In der Oase
klug. Aber ich würde meine Bauern gern in jeder offenen Feldschlacht führen, die Apophis vielleicht erforderlich macht.«
»Einverstanden.« Hor-Aha hütete sich zu lächeln. Er blickte noch immer ausdruckslos. »Wie viel Mann hast du zusammenbekommen?«, fragte Kamose Intef.
»Aus dem Gebiet Qebt, Kift und den Aruren der Nomarche zweitausendzweihundert«, antwortete Intef sofort. »Dazu habe ich die Kornspeicher für den Heeresschreiber geöffnet, bitte dich aber, Majestät, dass du dir nicht mehr nimmst, als du brauchst. Es muss noch etwas von Ägypten übrig bleiben, wenn das hier vorbei ist.« In diesem Augenblick unterbrach sie Intefs Haushofmeister, der die beiden Schreiber anmeldete, und Kamose und Ahmose erhoben sich und wollten aufbrechen. »Ich fahre jetzt weiter zum Tempel in Kift«, sagte Kamose. »Hor-Aha, kümmere du dich um die Verteilung von Intefs Männern und stelle Paheri frei, damit er alle verfügbaren Schiffe requirieren kann. Je mehr Männer auf dem Fluss fahren, desto schneller kommen wir voran.«
»Das hätte eine verletzende Auseinandersetzung werden können«, meinte Ahmose, als die beiden Männer aus dem Haus und in die gleißende Nachmittagssonne traten. »Vielleicht wäre es klüger, Hor-Ahas Befehlsgewalt auf die Medjai zu beschränken.«
»Ich habe nicht die Absicht, unseren Erfolg aufs Spiel zu setzen, nur um dem Selbstwertgefühl eines kleinlich gesinnten Fürsten zu schmeicheln!«, fuhr Kamose ihn an. »Hor-Aha hat sich wieder und wieder sowohl als Freund wie auch als treuer Soldat für unsere Familie und damit für Ägypten selbst bewährt. Er bleibt Oberbefehlshaber unter mir, Ahmose, und daran müssen sich die Fürsten gewöhnen.«
»Kamose, ich glaube, du hast Unrecht«, hielt sein Bruder ruhig dagegen. »Wenn du die Fürsten gegen dich aufbringst, kränkst du mehr als nur eine Hand voll Männer, denn du verlierst auch das Vertrauen der ihnen unterstellten Hauptleute. Die Szene, die wir gerade erlebt haben, wird sich auf dem Weg nach Norden bei Iasen und den anderen wiederholen. Hor-Aha würde es verstehen, wenn du seine Macht beschneidest, zumindest bis Ägypten uns gehört.«
»Und ich kränke keinen Freund!«, gab Kamose hitzig zurück.
»Die Fürsten haben müßig in ihren kleinen Palästen herumgehockt, haben ihren Wein getrunken und vom Überschuss ihrer Nomarchen gelebt, waren zufrieden mit ihrer Namenlosigkeit, vielleicht sogar dankbar dafür, während Apophis unseren Vater verhöhnt und auf unsere Vernichtung hingearbeitet hat. Hor-Aha jedoch hat viele Male sein Leben für uns aufs Spiel gesetzt, während sie daneben gesessen und den Göttern gedankt haben, dass sie nichts damit zu tun hatten. Sie haben Glück, dass ich sie beruhige, statt sie hart zu tadeln!« Ahmose nahm seinen Arm und zwang ihn, stehen zu bleiben.
»Was ist los mit dir?«, fragte er. »Wo bleibt dein gesunder Menschenverstand, Kamose? Wir brauchen die Fürsten und den guten Willen ihrer Männer. Und das weißt du. Wenn du schon Hor-Aha in seiner Stellung belassen willst, kann man damit wirklich etwas taktvoller, etwas zuvorkommender umgehen. Wieso fühlst du dich eigentlich persönlich angegriffen?« Kamose fiel etwas in sich zusammen.
»Verzeih mir«, sagte er. »Vielleicht beneide ich sie darum, dass sie keine echten Sorgen haben, während mein eigener Rachedurst nicht zu stillen ist. Alles lastet auf mir. Die Maat steht und fällt mit meinen Entscheidungen, und ich verübele euch eine so schwere Bürde. Fahren wir also zu Min.«
Sie bestiegen mit ihrer Leibwache ein kleines Boot und wurden flussabwärts nach Kift gerudert. Die Stadt, größer und geschäftiger als Qebt, träumte gelassen während der Stunden der Mittagsruhe vor sich hin und die beiden konnten in Ruhe beten. Bei ihrer Rückkehr nach Qebt erblickten sie noch nichts von den Soldaten, doch auf dem Anleger herrschte Unordnung, wölkte der Staub, wimmelte es von Männern, und mittendrin stand Hor-Aha, der sie zerstreut grüßte und seinem gehetzten Schreiber diktierte.
Kamose und Ahmose zogen sich in die Beschaulichkeit ihrer Kabine zurück. Ahmose schlief auf der Stelle auf den Polstern ein, doch Kamose brütete in der stickigen Hitze vor sich hin, das Kinn auf den Knien, die blicklosen Augen auf den schlafenden Bruder gerichtet. Zweieinhalb Divisionen, dachte er. Das ist gut. Als Nächstes kommt Aabtu. Wie viele Männer Anchmahor wohl zusammengezogen hat? Er ist ein größerer Fürst als Intef, empfindlicher bezüglich
Weitere Kostenlose Bücher