpassen, schwor sie sich. Nie wieder würde sie ihn in die Nähe ihres verletzlichen Herzens lassen.
Wenige Stunden später saß Jamilah Salman in Nadims privater Suite am gedeckten Tisch gegenüber. Für die Zeit seines Aufenthalts in Merkazad war Salman in die Räumlichkeiten seines Bruders gezogen.
Jamilah kämpfte mit aller Macht darum, gelassen zu wirken, doch es fiel ihr nicht leicht. In seinem schwarzen Hemd, das ihn noch dunkler und gefährlicher wirken ließ, sah Salman atemberaubend aus. Sie nippte langsam an dem köstlichen Rotwein und verfluchte den Impuls, aus dem heraus sie sich zum Abendessen hübsch gemacht hatte.
Ganz entgegen ihrer Gewohnheit war sie in ein schwarzes Kleid und hochhackige Sandalen geschlüpft und hatte einen Hauch von Wimperntusche aufgelegt. Ihr Haar hatte sie gebürstet, bis es weich über ihre Schultern bis hinunter zu ihrer Taille fiel. Auch wenn sie sich selbst einzureden versuchte, dass es bloß eine Rüstung war, hinter der sie sich verstecken konnte, fühlte sie sich unwohl. Salmans Augen schienen direkt in ihre Seele zu blicken.
In diesem Moment legte er Messer und Gabel zur Seite, lehnte sich zurück und tupfte seinen Mund mit der Serviette ab. Früher hatte sie ihn damit aufgezogen, dass er sich bei Tisch immer vollkommen auf das Essen konzentrierte.
Um die unwillkommene Erinnerung auszublenden, bemerkte Jamilah beiläufig: „Du trinkst nicht.“ Sie lächelte charmant. „Leidest du noch unter dem Exzess von letzter Woche? Man sagt ja, mit zunehmendem Alter wird es immer schwieriger, mit den Nachwirkungen fertig zu werden.“
„Ich trinke nicht.“ Erwiderte Salman kurz angebunden. „Und ich nehme auch keine Drogen.“
Jamilah hob fragend die Brauen.
Salmans gesamter Körper spannte sich an. Wenn sie die geringste Idee hätte, wie sehr ich sie will, würde sie aufspringen und aus dem Raum flüchten, dachte er.
Als ein Bediensteter Jamilah pünktlich um acht Uhr in den Raum geführt hatte, war Salman für einen Moment erstarrt. Er hatte erwartet, sie wie immer in Jeans und T-Shirt zu sehen, und wäre nicht einmal überrascht gewesen, wenn sie dazu schmutzige Reitstiefel getragen hätte.
Doch heute Abend war sie schöner, als er sie je gesehen hatte. Ihr schwarzes Kleid zeigte wenig Haut, aber es schmiegte sich sanft an ihre zierlichen Kurven. Am liebsten hätte Salman den Tisch beiseitegestoßen und ihr dieses Kleid vom Leib gerissen. Unter großer Anstrengung zwang er sich jetzt zu einem zivilisierten Lächeln.
„Wie kannst du es dann ertragen, dich mit solchen Leuten zu umgeben? Wie konntest du sie hierher einladen und so eine Verwüstung anrichten lassen?“ Jamilah blickte ihn verständnislos an.
Salman zuckte die Achseln. „Ich finde es faszinierend, wie leicht diese Menschen der Realität entfliehen können. Ein bisschen Musik und viel Champagner, und sie amüsieren sich, als würde es kein Morgen geben“, antwortete er schließlich. „Aber wie sieht es denn mit dir aus, Jamilah? Bist du so ein Paradebeispiel der Tugend, dass du dich niemals gehen lässt?“
Sie schob ihr halb geleertes Weinglas zur Seite. „Ich bin bestimmt kein Paradebeispiel der Tugend, Salman. Aber nein, ich denke nicht, dass ich das Leben durch einen Nebel von Rausch und morgendlichen Katern sehen möchte.“
Salman verzog spöttisch den Mund. „Weil du jeden Morgen mit einem Gefühl der Freude auf den neuen Tag und die Zukunft aufwachst?“
Jamilah wurde ganz still. Früher einmal war sie so gewesen. Doch jene Zeit lag so lange zurück, dass sie sich kaum noch daran erinnern konnte. Jetzt wachte sie jeden Tag mit einem dumpfen Gefühl des Verlustes und der innerlichen Leere auf.
Salman wusste nichts von ihren Ängsten. Seit sie das Baby verloren hatte, fürchtete sie, dass sie niemals wieder schwanger werden konnte. Niemand wusste, was sie durchgemacht hatte. Und sie würde ihre Seele jetzt bestimmt nicht vor Salman offenlegen.
Sie tupfte sich mit der Serviette über den Mund, setzte sich aufrecht hin und blickte demonstrativ auf ihre Armbanduhr. „Was wolltest du mit mir besprechen, Salman? Ich muss morgen früh raus. Wir haben drei neue Junghengste
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