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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Jahren habe ich diesen Zuspruch aufgegeben. Es hilft nichts. Genausogut könnte man den Arabern zureden, sich mit der Existenz Israels abzufinden. Sie hört mir einfach nicht zu. Sie ihrerseits hat schon elf Verkehrsstrafen bekommen, aber an denen bin ich schuld.  
    Es kann geschehen, daß wir durch eine völlig menschenleere Straße fahren - und plötzlich dringt ihr Schreckensruf an mein Ohr:
    »Ephraim! Ephraim!«
    Ich reiße das Steuer rum, gerate auf den Gehsteig, stoße zwei Koloniakübel um und krache in den Rollbalken einer Wäscherei. Dann stelle ich die Reste des Motors ab und blicke um mich. Weit und breit ist nichts und niemand zu sehen. Die Straße ist so verlassen wie der unwirtlichste Teil der Negev-Wüste.
    »Warum hast du geschrien?« erkundige ich mich und füge im Sperrdruck hinzu: » Warum hast du geschrien?«
    »Weil du unkonzentriert gefahren bist, überhaupt - wie du fährst! Wie du fährst!« Und sie schnallt demonstrativ ihren Sicherheitsgurt etwas fester.
    Die Kinder nehmen natürlich Partei für Mammi. Das erste Tier, das meine kleine Tochter Renana erkennen lernte, war ein Zebrastreifen. Ein Zebrastreifen! Auch ihr Großvater stellt oft und gerne fest, daß ich wie ein Verrückter fahre. Wie ein Verrückter! Neulich nahm er mich zur Seite, um von Mann zu Mann ein paar mahnende Worte an mich zu richten:
    »Du hast doch Sorgen genug, mein Junge. Du bist ein schöpferischer Mensch. Du denkst beim Fahren an alles mögliche. Warum überläßt du es nicht meiner Tochter?«  
    Auch die Kinder haben es schon gelernt:
    »Pappi«, tönt es von den Hintersitzen, » du bist nicht konzentriert. Laß doch Mammi... laß doch Mammi...
    Diese entwürdigenden Sticheleien finden ihre Fortsetzung, wenn ich nach Hause komme:  
    »Es ist nur Pappi«, ruft mein rothaariger Sohn Amir in die Küche. »Nichts ist passiert.«
    Warum soll etwas passiert sein? Und warum »nur« Pappi?
    Und ihre Mutter unterstützt sie noch:
    »Ich würde lachen, wenn dich jetzt ein Verkehrspolizist erwischt! Ich würde lachen!« Oder: »Das kostet dich den Führerschein! Das kostet dich den Führerschein!«
    Laut eigener Aussage kann sie sich nur entspannen, wenn sie selbst fährt. Manchmal entwindet sie mir das Lenkrad mit Gewalt und unter lautem Beifall der Galerie. Bisher ist sie zweimal mit je einem Fernlaster zusammengestoßen, einmal mit einem Klavier, hat mehrere Parkometer umgelegt und ungezählte Katzen überfahren.
    »Weil deine wilde Fahrerei mich ansteckt«, erläutert sie.  
    Neuerdings beteiligt sich sogar unsere Hündin Franz an der gegen mich   gerichteten Verschwörung. In jeder Kurve steckt sie den Kopf zum Fenster hinaus und bellt laut und scharf:
    »Wau! Wau!« Zweimal. Das zweite Mal im Sperrdruck. Sie will, so dolmetscht meine Mitfahrerin, zum Ausdruck bringen, daß ich das Lenkrad mit beiden Händen halten soll. Wie jeder andere. Wie jeder andere!
    Es gibt auch rückwirkende Zurechtweisungen. Zum Beispiel passiere ich glatt und anstandslos zwei Fußgänger und werde nach ein paar Metern vorwurfsvoll gefragt:
    »Hast du sie gesehen, Hast du sie gesehen?«
    Natürlich habe ich sie gesehen. Natürlich habe ich sie gesehen. Sonst hätte ich sie ja niedergefahren oder wenigstens gestreift, nicht wahr.
    »Was machst du denn, um Gottes willen!« lautet der nächste Mahnruf. » Was machst du?«  
    »Ich mache 45 Kilometer in der Stunde.«
    »Du wirst noch im Krankenhaus enden. Oder im Gefängnis. Oder im Krankenhaus!«
    Sie selbst fährt einen Stundendurchschnitt von 120 km, was ungefähr der Schnelligkeitsrate ihrer Kommentare entspricht. Unlängst riß sie den Wagen an sich, sauste zum Supermarkt und wurde unterwegs von einer Verkehrsampel angefahren. Sie kroch unter den Trümmern hervor, bleich, aber ungebrochen, und seither folgt mir ihr vorwurfsvoller Blick auf Schritt und Tritt.
    »Stell dir vor, du armer Kerl«, will dieser Blick bedeuten, »stell dir vor, was für ein Unglück es gegeben hätte, wenn du gefahren wärst.«
    Ich bin nach längerem Nachdenken zu dem Entschluß gelangt, mir die bewährte »Doityourself«-Methode zu eigen zu machen, und tatsächlich geht es jetzt viel besser. Um meiner Familie jede Aufregung zu ersparen, stoße ich selbst die entsprechenden Vorwarnungen aus:
    »Nach 50 Metern kommt ein Stoppzeichen«, verlautbare ich bei einer Stundengeschwindigkeit von 30 km. »Ein Stoppzeichen nach SO Metern!« Oder: »Nicht bei Gelb, Ephraim! Nicht bei Gelb!« Und nachdem ich über eine
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