In einer heißen Sommernacht
die Kirche war bereits überfüllt, als sie eintrafen. Autos und Eselskarren reihten sich auf der Straße mehrere Häuserblöcke entlang in beide Richtungen. Alle Bänke waren voll besetzt. Es gab nicht einmal mehr Stehplätze, weshalb die Überzähligen vor der Kirche standen und durch die Fenster schauten.
Viele Menschen aus der Armensiedlung, die Ella wiedererkannte, hatten es vorgezogen, draußen zu bleiben. Ein paar Weiße unter den Trauergästen teilten offenbar die Vorbehalte der Dunne-Schwestern, was die Teilnahme an der Trauerfeier betraf. Sie waren gekommen, aber sie bildeten eine geschlossene Gruppe und hielten sich abseits. Ella wurde warm ums Herz, als sie Lola und Ollie Thompson und die Pritchetts unter den Anwesenden in der Kirche entdeckte.
Aufgrund der Todesumstände des Predigers hatte Ella angenommen, dass die Polizei präsent wäre, um Störer aus beiden Richtungen abzuschrecken, aber sie sah keine einzige Uniform. Mr Rainwater fand das Fernbleiben der Polizei ebenfalls ungewöhnlich und machte einen Kommentar dazu. » Da der Sheriff mit den Mördern unter einer Decke steckt, habe ich gehofft, dass er sich fernhält. Trotzdem wundert es mich, dass er nicht hier ist. Ich habe vermutet, er würde mit seinen Deputys in der Nähe Stellung beziehen, und wenn auch nur, um die Leute einzuschüchtern. Oder um sogar seine Schadenfreude offen zu zeigen.«
Jimmy erschien in der offenen Tür der Kirche und winkte sie herein, da Margaret für sie Plätze reserviert hatte. Ella fürchtete, Solly würde in Panik ausbrechen, als er zwischen ihr und Mr Rainwater eingezwängt wurde. Als er begann, auf seine Ohren zu trommeln, und die ersten Anzeichen eines Anfalls sich abzeichneten, holte Mr Rainwater ein paar Nickel aus seiner Hose und legte sie auf den abgegriffenen Umschlag eines Gesangsbuchs. Solly konzentrierte sich sofort darauf und machte sich daran, die Münzen nach seinem Gefallen zu sortieren.
Ella schenkte Mr Rainwater über Sollys Kopf hinweg ein Lächeln. Er erwiderte es.
Ella hatte dem Begräbnis von Margarets Ehemann beigewohnt, daher war sie von den ergreifenden Trauerreden nicht überrascht. Bruder Calvins junge Witwe war untröstlich. Der Chor sang lange und laut. Es hatte den Anschein, als wäre jeder, der den Prediger gekannt hatte, eingeladen worden, eine Rede zu halten. Nachdem die vorgesehenen Redner ihre Zeit auf der Kanzel bekommen hatten, stand es jedem frei, der sich dazu berufen fühlte, ein paar Worte hinzuzufügen, und davon machten viele Gebrauch. Die Predigt des auswärtigen Pfarrers dehnte sich zu einem langatmigen Sermon.
Auf wundersame Weise blieb Solly während der gesamten Trauerfeier brav und beschäftigte sich still mit den Münzen. Ella schwitzte so sehr, dass ihre Unterwäsche an der Haut klebte. Sie benutzte den Handfächer, der ihr am Eingang gegeben worden war, aber er nutzte nicht viel. Die Hitze in der Kirche wurde im Verlauf der Messe immer unerträglicher.
Allerdings war Ellas Unwohlsein verglichen mit Mr Rainwaters Verfassung nichts. Zuerst bemerkte sie, dass er unruhig wurde. Dann fiel ihr auf, dass er häufig in sein Jackett griff und sich die Seite massierte. Sein Gesicht war blass und in Schweiß gebadet, den er sich mit einem Taschentuch abtupfte, das er immer wieder fest vor seine Lippen presste.
Er ertappte sie dabei, dass sie ihn beobachtete, und lächelte ihr beruhigend zu. » Es ist nichts«, sagte er tonlos, indem er nur die Lippen bewegte.
Aber Ella wusste, dass mehr dahintersteckte. So sehr sie Bruder Calvin auch geachtet hatte, so sehr wünschte sie sich nun, dass die Messe schnell zu Ende ging, damit sie Mr Rainwater nach Hause fahren konnte. Sie würde darauf bestehen, dass er zu der Spritze griff, um seine Schmerzen zu lindern, die ihn sichtlich quälten. Vielleicht sollten sie auf dem Nachhauseweg einen Abstecher zu Doktor Kincaids Praxis machen.
Sobald das letzte Amen gesprochen war, schob Ella Solly in den Gang hinaus, ohne seinem Protestgeheul Beachtung zu schenken, als sie hastig seine Münzen einsammelte. » Ich werde die mitgebrachten Speisen hier lassen«, sagte sie zu Mr Rainwater, als sie durch den Andrang vor dem Ausgang zum Stehen gezwungen wurden. » Wir sollten nicht hier bleiben. Lass uns nach Hause fahren.«
» Warum? Solly hat nur Platzangst wegen der vielen Menschen. Er wird sich beruhigen, sobald wir draußen sind.«
» Es ist nicht Solly, um den ich mir Sorgen mache. Ich weiß, dass du Schmerzen hast.«
» Mir fehlt
Weitere Kostenlose Bücher