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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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verschmutzen.«
    In Strümpfen trat General Cambron zu den anderen bestrumpften Heerführern.
    »Wenn ich eine Hilfe im Haushalt hätte, war's etwas anderes«, erläuterte die Kaiserin ihre Anordnung. »Aber seit gestern hab ich keine mehr. Herrn Bonaparte interessiert das natürlich nicht. Den interessiert alles, nur nicht sein eigenes Haus. Jetzt bin ich am Wochenende ohne Mädchen und kann mich wegen eurer dummen Schlacht nicht einmal um einen Ersatz kümmern. Wenn Sie vielleicht von einem anständigen Mädchen hören, lassen Sie mich's bitte wissen. Mit Kochkenntnissen. Und sie muß auch auf den Buben aufpassen. Aber keine Korsin, bitte. Die reden zuviel.«
    »Gewiß, Majestät.« General Cambron salutierte und übergab dem Kaiser ein zusammengefaltetes Papier. Napoleon las es und erbleichte:
    »Meine Herren - Fouche ist zum Feind übergegangen. Was tun wir jetzt?« »Jetzt frühstücken wir«, entschied die Kaiserin und ging ins Nebenzimmer voran. Noch einmal trat Napoleon an den Tisch und fixierte mit dem Zeigefinger einen Punkt auf der Karte:
    »Hier wird sich das Schicksal Europas   entscheiden. Wenn der Gegenangriff von Südwesten kommt, fangen wir ihn an der Flanke auf. Meine Herren -«
    »Napoleon!« unterbrach Sarahs Stimme.   »Willst du Rühr- oder Spiegeleier?«
    »Egal.«  
    »Rühreier?«
    »Ja.«
    »Dann sag's doch.«
    »Meine Herren - vive la France!« beendete Napoleon den unterbrochenen Satz.
    »Vive la France!« riefen die Marschälle und Generäle.  
    »Vive l'Empereur!«
    »Napoleon!« rief Sarah und steckte den Kopf durch die Türe. »Der Bub will dich sehen!«
    »Majestät!« rief Marschall Murat. »Der Feind nähert sich!«
    »Ich, lieber Herr«, fuhr die Kaiserin dazwischen, »ich bin es, die den ganzen Tag mit dem weinenden Kind auskommen muß, ich, nicht Sie. Wollen Sie dem Kaiser vielleicht verbieten, seinem Sohn einen Abschiedskuß zu geben?«
    »Wo ist er?« fragte Napoleon.
    »Er macht gerade Pipi.«
    Und während der Kaiser sich zum Aiglon begab, stimmte die Kaiserin nochmals ihr Klagelied an.  
    »Ich hab kein Mädchen. Ich muß alles allein machen. Drei Stockwerke. Wie oft, meine Herren, habe ich Sie schon gebeten, keine Asche auf den Teppich zu streuen ?«
    Im Hintergrund erschien Napoleon und strebte mit hastigen Schritten dem Ausgang zu.
    »Was soll ich sagen, wenn jemand nach dir fragt?« wollte die Kaiserin wissen.
    »Sag, daß ich in der Schlacht bei Waterloo bin.«
    »Wann kommst du nach Hause?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Hoffentlich rechtzeitig zum Mittagessen. Was möchtest du haben?«
    »Egal.«
    »Gestopften Gänsehals?«  
    »Ja.«
    »Dann sag's doch. Und vergiß nicht«, rief sie ihm nach, »ich brauch ein Mädchen. Und komm nicht zu spät...«  
    Der Kaiser hatte sein Pferd bestiegen. An der Spitze seiner Heerführer nahm Napoleon den Weg durch die eng gewundene Schlucht, die in Richtung Waterloo führte.
    Sarah nahm Besen und Schaufel, um die Halle vom Straßenschmutz zu säubern, der von den Stiefeln der Militärs zurückgeblieben war. Sie mußte alles allein machen, denn sie hatte kein Mädchen.
    Durch das offene Fenster konnte man jetzt schon das Mündungsfeuer der Geschütze sehen. Blücher und Wellington setzten zu ihrem erfolgreichen Umklammerungsmanöver an.
    Die Geschichte weiß zu berichten, daß die beiden siegreichen Feldherren ihre Ehefrauen weit, weit hinter sich gelassen hatten.

Jerusalem antwortet nicht

    Mit zunehmenden Jahren wird man als Dichter gerne von dem Bedürfnis heimgesucht, sein Leben zu überschauen und eine Art Bestandsaufnahme zu veranstalten. Ich habe geliebt und gelernt, sagt der alternde Poet, ich habe gutes Geld verdient und habe es schlecht verwaltet, ich habe die Welt durchfahren, habe alte Städte und neue Gräber gesehen, habe mich bemüht, weise zu werden, und habe die Vergeblichkeit meiner Bemühungen erkannt. So ist das Leben...  
    Auf ungefähr diese Weise würde ein durchschnittlicher Dichtersmann sich ausdrücken.
    Sollte jedoch eines Tages an mich die Frage gerichtet werden, wie ich mein Leben verbracht habe - ich würde kurz und bündig antworten:
    »Ich habe versucht, telefonische Verbindung mit Jerusalem zu bekommen.«
    Die Vorwahlziffer von Jerusalem im automatischen Telefonverkehr lautet nämlich 02 und ist besetzt. Man wählt gleich nach dem Erwachen 02, und es ist besetzt. Es ist, bevor man's endlich aufgibt, fünf Stunden lang besetzt. Das bedeutet einen Gesamtverlust von 227 Arbeitstagen im Jahr,

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