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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verloren, als er auf den Boden fiel? Aus dem Augenwinkel versuchte Ella, ihn zu erspähen, aber ihr gesamtes Blickfeld war von Conrads Gesicht blockiert, das vor Wut verzerrt und vom Alkohol aufgedunsen war, während in seinen kleinen Augen Verachtung und Grausamkeit funkelten.
    Sie hörte in nicht allzu großer Entfernung das Aufheulen von Motoren, einen scharfen Pfiff und eine männliche Stimme, die nach Conrad rief. Entweder er hörte es nicht, oder er ignorierte es. Keuchend vor Anstrengung, drückte er mit den Knien Ellas Beine auseinander, sodass sie nicht mehr in der Lage war, sie zusammenzupressen. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass er an seinem Hosenschlitz fummelte und leise vor sich hin fluchte, weil er ihn nicht aufbekam.
    Ihr Verstand brüllte: Das kann nicht sein, dass darf mir nicht passieren. Aber es passierte, es würde passieren, wenn sie ihn nicht daran hinderte.
    Schlagartig hörte sie auf, sich zu wehren, und sackte leicht zusammen. Conrad wich verwirrt zurück. Es waren zwar nur ein paar Zentimeter, und er lockerte seinen Griff nur geringfügig, aber Ella nutzte im Bruchteil einer Sekunde seine Verwirrung aus und rammte ihm das Knie in den Unterleib.
    Er klappte den Mund auf, um zu schreien, aber es kam nur ein qualvolles Stöhnen heraus. Er umklammerte seinen Schritt mit beiden Händen und fiel auf die Knie, bevor er mit dem Gesicht voran auf den Boden kippte. Ella schlug die Hände vors Gesicht, einerseits, um den Anblick und die Geräusche von Conrad auszublenden, während er sich vor ihren Füßen vor Schmerzen krümmte, andererseits, um Atem zu schöpfen, ihr hämmerndes Herz zu beruhigen und sich zu sammeln.
    Sie hörte das Dröhnen von Motoren, die rasch näher kamen, das Quietschen von Reifen, Männer, die betrunken johlten und grölten. Conrads Bande. Sie kamen immer näher. Ella musste sich beeilen und verschwinden, bevor Conrads Freunde eintrafen. Aber sie war noch nicht fähig, sich zu bewegen. Sie brauchte noch ein paar Sekunden, um ihre fünf Sinne zusammenzunehmen.
    » Ella?«
    Ihr Name wurde gerufen. Das war Mr Rainwaters Stimme. Seine geliebte, schöne Stimme, die zu ihr drang, trotz Conrads Wimmern. Sie war eine Erlösung.
    » Ella?«
    Conrads Stöhnen wurde lauter.
    Dann war da plötzlich ein anderes Geräusch. Ein kurzer, dumpfer Schlag, der unerklärlich nass klang, wie das klatschende Geräusch einer reifen Melone, die aufplatzte.
    Conrads Stöhnen verstummte abrupt.
    Ella nahm die Hände vom Gesicht.
    Conrad lag immer noch am Boden vor ihren Füßen. Aber er bewegte sich nicht mehr. Sein Hinterkopf war bis zur Schädelmitte gespalten. Es war inzwischen zu dunkel, um Farben voneinander zu unterscheiden, aber die unförmige Masse in dem klaffenden Spalt glänzte, und die Flüssigkeit, die daraus hervorsickerte und eine Pfütze auf dem Boden bildete, war schwarz wie Motoröl, das im Mondlicht reflektierte.
    Über ihm stand Solly mit einem großen, blutverschmierten Stein in den Händen.
    Ella schlug die Hand vor den Mund, obwohl sie immer noch seltsam hohe Laute des abgrundtiefen Entsetzens von sich gab. Sie sank auf ihre Knie und blickte abwechselnd von Conrads offenem Schädel in das friedliche Engelsgesicht ihres Sohnes.
    » Ella!«
    Sie sah, dass Mr Rainwaters Schuhe schlitternd neben Conrads leblosem Körper zum Halten kamen. Er stieß hörbar den Atem aus. Er ging vor Solly in die Hocke, und Ella beobachtete, wie er aus den kleinen Händen ihres Sohnes den Stein nahm, mit dem Conrad Ellis der Schädel eingeschlagen worden war. Erst da hob sie den Kopf und erwiderte Mr Rainwaters Blick. In seinen Augen spiegelten sich die Fassungslosigkeit und Bestürzung, mit der sie ihn ansah.
    » Gut gemacht, Solly.«
    Sie wandten beide gleichzeitig den Kopf und starrten entgeistert auf den Jungen, der die Worte gesprochen hatte. Sollys Blick war auf den Schaden fixiert, den er angerichtet hatte, ohne dass er begriff, was es bedeutete, abgesehen davon, dass Leid beendet worden war. Er wiederholte die anerkennenden Worte, mit denen er in letzter Zeit so oft gelobt worden war. Diese hatten seinen Geist durchdrungen, hatten sich in seinem Gedächtnis festgesetzt, und nun wiederholte er sie. » Gut gemacht, Solly. Gut gemacht, Solly. Gut gemacht, Solly.«
    » Oh Gott!« Ella kroch zu ihm hinüber und schloss ihn fest in die Arme, wobei sie sein Gesicht an ihre Brust drückte, um seine verfängliche Litanei zu ersticken. Nachdem sie nur auf den Tag hingelebt hatte, an dem sie ihn zum ersten

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