In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
grinste schmal, ohne ihn anzuschauen. »Habe ich doch auch, oder?«
Dann drehte sie sich um und ließ ihn stehen.
Obwohl Vincent sicher war, dass ihm nichts nachzuweisen war, verließ er Deutschland. Es war keine Flucht, vielmehr ein Tapetenwechsel, denn er hatte eine Entscheidung getroffen, die sein Leben verändern würde.
Er stellte seinen Aufsichtsrat vor vollendete Tatsachen. »Ab sofort bereise ich die Welt!«
Die Männer und zwei Frauen hielten ihn für verwirrt.
»Ein Jugendtraum.«
Die Männer hielten ihn für cool.
Die Frauen schrieben diese Entscheidung seiner Trauer zu. Seine Geschäfte waren in sicheren Händen, sein Zugriff auf wichtige Konten von jedem Punkt der Erde aus gesichert, außerdem gab es überall W-LAN.
Er verschloss den Pfahlraum mittels modernster Technik und heuerte einen Sicherheitsdienst für die Villa an. Die Vorbereitungen dauerten fünf Tage. Eine Hausdurchsuchung in Abwesenheit hatte er nicht zu befürchten. Dafür brauchte es einen begründeten Anfangsverdacht, und der bestand nicht. Kein Richter würde einen Durchsuchungsbeschluss unterschreiben, ohne dass Vincent auf der Liste des LKA stand.
Die Presse trauerte mit ihm, weinte über sein Schicksal und seine PR-Abteilung kümmerte sich um den Rest. Und sollte Eva auf die Idee kommen, sich wichtig zu tun, würde niemand ihr glauben, jetzt nicht mehr. Nicht mehr, nachdem ihn dieses Schicksal getroffen hatte. Seine große Liebe war dahin. Zerschmettert auf dem Asphalt, zwölf Stockwerke tief gefallen. Die Polizisten und Krankenpfleger hatten gesehen, wie er geweint und über den Suff geflucht hatte, und er hatte sogar stillgehalten, als Sanitäter ihm eine zwar unnötige, aber dramaturgisch wichtige Beruhigungsspritze setzten.
Er hörte, dass Eva, da sie sech zehn war und alleine entscheiden durfte, vorerst im Penthouse ihrer Eltern lebte. Für die nächsten zwei Jahre bestellte man ihr zwar einen Vormund, doch das war aufgrund ihres Alters und ihre Intelligenz nur eine Formsache.
So gelangte er nach Los Angeles, wo er Dr. Max Webster, einen angesehenen Psychiater des Cedars-Sinai Medical Center , kennenlernte. Die Klientel dieses Mannes bestand aus Filmstars und Rockmusikern.
Vincent machte von vorneherein klar, dass er eine Ausnahme sei.
Der Psychiater hörte erstaunlich gelassen zu, als Vincent über die Pfählungen sprach.
Das Credo des German Businessman lautete: »Heilen Sie mich, Dr Webster. Ich will nie wieder einen Menschen töten!«
Los Angeles 2009
1
Der Therapeut war ein dicklicher Mann. Er war der beste, den Vincent für Dollar kaufen konnte und ließ sich sein Schweigen gut bezahlen. Jeden Monat legte Vincent ihm zehntausend Dollar in einem Umschlag auf den Tisch. Zehntausend Dollar für sechzehn Therapiestunden.
»Wie geht es Ihnen damit, dass Lisa tot ist?«
»Ich liebe Lisa nach wie vor. Wegen ihr bin ich hier. Sie hat mein Leben verändert. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich nie aufgehört, zu töten.«
»Die Therapie kann Jahre dauern, Mr Padock«, sagte Dr. Webster.
»Ich habe viele Jahre Zeit«, antwortete Vincent.
»Sie sind ein sehr kranker Mann, Mr Padock.«
»Dessen bin ich mir bewusst.«
»Wir müssen Dinge ans Tageslicht holen, die Sie aufwühlen werden.«
»Ja.«
»Sie sind ein Serienkiller. In unserem Land würden Sie hingerichtet werden. Sie sind ein grausames Wesen, eine Bestie.«
»Dennoch therapieren sie mich?«
»Nur aus diesem Grunde, Mr Padock. Ich werde Sie heilen und ein Buch darüber schreiben, selbstverständlich ohne Ihren Namen zu erwähnen. Sie bezahlen mich gut. Sie sind ein Lotteriegewinn für mich und die Wissenschaft.« Er streichelte seinen Bauch. »Ein Serienkiller, der selbst einsieht, dass er geisteskrank ist und darum bittet, geheilt zu werden, um fortan ein normales Leben zu führen. Und die Initialzündung war die Liebe zu einer Frau, die er selbstverständlich auch tötete. Wenn das nicht der Stoff ist, aus dem Therapeutenträume sind.«
Vincent war beleidigt gewesen, hatte sich benutzt gefühlt und sogleich gemerkt, dass diese Art der Ansprache schon zur Therapie gehörte. Er musste sich der Gegebenheit sicher sein, sonst würde alles keinen Sinn machen.
Und er akzeptierte.
Ich bin ein Engel! Ich bin ein Tier!
U Berlin 2009
1
»Stell dir vor, jemand geht zur Merkel, verhaftet sie und sagt: ‚Sie sind eine Serienmörderin’.« Will Prenker grinste.
Ice kicherte.
»Stell dir weiterhin vor, jemand macht das bei Thomas
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