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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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kriegen würd, so leicht bekleidet wie der in der zugigen Kirch rumläuft.«
    Nierenbeckenentzündung war sozusagen das potenzierte »Wasserschneiden«. Die wurde mir immer angedroht, wenn das mit dem Wasserschneiden nichts mehr half. Mädchen bekamen das, wenn sie sich auf ein kaltes Mäuerchen setzten oder in der Früh keine dicken Socken anzogen. Dann konnte man das Wasser nicht mehr halten, und beim Pieseln tat’s ganz ordentlich weh. Meine beste Freundin Anneliese konnte davon ein Lied singen, die hatte ständig das Wasserschneiden. Ich tastete nach meinem Handy und hielt es eine Weile fest in der Hand. Ich muss zugeben, dass mich solche Situationen prinzipiell sehr schnell überfordern.
    Normalerweise würde Großmutter jetzt sagen, ein Händi, das hat kein Taug ned. Nix als schädliche Elektronik. Vielleicht hatte sie ja recht. Vielleicht sollten wir nach Hause gehen und das gute alte Festnetz nutzen. Vorsichtshalber.
    »Da ist auch mein Weihwasser«, schrie Großmutter neben mir zufrieden, als wäre alles in Ordnung, weil sie unsere alte Limoflasche gefunden hatte.
    Tatsächlich stand direkt neben der Leiche auf der Orgelbank unsere Zitronenlimonadenflasche mit dem aufgeweichten Etikett. Großer Gott. Reichte es nicht, dass meine Großmutter schizophren war? Musste sie auch noch unsere Flaschen neben Leichen deponieren?
    »Ja. Das ist dein Weihwasser«, sagte ich mit der Betonung auf »dein«, in der Hoffnung, Großmutter würde die Initiative ergreifen und sich dem toten Wanninger nähern. Großmutter reagierte darauf überhaupt nicht, sondern sah sich interessiert um. So ein Saustall, würde sie mir bestimmt gleich sagen. Da gehört sich mal g’scheit geputzt.
    Du musst jetzt stark sein, ermahnte ich mich. Nichts war schlimmer, als mit einer Mordermittlung zu tun zu haben. Denn wie sollte man das nun wieder der Polizei erklären. Ausgerechnet unsere Weihwasserflasche, direkt neben der Leiche. Das war doch verdächtig ohne Ende. Schritt für Schritt tastete ich mich näher an die Leiche heran und starrte an ihr vorbei zu den Füßen, die unbeirrt auf den Pedalen standen.
    Großmutter würde sagen, das nächste Mal nehm ich den Staubsauger mit. Schau dir doch den Dreck unter den Pedalen an. Als wenn er sich nicht die Füß sauber machen könnt, bevor er zum Orgelspielen geht.
    Ich hatte die Luft schon so lange angehalten, dass ich fast ohnmächtig wurde, als ich die Limonadenflasche in Griffweite hatte. Mit einem beherzten Griff raffte ich die Flasche an mich und sprang mit einem Quietschen nach hinten.
    Die Orgel gab noch eine Weile ein vielstimmiges Ächzen von sich, bis die letzte Luft durch die Pfeifen entwichen war. Der Pfarrer starrte mich vollkommen entsetzt an, nachdem er die Orgel ausgeschaltet hatte. Sein Blick schweifte von dem Messer zu mir und dann zur Limonadenflasche. Und mir schien es, als hinge mein erschrockenes Quietschen noch als dissonanter Klang in der Luft.
    Oh. Nein.
    Das Geräusch hörte aber nicht auf. Es war mehr so eine Art Heulen, von jemandem, der nicht in der Kirche war.
    Unser Hund. Den hatte ich vor der Kirchentür angehängt, weil es blasphemisch war, mit einem Hund durch das Haus Gottes zu gehen.
    Na prima. Ich sah jetzt schon die Rosenkranztanten vor mir, wie sie alle tuschelten. Den Pudschek umbringen und den Hund vor der Kirche anbinden. Stellt euch das einmal vor. Die Wilds wieder. Keine Ahnung vom perfekten Mord.
    »Der Wanninger, der ist tot«, sagte Großmutter und nahm mir die Weihwasserflasche aus der Hand.
    »Großer Gott«, stieß der Pfarrer entsetzt hervor. »Wieso nur?«
    »Bei dem Trumm Messer«, antwortete die Großmutter. »Ist doch kein Wunder.« Damit drehte sie sich um und ging durch die Tür.

2  
    Der wilde Herbstwind fegte die heruntergefallenen Blätter durch das Dorf. Ich war extra mit dem Auto in den Nachbarort zum Einkaufen gefahren, um niemanden zu treffen, der mich kannte. Ich gab Gas, als ich den Schorsch am Straßenrand stehen sah. Er kehrte gerade mit einer derartig verzweifelten Inbrunst Blätter zusammen, dass ich an ihm vorbeifahren konnte, ohne bemerkt zu werden. An einem anderen Tag wäre ich gerne stehen geblieben und hätte mir die Laubaktion angesehen. Dieser Kampf gegen die Naturgewalten war jedes Jahr ein Schauspiel für sich.
    Heute war ich aber ganz froh um die Leidenschaft, mit der er den davonwirbelnden Blättern nachjagte. Denn Schorsch war unser Polizist. Und irgendeine realitätsferne Lisa wünschte sich, den toten

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