In der Oase unserer Traeume
zwischen uns. Heute Abend werde ich mit Eloise zu Abend essen und zu meinem alten Leben zurückkehren. Ich schlage vor, dass du dasselbe tust.“
„Aber …“ Sie sah ihn hilflos an.
„Ich denke, es ist das Beste, wenn du jetzt gehst.“ Salman wies zur Tür. „Du hast für deine Rückkehr nach Merkazad bestimmt noch einiges vorzubereiten.“
„Ich dachte, wir wären Freunde … ich dachte …“ Jamilah versuchte vergeblich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Du dachtest was?“, fiel Salman ihr barsch ins Wort. „Nur weil wir am selben Ort aufgewachsen sind und als Kinder ein bisschen Zeit zusammen verbracht haben, sind wir Freunde fürs Leben?“
Bei seinen Worten durchfuhr ein stechender Schmerz Jamilah. „Es war mehr als nur das!“, rief sie aus. „Viel mehr! Du hast in Momenten mit mir gesprochen und Zeit mit mir verbracht, als du niemand anderen sehen wolltest! Und die letzten drei Wochen … ich dachte, wir lieben uns.“
Salman seufzte ungeduldig und verdrehte die Augen. „Meine Güte, Jamilah! Du bist mir jahrelang wie ein verlorener Welpe hinterhergelaufen. Ich hatte nur nicht das Herz, dich fortzuschicken. Die letzten drei Wochen waren pure Lust. Du bist eine wunderschöne Frau, und ich habe dich begehrt. Das ist alles.“
All die glücklichen Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit kamen Jamilah plötzlich wie Lügen vor. Ihre gesamte Wut und Verletztheit waren verpufft, zurück blieb nur ein Gefühl der grenzenlosen Leere. „Du brauchst nicht weiterzusprechen, ich habe verstanden. Ich weiß nicht, ob es den Salman aus meiner Erinnerung je gegeben hat. Jetzt ist er jedenfalls verschwunden. Du bist nichts als ein kaltherziger Bastard.“
„Du hast es erfasst.“
Es kostete Jamilah ihre letzte Kraft, sich durch die auf dem Boden verstreuten Lebensmittel den Weg zur Tür zu bahnen, ohne dass ihre Beine unter ihr nachgaben.
Als sie gerade die Hand auf den Türknopf legte, rief Salman ihr zynisch hinterher: „Grüß Merkazad und meinen geliebten Bruder von mir. Ich habe nicht vor, sie in nächster Zeit wiederzusehen.“
Oder dich. Er musste die Worte nicht aussprechen, damit Jamilah ihn verstand.
Sie schloss die Augen und holte tief Luft, bevor sie mit halbwegs erhobenem Kopf das Apartment verlassen konnte. Blind vor Tränen wankte sie zum Aufzug. Sobald sich die Türen hinter ihr geschlossen hatten, sank sie an dem kalten Metall zu Boden und begann hemmungslos zu schluchzen.
2. KAPITEL
Fünf Jahre später
Die Festlichkeiten zu Ehren des Geburtstags des Sultans von Al-Omar waren so prunkvoll wie eh und je. Schauplatz war der imposante Palast mitten im Herzen der schillernden Metropole B’harani. Direkt an der Küste der Arabischen Halbinsel gelegen, war B’harani nur zwei Stunden von der hügeligen Landschaft Merkazads entfernt.
Schon seit mehr als einem Jahr erhielt Jamilah zu allen offiziellen Feiern des Sultans eine Einladung von Ahmed El-Salamouny, einem der Stabsmitglieder. Da Jamilah vermutete, dass Ahmed an ihr interessiert war und versuchte, ihr auf diese Weise näherzukommen, hatte sie bisher stets höflich abgelehnt. Doch diesmal hatte sie endlich nachgegeben und zugesagt.
Heute war die erste Nacht der mehrtägigen Feier. Obwohl nur Familie und enge Vertraute des Sultans geladen waren, hatten sich mehr als zweihundert Leute im Ballsaal versammelt.
Als Jamilah beschämt an den wahren Grund für ihr Kommen dachte, schoss ihr das Blut in die Wangen: Sie hatte erfahren, dass Salman ebenfalls zu der Feier erscheinen würde.
In den letzten fünf Jahren hatte sie sein Privatleben aus den Klatschblättern mitverfolgen können. Nie kam er mit einer Verabredung zu einer Party, doch er ging stets mit einer neuen Frau an seinem Arm. Eine war schöner und berühmter als die nächste, wenn man den Zeitschriften glauben konnte.
In diesem Moment verfluchte Jamilah sich selbst für ihre unüberlegte Entscheidung. Doch sie musste ihn wiedersehen! Trotz ihrer grausamen Trennung in Paris hatte sie Salman in all den Jahren nicht vergessen können.
Seit einigen Wochen quälten sie noch dazu ihre alten, fast vergessenen Träume. Nacht für Nacht stand sie im Schlaf wieder als sechsjähriges Mädchen vor dem Grab ihrer Eltern, und Salman kam, um ihre Hand zu nehmen.
Nur durch die Kraft, die er ihr in jenem Moment gegeben hatte, hatte sie damals den Willen zum Weiterleben gefunden. Sie wusste, dass es albern klang, aber das war der Moment gewesen, in dem sie sich in
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