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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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sie plötzlich die Kiste aus, warf die Sachen auf den Boden, prüfte sichtlich den Umfang von François' Raub, und bald darauf sahen wir sie heftig mit Taniera reden, der die Ohren hangen ließ, wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hat.
    Hier also mußte sich aller Wahrscheinlichkeit nach endlich meine Hauswirtin gefunden haben, hier waren alle Anzeichen eines Besitzers üppig entwickelt. Sollte ich mich ihr nicht nähern, um die Frage der Miete endlich zu klären? Ich trug die Angelegenheit einem Kenner vor. »Unsinn,« rief er aus, »Unsinn! das ist die Alte, die Mutter, ihr gehört nichts, ich glaube, daß dem Manne dort das Haus gehört«, und er zeigte auf eine der bunten Photographien an der Wand. Damit gab ich jeden Wunsch auf, alles das zu verstehen, und als die Zeit des Abschieds kam, zahlte ich im Gerichtssaal des Archipels und unter der düsteren Zustimmung des stellvertretenden Gouverneurs ordnungsgemäß meine Miete an Taniera. Er war zufrieden und ich auch. Aber was hatte er damit zu tun? Mr. Donat, der stellvertretende Gerichtsherr und ein Mann mit einer Beimischung von Eingeborenenblut, konnte kein Lichtin die geheimnisvolle Angelegenheit bringen, und von einem einfachen Privatmann mit einer Neigung zur Literatur kann man schlechterdings auch nichts anderes erwarten.
Viertes Kapitel
Sitten und Sekten auf den Paumotus
    Selbst der oberflächlichste Leser muß einen Wandel der Atmosphäre nach dem Verlassen der Marquesasinseln bemerkt haben. Das mit allerlei Gerätschaften angefüllte Haus, die herumwirtschaftende Hausfrau, die ihre Besitztümer zählt, der ernste ungelehrte Inselpastor, der zähe Kampf ums Leben in der Lagune: alles das sind Anzeichen einer anderen Welt. Ich las in einer Broschüre – den Namen des Verfassers will ich nicht nennen –, daß der Marquesaner ganz besonders dem Paumotuaner gleiche. Ich möchte die beiden Rassen, obgleich sie so nahe beieinander wohnen, als Extreme polynesischer Verschiedenartigkeit bezeichnen. Die Marquesaner sind ohne Zweifel die schönste menschliche Rasse und eine der größten, der Paumotuaner ist durchschnittlich einen guten Zoll kleiner und nicht einmal hübsch. Der Marquesianer ist freigebig, träge, ohne Gefühl für Religion und kindlich milde gegen sich selbst, der Paumotuaner ist habgierig, zäh, unternehmungslustig, religiös kritisch und besitzt Züge eines asketischen Charakters.
    Noch vor einigen Jahren waren die Eingeborenen des Archipels verschlagene Wilde. Ihre Inseln möchte man Sireneninseln nennen, nicht nur wegen der Anziehung,die sie auf den vorüberfahrenden Seemann ausüben, sondern auch wegen der Gefahren, die ihn an Land erwarten. Selbst heute noch lauert Unheil auf gewissen abseits liegenden Inseln, und der zivilisierte Paumotuaner fürchtet sich an Land zu gehen und zögert, sich mit seinem rückständigen Bruder einzulassen. Aber, diese Inseln ausgenommen, lebt die Gefahr heute nur in der Erinnerung. Als unsere Generation noch in der Kinderstube war, bildete sie eine lebendige Tatsache. Zwischen 1830 und 1840 war es z.B. sehr gefährlich, sich Hao zu nähern, wo Schiffe geentert und die Besatzungen gefangengenommen wurden. Noch 1856 segelte der Schoner »Sarah Ann« von Papeete ab und wurde nie wieder gesehen. Es waren Frauen und Kinder an Bord, die Frau des Kapitäns, ein Kindermädchen, ein Säugling und die beiden Söhne des Kapitäns Steven, die sich auf der Fahrt zum Festlande befanden, um die Schule zu besuchen. Man vermutete, daß alle in einem Wirbelsturm umgekommen seien. Ein Jahr später sah der Kapitän der »Julia«, als er an der Küste einer Insel, die abwechselnd Bligh, Lagoon und Tematangi genannt wird, bewaffnete Eingeborene, die in mannigfarbige Stoffe gekleidet waren, den Kurs seines Schoners verfolgen. Sofort erhob sich Argwohn, die Mutter der verlorenen Kinder stellte genügend Geld zur Verfügung, und nachdem eine Expedition den Ort verödet vorgefunden hatte und zurückgekehrt war nach Abfeuerung einiger Schüsse, rüstete sie selbst eine zweite aus und begleitete sie. Niemand erschien, um sie willkommen zu heißen oder ihnen Widerstand zu leisten; sie streiften eine Weile zwischen verlassenen Hütten und menschenleeren Büschen umher, bildeten dann zwei Abteilungenund machten sich auf den Weg, um den Pandanusdschungel von einem Ende der Insel zum anderen abzusuchen. Ein Mann allein blieb am Landungsplatz, Teina, ein Häuptling von Anna und Führer der bewaffneten Eingeborenen, die den Hauptteil der

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