In einer Winternacht
darüber gesagt hat.«
Alvirah leerte ihre Tasse und lehnte höflich ein zweites Stück Streuselkuchen ab. »Kann ich mir die Schreibmaschine mal anschauen?« fragte sie.
In Bessies Schreibtisch entdeckten sie einige weiße Papierbögen. Alvirah legte einen davon in die Maschine ein und begann zu tippen. Jedesmal, wenn sie auf die Leertaste drückte, sprang der Wagen ein paar Stellen weiter, so daß sie ständig die Rücktaste benutzen mußte. »Wie lange ist die Schreibmaschine schon kaputt?«
»Mindestens seit dem Erntedankfest.«
»Das bedeutet, daß Bessie ihr Testament davor getippt und den Monsignore angelogen hat, als er sie einen Tag nach Erntedank besuchte. Oder sie hat es am Wochenende ganz langsam Wort für Wort geschrieben. Da ist doch irgendwas faul.«
»Aber es ist noch immer kein Beweis, Schatz«, wandte Willy ein. Er betrachtete den Kartonstapel an der Wand. »Kate, soll ich dir damit helfen?«
»Noch nicht. Ich suche noch etwas, das ich einpacken muß. Ich habe ein rosageblümtes Nachthemd von Bessie in die Wäsche getan, und jetzt ist es verschwunden. Es waren Puderspuren daran, und ich wollte es nicht schmutzig weggeben.« Sie senkte die Stimme und blickte sich verstohlen um. »Wenn Linda Baker sich nicht wie ein billiges Flittchen kleiden würde, könnte ich schwören, daß sie es getragen hat. Was haltet ihr davon?«
Am Nachmittag sah Willy sich Football im Fernsehen an. Die Giants spielten gegen die Steelers. Alvirah saß im Eßzimmer am Tisch, ging noch einmal die Tonbandaufzeichnungen der Gespräche über Bessies Testament und das Haus durch und machte sich Notizen. Plötzlich runzelte sie die Stirn, denn ihr war etwas aufgefallen.
Die beiden Mannschaften hatten Gleichstand, und das Spiel würde gleich zu Ende sein, als sie ausrief: »Ich glaube, jetzt hab ich es! Willy, Willy, paß mal auf. Hättest du Bessie als liebe alte Dame bezeichnet?«
»Nein, niemals«, antwortete Willy, ohne den Blick vom
Bildschirm abzuwenden. »Nicht einmal an ihren guten Tagen.« »Natürlich nicht. Denn sie war keine nette alte Dame, sondern
eine starrsinnige, verbiesterte Schreckschraube. Und genau
darum geht es. Jetzt bin ich tagelang mit den Gordons durch die Stadt gelaufen. Und dann komme ich hier am Eßtisch auf des Rätsels Lösung.«
Obwohl das Footballspiel nun doch noch spannend zu werden versprach, hörte Willy Alvirah aufmerksam zu. »Und wie lautet die, Schatz?«
»Die Gordons haben Bessie nie kennengelernt«, verkündete Alvirah triumphierend. »Sie waren Zeugen, wie eine andere Person das Testament unterschrieb. Vic und Linda haben ihnen eine Hochstaplerin als Bessie vorgestellt, während die echte Bessie unten vor dem Fernseher saß.«
Zwei Stunden später trafen Alvirah und Willy in Begleitung von Jim und Eileen Gordon bei Kate ein. Monsignore Ferris, Schwester Cordelia und Schwester Maeve Marie waren auch eingeladen, wußten aber ebensowenig wie Kate, was gespielt wurde.
»Was soll das, Alvirah?« fragte Cordelia.
»Warte es ab. Die Erben wollten doch auch kommen, oder?« erkundigte sich Alvirah.
»Die Bakers?« entgegnete Kate. »Ja, ich habe ihnen ausgerichtet, daß du eine Überraschung für sie hast.«
»Ausgezeichnet. Kate, diese netten Leute kennst du noch nicht. Das sind Jim und Eileen Gordon, die Zeugen waren, als Bessie das Testament unterschrieb – das glauben sie wenigstens.«
»Das glauben sie wenigstens?« wiederholte der Monsignore.
»Genau. Nun, Eileen, erzählen Sie uns, was an diesem Tag passiert ist«, forderte Alvirah die Immobilienmaklerin auf.
Eileen Gordons hübsches Gesicht wirkte ernst. »Wie Sie sicher noch wissen, haben wir mit Mr. Baker ein traumhaftes Doppelhaus in der 81. Straße West besichtigt. Das ist gleich gegenüber vom Museum und eines der schönsten Anwesen…«
»Eileen«, unterbrach Alvirah sie bemüht freundlich. »Berichten Sie uns von dem Testament.«
»Ach ja, richtig. Mrs. Baker hatte angerufen, und als Mr. Baker und wir hier ankamen, bat sie uns, leise zu sein. Sie sagte, im Wohnzimmer säße eine alte Dame vor dem Fernseher, die nicht gestört werden wolle. Die Tür war geschlossen. Also schlichen wir auf Zehenspitzen nach oben ins Schlafzimmer, wo Mrs. Maher uns erwartete.«
»Eine alte Dame im Wohnzimmer!« rief Kate ärgerlich aus. »Das war Bessie!«
»Und wer war die Frau im Schlafzimmer?« wollte Monsignore Ferris wissen.
Die Bakers kamen die Treppe hinunter. »Warum fragen wir Vic nicht selbst?« schlug Alvirah vor, als das Ehepaar
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