In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
ich deine Mutter. Und ich akzeptiere nicht, dass Vincent mit dir Psychospielchen treibt, so sehr ich ihn auch liebe. Ich werde mit ihm darüber reden, allerdings erst, wenn du im Bett bist. Das ist ein Gespräch ...«
»... unter Erwachsenen«, vervollständige Eva und verdrehte die Augen.
»So ist es. Und nun wird es Zeit, dass du nach oben gehst.«
»Mama?«
»Ja?«
»Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte ich es dir nicht erzählt. Ich habe mit Vincent vereinbart, dass diese Dummheit unter uns bleibt. Wir wollten dich nicht beunruhigen. Verstehst du das? Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte ich ...«
»Dann hätte Vincent es mir gesagt. Früher oder später. Oder glaubst du, nachdem ich wusste, dass du den Brief verschickt hast, ich hätte dazu geschwiegen?«
»Ich bin froh, dass du es von mir weißt.«
»Ja, Eva. Das freut mich auch. Wir alle machen Dummheiten, so ist das im Leben. Und wenn wir dazu stehen, verhindern wir, dass es sich wiederholt.«
»Trink nicht mehr zu viel. Vergiss nicht, er bringt seine Zahnbürste mit.« Eva grinste anzüglich.
»Ab ins Bett, sonst setzt’s was.«
»Bist du mir böse?«
»Du und ich werden viel zu besprechen haben. Du hast mir einiges vorgeworfen, und manches davon stimmt leider. Aber ich verspreche dir, ich werde mich bessern. Wir ändern uns. Ich ändere mich.«
»Danke, Mom. Ich bin schr ecklich müde. Mir fallen schon die Augen zu.«
Eva beugte sich über ihre Mutter, und obwohl sie der saure Weinatem ekelte, drückte sie ihre Mutter an sich und küsste sie auf die Wangen. Mom tat das auch, und dabei war sie sehr zärtlich. »Schlaf gut, Eva.«
Sie sahen sich tief in die Augen.
Lisa sagte: »Alles wird gut, mein Kind. Alles wird gut.«
24
Lisa stand im Hausflur und lauschte nach oben. Die Belastung schien Eva regelrecht umgehauen zu haben. Sie hörte durch die geschlossene Tür das leise Schnarchen des Mädchens. Regelmäßig, wohltuend, einschläfernd.
Es klingelte kurz.
Lisa öffnete. Der Fahrstuhl kam zum Penthouse hoch. Sie nahm Vincent in den Arm, drückte sich an ihn und genoss seinen Duft. Sie gingen in die Wohnung.
»Hast du gegessen?«, fragte Lisa. Ihre Zunge war schwer. Sie hatten fast zwei Flaschen Wein getrunken, definitiv zu viel. Vincent sah sie kritisch an und sagte: »Ich habe keinen Hunger.«
»Kein Wunder, dass du so schlank bist«, kicherte Lisa. Sie öffnete den Drehverschluss der dritten Weinflasche und bot Vincent davon an. Missbilligte er, dass sie trank? Er ließ es sich nicht anmerken.
»Hattest du Ärger?«, fragte er und nickte zum Wein.
»In gewisser Weise, ja.«
»Darf ich rauchen?«
»Ausnahmsweise. Wir machen die Tür zum Dachgarten auf.«
»Was ist geschehen?«
Funkelten seine Augen? Wurde er nervös, fahrig? Oder gaukelte der Alkohol Lisa das vor?
Sie berichtete ihm, was sie in den letzten zwei Stunden mit Eva besprochen hatte und wollte soeben zu einer Kritik bezüglich seines Verhaltens ansetzen, als er knapp und dumpf sagte: »Glaubst du ihr?«
»Selbstverständlich nicht, Dummerchen. Und Eva selbst glaubt es auch nicht. Es war purer Unsinn. Wir haben uns ausgesprochen. Sind uns heute näher gekommen. Das ist wunderbar. Und dass du jetzt hier bist, adelt den Abend.«
»Das hast du schön gesagt.« Vincent zündete sich einen Zigarillo an.
War er distanzierter als sonst? Schweifte sein Blick suchend durch die Wohnung?
»Wo ist Eva?«
»Sie schläft. Der Tag war anstrengend für sie. Ich beneide sie. In ihrem Alter konnte ich auch einfach so abschalten. Ab ins Bett, Augen zu und schlafen.«
»Und du glaubst wirklich, sie hat ihre Meinung geändert?«
»Es tut ihr schrecklich leid, Vincent.« Erneut füllte sie ihr Glas und leerte es mit einem Schluck. »Sie ist noch so jung. Sie besitzt viel Phantasie. Außerdem braucht es seine Zeit, bis sie sich an dich gewöhnt hat. Sie hat sehr unter dem Tod ihres Vaters gelitten. Nun bist du in meinem Leben, und siehe da ... ich wachse über mich hinaus. Trinke weniger, bin aufgeschlossener, lache viel und finde wieder Spaß am Leben. Wer ist für Eva da? Wer verschönert ihr das Leben?«
»Dafür ist jeder selbst verantwortlich«, sagte Vincent. »Niemand sollte andere Menschen für sein Schicksal verantwortlich machen.«
»Das sagt sich so leicht ...« Lisa füllte nach.
Sie schwiegen. Eine Uhr tickte. Die Stille summte.
»Sie sagte, du hättest sie bewusst verunsichert.« Lisa wollte es anders ausdrücken, bedächtiger, vorsichtiger, doch
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