In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
Niemand schrie sie an. Das ließ sie sich nicht bieten. Nicht heute, nicht morgen. Punkt.
»Du bist ein Idiot!« So. Jetzt war’s raus. Und nochmal Punkt. Kein Kerl durfte sich anmaßen, sie wie ein Stück Fleisch zu behandeln. Keiner. Auch der da nicht. Jedenfalls nicht immer, hahaha. Sie würde ihn tüchtig erschrecken. Ja, das würde sie. Er war ja so süß. Und er sah so missmutig aus. Sie würde ihm einen Whiskey einschenken. Jetzt gleich.
Sie schwankte auf unsicheren Beinen ins Wohnzimmer und kam mit dem Handy zurück. Den Whiskey hatte sie vergessen.
»Guck mal!«, rief sie und tanzte vor Vincent. »Telefon, Telefon!«
»Was soll das?«
»Ich rufe jetzt die Bullen an, rufe jetzt die Bullen an, rufe jetzt ... Ich habe sogar eine Visitenkarte. Von einem Ermittler.« Und während sie die Worte sang, versuchte sie, mit den Fingerspitzen die drei magischen Ziffern zu berühren, was nicht funktionierte. Sie hopsten vor ihren Augen hin und her wie Zahlenflöhe.
» Ein Ermittler?«
» Er war bei mir. Hat mich befragt. Und mir seine Karte gegeben.«
Vincent wollte ihr das Handy wegnehmen, doch mit der geschmeidigen Reaktion der Betrunkenen entzog sie sich ihm und prallte mit dem Rücken an die Brüstung. Sie hob das Handy hoch über den Kopf und wackelte mit den Brüsten. »Krieg mich doch, krieg mich doch!« Das war lustig. Ihre Bälle wippten und kreisten. Das mochte er. Er konnte nicht genug kriegen von ihren braunen, großen Warzen und sie nicht von seiner Zunge.
»Komm, und lass uns zu Bett gehen«, versuchte er es ruhig und vernünftig.
»Zuerst rufe ich die Bullen an, rufe ich die Bullen an, rufe ich die ...« Erneut fiel sie in einen Singsang. »Dann gehen wir alle bei dir schwimmen und klauen dir dein Gold, hahaha. Wir machen eine Goldparty im Swimmingpool.« Ihre Zungenspitze huschte aus den Lippen und sie sagte: »Eins ... und nochmal eins ...« Sie blickte auf. »Geht doch. Jetzt rufe ich die Bullen an, rufe jetzt die Bullen an. Ach nein, nicht eins ... eins ... Unsinn. Ich habe ja die Karte. Irgendwo muss ich sie finden. Da erreiche ich den Kommissar direkt.«
»Hör mit dem Unsinn auf!«, rief Vincent, sprang sie an und zerrte ihr das Handy aus den Fingern. Es fiel über die Brüstung in die Tiefe.
»Keiner packt mich so an!«, kreischte sie los. »Keiner. Ich will telefonieren. Gib mir mein Handy!« Sie drehte sich auf der Stelle und zeigte in die Tiefe. »Da fliegt es. Mein Handy. Mein teures, liebes Handy.« Sie schluchzte. »Du hast mein Handy nach unten geworfen. Ein iPhone. Weißt du eigentlich, was das kostet? Und du hast es nach unten geworfen.«
»Nicht nur dein Handy«, sagte er sanft.
Dann folgte Lisa dem Mobiltelefon, und bevor ihre trunkenen Sinne registrierten, was geschehen war, trug die Dunkelheit sie davon und der kühle Wind der Berliner Nacht hauchte eiskalt über ihr Gesicht und durch ihre Haare.
Als Vincent ins Wohnzimmer ging, um sich mit zitternden Händen einen Zigarillo anzuzünden, am ganzen Körper bebend den Notruf wählte und vergeblich Ausschau nach einem Jim Beam hielt, wurde er durch ein Geräusch gestört.
Eva starrte ihn an.
Ihre Blicke trafen sich.
Es war wie damals, als Vincent sich seines Vaters entledigt hatte. Doch im Gegensatz zu Mutter strahlte Eva keine Angst aus, vielmehr wirkte sie kalt wie aus Wachs. Das Nachthemd wehte im kühlen Wind um ihre Beine, und Vincent wäre jede Wette eingegangen, dass das Mädchen keine Gänsehaut hatte.
Es klingelte, bevor Vincent eine Entscheidung treffen konnte. Er überlegte, Eva zu beseitigen, jetzt, hier, schnell, aber er fand keine Lösung. Es wurde zu Recht erwartet, dass er die Wohnungstür öffnete, als schloss er die Augen für einen Moment, überließ sich seiner Furcht, und wunderte sich nicht, dass Tränen aus seinen Augen strömten.
25
Er begleitete Eva ans Grab ihrer Mutter. Nie würde Vincent das versteinerte Gesicht des Mädchens vergessen. Sie blickte ihn nicht an, sondern durch ihn hindurch. Sie weinte nicht, als Krume auf den Sarg ihrer Mutter fiel und blinzelte nicht, als die Blitzlichter hochschnellten. Sie machte den Eindruck einer lebenden Toten.
Sie drängte sich an Vincent, und er spürte die Hitze ihres Körpers durch den schwarzen Mantel hindurch. Sie flüsterte mit einer Stimme, die Glas hätte schneiden können: »Du hast nichts vor der Polizei zu befürchten. Gehe weg und lass mir meinen Frieden.«
» Warum hast du der Polizei gesagt, du hättest geschlafen?«
Sie
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